Undercover Lover
waren. Seine Kiefermuskeln arbeiteten, und sie schämte sich abgrundtief, dass er sie so sehen musste. Ihr Herz sollte augenblicklich aufhören zu schlagen, doch es gehorchte ihr nicht.
Ciarán musterte Nevin, grinste und nickte ihm lächelnd zu. Er griff nach Kaylins Hand und zog sie mit sich nach draußen. Sie warf einen Blick zurück in den Eingang. Nevin sah ihnen nach, und das Funkeln in seinen Augen hätte nicht tödlicher aussehen können. In seinem Gesichtsausdruck lag eine Mischung aus Eifersucht und etwas, das sie nicht richtig deuten konnte.
Plötzlich wurde ihr klar, was da gerade geschah. Die Männer, mit denen Nevin gekommen war, besuchten ihren Club. Sie blieb stehen, und Ciarán sah sie fragend an.
„Was ist? Komm, ich will dir etwas zeigen.“
Kaylin schüttelte den Kopf und sah zurück zum Nachtclub.
„Ich kann nicht.“
„Kaylin!“
„Nein, ich kann nicht, ich muss zurück.“
Sie hörte einen Fluch aus seinem Mund, als sie ihn stehen ließ und zurückkehrte. Kaylin ging zurück in den Lagerraum, der noch immer nach Sex roch, um die Fassung zurück zu erlangen. Wieder einmal war sie ihm verfallen, und es half nichts: Egal wie sehr sie sich vornahm, ihm etwas mehr Gegenwehr zu bieten, sobald er sie berührte, war sie wie Pudding in seinen Armen.
Sie holte Wongs Karte heraus, die sie stets bei sich trug, und wählte per Handy seine Nummer. Reiß dich zusammen, Kay! Nachdem sie ihm die Situation im Club geschildert hatte, riet er ihr, sich unauffällig zu verhalten und ruhig zu bleiben. Nevin wüsste, was er tat, und Männer in Zivil hatten sich bereits unter die Clubgäste gemischt. Seine Stimme beruhigte sie, wenn auch nur ein wenig. Ihr Herz pumpte das Adrenalin durch ihren Leib, und sie hatte das Gefühl, als seien ihre Beine bleischwer.
Von der Empore aus machte sie die Männer in der Menge aus und behielt Nevin im Blick. Ihr Körper bebte. Die Furcht um ihre Clubgäste, ihre Angestellten und Nevins Sicherheit ließen sie kaum atmen. Obwohl Wong ihr gesagt hatte, dass sich unter den Clubbesuchern eine Menge Polizisten in Zivil aufhielten, traute sie der Sache nicht. Was zum Teufel suchten die Kriminellen hier? Nevin wirkte wie ein Profi und schien seinen Job als Leibwächter ernst zu nehmen. Jeder Gast, der dem grauhaarigen Drogenbaron zu nahe kam, wurde von ihm abgedrängt, und sein Blick suchte stetig wachsam umher. Es war skurril mitanzusehen, wie Nevin den Kriminellen beschützte und gleichzeitig zu wissen, dass er ein Undercovercop war.
Nevin war bemüht, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, doch ständig sah er dieses Bild vor Augen: Kaylin mit unordentlicher Kleidung, zerzaustem Haar und diesem Kerl an ihrer Seite. Er schaffte es nicht, die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. In der Seitentasche seiner Cargohose vibrierte das Handy. Zuerst wollte er den Anruf ignorieren, ließ seinen Blick erneut über die tanzenden Clubgäste schweifen, doch dann erkannte er auf dem Display Kaylins Nummer. Für einen Moment war er versucht, mit ihr zu sprechen, doch nicht hier und nicht jetzt. Er drückte den Anruf weg und steckte das Handy wieder ein. Mehrmals hintereinander vibrierte es noch, doch diesmal widerstand er der Versuchung. Selbst wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, er wäre zu wütend auf sie gewesen, um vernünftig mit ihr zu sprechen. Er war hier, um einen Job zu erledigen. In Gedanken rief er sich selbst zur Ordnung, ließ seinen Blick umherschweifen und stellte sicher, dass niemand zu nahe kam.
Der Boss verabschiedete sich schließlich von seiner Verabredung, schüttelte die Hand des Ganoven, mit dem er gedachte, weitere Geschäfte zu machen, und gab seinen Leuten ein Zeichen, zu gehen. Nevin blieb dicht bei dem Mann, um ihn, wie es seine neueste Aufgabe war, abzuschirmen. Ein Jahr Arbeit hatte es ihn gekostet, dem großen Fisch so nah zu kommen und sich in der Hierarchie hochzuarbeiten. Er hasste jede verdammte Minute davon, doch sein Gesicht zeigte keinerlei Gemütsregung.
Als angeblicher Kleinganove mit krimineller Vorgeschichte, frisch aus dem Knast, hatte er nach Arbeit gesucht und bei dem Boss Fuß gefasst. Mit Totschlag, Körperverletzung und Einbrüchen in seiner falschen Polizeiakte war Logan der richtige Mann für die Vorhaben des Gangsters. Logan Moore war geschickt, skrupellos, gefühlskalt und brutal, wenn es nötig war. Logan Moore hatte sich in diesem Jahr immer mehr in Nevins eigener Persönlichkeit verankert, sodass er sich zeitweise sogar
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