Undercover Lover
können …“
Der Polizist schüttelte erschüttert über sich selbst den Kopf. Er konnte sie nicht einmal ansehen, so sehr ekelte er sich vor sich selbst.
„Nein, Kay, das hier hätte nicht passieren dürfen. Nicht so und nicht mit dir … Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich wollte dich nie verletzen.“
„Du hast mich doch gar nicht verletzt. Ich bin …“
„Nein, Kay.“
Nevin ahnte, was sie ihm sagen wollte. Er hatte gespürt, wie heftig sie unter ihm explodiert war, doch das machte sein Handeln nicht besser oder weniger schlecht. Sie wirkte so hilflos in ihrem Versuch, ihn zu besänftigen, und kletterte vom Bett, um ihn zu umarmen. Nevin wich ihr abermals aus, denn er konnte ihre Sanftheit jetzt nicht ertragen. Ihm war speiübel.
„Ich muss gehen. Tut mir leid, Kay.“
„Nevin, bitte bleib, lass uns darüber reden. Es ist doch gar nichts passiert, was nicht schon einmal zwischen uns …“
Doch bevor sie den Satz beenden konnte, knallte er die Wohnungstür hinter sich zu. Statt des Aufzugs nahm er die Treppen in einem eiligen Tempo und spuckte draußen angekommen auf die Straße, als ob das etwas an seiner Übelkeit ändern könnte. Seine Gedanken rasten, und er schämte sich abgrundtief. Seine Fäuste ballten sich, und er wollte irgendetwas zerstören, auf irgendwas einschlagen. Jemand rempelte ihn mit der Schulter an, doch Nevin besann sich eines Besseren, als seine Wut an der Person auszulassen, auch wenn die Gewalt in seinem Innern kochte. Wenn er sich jetzt auch noch dazu hinreißen ließe, seinen Selbsthass auf einen Unschuldigen loszulassen, wäre er genau das, was er seit Jahren bekämpfte. Er steckte die Hände tief in seine Lederjacke und stapfte davon, ohne den Mann anzusehen.
Doch dann drehte sich Nevin noch einmal intuitiv um. Etwas in seiner Magengrube sagte ihm, dass er dem Kerl schon einmal begegnet war. Der Typ drängte sich durch die Eingangstür, die gerade zuglitt, und befand sich mit dem Rücken zu ihm. Nevin verwarf den aufkeimenden Gedanken, dass er den Mann kannte und irgendetwas nicht stimmte. In seiner Verfassung spielte ihm sicherlich die Dunkelheit einen Streich.
Nevin ging weiter, überquerte die Straße und stieg in seinen Wagen.
Unruhig wanderte Kaylin durch ihre Wohnung. Hätte sie ihn energischer aufhalten sollen? Ihn anschreien, um ihm klar zu machen, dass er nichts Falsches getan hatte? Sie strich sich seufzend über das Gesicht. Sie wollte sich nicht ausmalen, was Nevin gerade durchmachte. Sie hoffte, er würde nach Hause fahren und sich ins Bett legen. Morgen würde er die Dinge wieder aus einem vernünftigen Blickwinkel sehen.
Mit einem Sprung hechtete sie zur Tür, als es klopfte.
„Nevin, du bist …“
Ihre Gesichtszüge entgleisten, und der restliche Satz blieb ihr im Hals stecken, als sie Ciarán vor der Tür stehen sah.
„Nevin?“
Grinsend betrat er die Wohnung und musterte sie, nachdem er die Tür hinter sich zugekickt hatte. Wie erstarrt erwiderte sie seinen Blick und schluckte hörbar.
„Wer ist Nevin? Kenne ich ihn?“
Kopfschüttelnd wich sie einen Schritt zurück und versuchte, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Fassungslos wurde sie sich bewusst, dass sie noch immer die Hitze des Gefechts in sich spürte und geradewegs auf dem Weg in die Hölle war.
„Er ist ein Freund … er …“
„Ein Freund!“
Ciarán kam immer näher, und ein seltsames Funkeln wurde in seinen Augen sichtbar. Sie nickte wie hypnotisiert und erinnerte sich an das, was er ihr im Club erzählt hatte. Kaylin fühlte sich plötzlich so schäbig und schmutzig. Sie hatte mit einem anderen Mann geschlafen, kurz bevor er zurückgekommen war, und nicht einen Gedanken daran verschwendet, was sie ihm womöglich damit antat. Betrug hatte er es genannt, als er von seinen vergangenen Beziehungen gesprochen hatte.
„Was wollte dein Freund Nevin denn hier – mitten in der Nacht?“
Kaylin wusste, die Schuld stand ihr ins Gesicht geschrieben. Jedenfalls war sie felsenfest davon überzeugt, dass er ihr ansehen konnte, was geschehen war. Den Rücken gegen die Wand gepresst, wandte sie ihr Gesicht ab, als sein Atem über ihren Hals strich.
„Ich hab mit ihm geschlafen.“
Kaylin schloss fest die Augen und konnte die hastig ausgesprochene Wahrheit nicht mehr zurücknehmen.
„Tz, tz, tz … So eine bist du also?“
Sie wollte widersprechen, aber was hätte sie denn sagen sollen? Dass sie nicht so war? Ihre Lungen füllten sich mit Luft. Seine Händen
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