Undercover ins Glück
gerade mal eine knappe halbe Stunde ihres ersten – und letzten – Auftrags hinter sich gebracht und bereits das Gefühl, vor Aufregung Ausschlag zu bekommen. Sie musste unbedingt ruhiger werden, zumal sie und Xander gleich auf der Terrasse sein würden.
Was immer auch geschehen mochte, sie war jetzt auf sich allein gestellt.
Nachdem Jordan den Raum verlassen hatte, wartete Nick fünf Minuten ab. Er hörte den Gästen um sich herum höflich zu und bemühte sich, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, während sie über Tannine, Nuancen, Strukturen und allen möglichen anderen Hokuspokus sprachen, den er nicht halb so interessant fand wie das, was Jordan ihm über Wein erzählt hatte. Als er mit seinem Glas Château Überteuerter-französischer-Mist fertig war, fragte er Rafe, wo die Toiletten seien.
»Den Gang runter auf der rechten Seite«, antwortete Rafe.
Natürlich hatte Nick das bereits gewusst. Er entschuldigte sich und verließ den Raum. Dann ging er schnurstracks an den Toiletten vorbei zur Treppe. Wenn ihn jemand sehen würde, wäre er nur ein Gast, der sich nach ein paar Gläsern Wein im riesigen Untergeschoss verlaufen hatte.
An Ende der Treppe blieb er stehen. Nun befand er sich am Rand des Flurs, der zu Xanders Büro führte. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, ging er weiter. Die erste Tür zu seiner Linken gehörte zu einer Abstellkammer, die nächste, rechts von ihm, zu einem großen Raum, in dem sämtliche Heiz- und Kühlsysteme des Gebäudes untergebracht waren. Als er die Tür am Ende des Ganges erreichte, packte er den Türgriff und drückte ihn herunter.
Verschlossen.
Das hatte er natürlich erwartet, aber es war trotzdem einen Versuch wert gewesen. Nick griff unter sein Jackett und das Hemd in den kleinen Beutel, den er an seine Hüfte geklebt hatte, und zog ein Dietrichset hervor. Einer der Vorteile, sechs Monate lang einen Kriminellen spielen zu müssen, lag darin, dass er gewisse illegale Fertigkeiten perfektionieren konnte und Eckharts einfaches Türschloss keine Herausforderung für ihn darstellte. Sorgsam darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen, steckte er einen flachen Drehmomentschlüssel mit ein wenig Druck ins Schloss. Dann benutzte er einen Dietrich, um die Schlossstifte nacheinander hochzudrücken. Als der letzte Stift in der richtigen Position war, bewegte er das Drehmomentwerkzeug wie einen Schlüssel.
Voilà.
Nick betrat das Büro. Er drückte die Tür hinter sich zu und verschloss sie. Dann griff er in die Innentasche seines Jacketts und steckte einen winzigen Sendeempfänger in sein rechtes Ohr. »Jack. Ich bin drin.«
Pallas’ Stimme drang störungsfrei zu ihm durch. »Klingt so, als ob Eckhart und du euch glänzend versteht.«
Zumindest wusste er nun, dass das Mikrofon auf seiner Brust aktiv gewesen war, seit er und Jordan das Restaurant betreten hatten. »Eckhart hat Glück, dass ich heute Abend ein solcher Gentleman bin. Ansonsten hätte ich ihm schon längst meinen Mantel über den Kopf geworfen, ihn in den Lieferwagen gezerrt und ihm gezeigt, was mit Typen passiert, die gegenüber FBI -Agenten ihr Maul aufreißen.«
»Und da sagen die Leute, dass ich ein düsteres Gemüt habe«, meinte Jack. »Zumindest lernst du ein paar Sachen über Wein. Schön zu wissen, dass du dir so viel Mühe dabei gibst, dich weiterzubilden.«
»Weiß die Oberstaatsanwältin, dass du deine Samstagabende damit verbringst, private Unterhaltungen zu belauschen?«, fragte Nick.
»Die Oberstaatsanwältin weiß genau, wie ich meine Samstagabende verbringe.«
Nick grinste. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe und untersuchte den Raum. Eckharts Büro war genau so, wie Jordan es beschrieben hatte: ein übergroßer Mahagonischreibtisch, zwei Wände voller eingebauter Bücherregale, ein Aktenschrank in der südwestlichen Ecke (der, wie er feststellte, ebenfalls abgeschlossen war), und zwei Ledersessel, die um einen Couchtisch gruppiert waren. Fünf Aufnahmegeräte sollten genügen.
Sein Blick bewegte sich zu zwei Steckdosen weiter unten an den Wänden, die sofort sichtbar waren, und die gläserne Lampe an der Decke. Ein guter Anfang. Eine weitere Wanze unter dem Couchtisch und eine fünfte unter Xanders Schreibtisch, und sie waren startklar.
Nick zog einen kleinen Schraubenzieher aus seinem Dietrichset. »Seid ihr so weit?«
»Sind wir«, sagte Jack in seinem Ohr. »Sobald du die erste Wanze platziert hast, machen
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