Undercover Lover
den Küchentisch. Mit einer frischen Tasse Kaffee saß sie da und wartete. Er würde wiederkommen, so wie er es gesagt hatte. Gleichgültigkeit ersetzte die Furcht vor dem Wiedersehen. Egal was er mit ihr anstellen würde, mehr als das, was er ihr bereits angetan und sie zugelassen hatte, könnte sie nicht mehr verletzten. Sie würde auch nicht zulassen, dass sonst jemand Schaden nahm.
Lanewood versammelte seine engsten Vertrauten um einen kleinen runden Tisch. Nachdem er sich gesetzt hatte, nahmen auch die anderen Platz, und es wirkte wie Artus’ Tafelrunde. Nevin stand hinter ihm, ließ seinen Blick über die Runde gleiten, nachdem er das Patch auf seiner Lederjacke berührt hatte. Ciarán Gilroy saß rechts von Lanewood und lauschte ruhig und fast andächtig den Berichten der anderen, die für den Boss arbeiteten. Jeder Nachtclub in der Stadt war in Lanewoods Hand. Miami gehörte damit ihm, und er lehnte sich lächelnd zurück, nachdem er sich zufrieden die guten Verkaufszahlen angehört hatte.
„Ich habe noch etwas mit Ihnen zu besprechen, meine Herren.“
Diejenigen, die bereits aufgestanden waren, setzten sich wieder und wirkten, als würden sie befürchten, dass man ihnen den Schädel vom Hals trennte. Nevin war erstaunt, wie viele bekannte Gesichter sich doch hier versammelt hatten, und alle kuschten sie wie gut dressierte Hunde.
„Nach dem bedauerlichen Tod von Eric Delany …“
Lanewood ließ prüfend seinen Blick über die Gesichter schweifen, bevor er weitersprach.
„… müssen wir nun auf anderem Wege Tristans Nightclub unter Kontrolle bringen.“
Nevin widerstand dem Impuls, die Augen zu schließen, als hätte er es geahnt, doch nicht nur er schien mit der Nervosität zu kämpfen. Der eben noch so ruhige Gilroy rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
„Der kleine Delany wäre früher oder später unter ein wenig Druck zu der Überzeugung gelangt, dass es besser für ihn wäre, uns den Club zu überlassen. Leider hat man uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich wüsste sehr gern, wer den Jungen gekillt hat.“
Abermals wanderten seine Augen über die Gesichter der Anwesenden. Auch Nevin sah ihnen in die Augen, doch niemand schien sich melden zu wollen, und es war ersichtlich, dass keiner von ihnen etwas damit zu tun hatte. Als Lanewood lautstark in die Hände klatschte, zuckten die Anwesenden zusammen.
„Nun, wie dem auch sei, wo gehobelt wird, fallen Späne, und es lässt sich nicht mehr ändern. Der kleine Mistkerl ist verreckt, und ich will den Club.“
Gilroy räusperte sich, und etwas an der Geste wirkte auf Nevin, als wäre er nervös. Lanewood redete weiter.
„Und das bedeutet, ich muss mich mit der Schwester unterhalten.“
Nevin schluckte und nahm einen tiefen Atemzug. Das war nicht gut, gar nicht gut.
„Ciarán!“
Gilroy war so in Gedanken versunken, dass Lanewood ihn dreimal ansprechen musste, bevor dieser reagierte und den Boss ansah.
„Du wirst mir die Kleine herschaffen, und zwar heute noch. Mal sehen, ob die Schwester einsichtiger ist als der Bruder.“
Die rechte Hand des Bosses stand so hastig von seinem Stuhl auf, dass dieser nach hinten kippte und krachend auf dem Boden landete. Kaum hatte Gilroy die Tür erreicht, erstarrte er.
„Logan wird dich begleiten.“
Ciaráns Blick wanderte zurück zu Lanewood. Seine Kiefermuskeln arbeiteten.
„Hast du ein Problem damit?“
„Nein.“
Ciarán fletschte die Zähne, als er antwortete, und Nevin musterte ihn eingehend. Hatte die rechte Hand des Bosses Vertrauen eingebüßt? Ahnte Lanewood, dass Gilroys Loyalität nicht mehr ganz ihm gehörte? Nevin konnte sich gegen die aufkeimende Schadenfreude kaum wehren und schenkte Ciarán ein breites Grinsen. Ciarán wandte sich wieder an Lanewood.
„Ich brauche keinen Babysitter!“
„Aber die Kleine vielleicht. Ich will sie unbeschadet hier haben. Und ich weiß, wie sehr dich kleine niedliche Irinnen reizen.“
Lanewood war alles andere als dumm. Nevin verstand die Botschaft deutlich, ebenso wie Gilroy. Der Boss wusste etwas. Das machte Gilroy jedoch brandgefährlich.
„Logan wird dich begleiten. Das ist mein letztes Wort.“
Ciaráns Hand umklammerte so fest den Türgriff, dass seine Knöchel sich weiß färbten. Nevin blieb neben ihm stehen, lächelte abermals, als er den Hass in den Augen des Mannes erkannte. Jetzt war Vorsicht geboten, denn Kay war in Gefahr und diese Situation benötigte Fingerspitzengefühl.
„Worauf wartest
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