Undercover Lover
du?“
Gilroy ging voraus und verließ mit eiligen Schritten das Haus des Drogenbosses. Als er sich zu Nevin umdrehte, hob er die Hände und wirkte wieder, als wäre alles in Ordnung. Gilroy hatte seine Fassade erneut im Griff.
„Es ist doch völlig unsinnig, wenn wir beide dahinfahren und sie abholen. Ich hab einen guten Draht zu der kleinen Barmieze. Sie frisst mir sozusagen aus der Hand. Für dich wäre das reine Zeitverschwendung. Du bist hier wichtiger. Jemand muss auf den Boss achten. Du bist sein Bodyguard.“
Sein Lächeln ließ keinen Zweifel daran, dass er Nevin für mental total benachteiligt hielt und für dumm genug, seinen Versuch, ihn loszuwerden, nicht zu durchschauen. Er zuckte mit den Schultern.
„Du hast den Boss gehört.“
Nevin stieg ein und schmunzelte über Ciaráns entgleiste Gesichtszüge. Er sah ihm an, dass er am liebsten ausgeflippt wäre. Vor dem Tristans hielt er an.
„Geh und schau nach, ob sie da ist.“
Nevin schüttelte den Kopf. Der Kerl würde die Gelegenheit nutzen, um abzuhauen.
„Du hast doch den guten Draht zu der Mieze.“
Genervt knurrte Ciarán auf und stieg aus. Zu Nevins Überraschung kam er allein zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte er inständig, sie hätte ihm den Marsch geblasen und die Bar wäre voller Bullen.
„Sie ist nicht da. Die Kartoffelschälerin sagt, sie sei krank.“
Nevin schluckte den Schock herunter. Kaylin lebte, träumte und atmete diese Bar, und in all der Zeit, die er sie kannte, war sie nie krank gewesen, hatte nicht einen Tag freigenommen. Das passte nicht zu ihr. Doch er hielt sich bedeckt und setzte eine gleichgültige Miene auf.
„Und nun?“
„Fahren wir zu ihr nach Hause, was glaubst du?“
Dort angelangt, entdeckten sie eine Streife, die direkt vor dem Apartmenthaus postiert stand. Fluchend fuhr Ciarán an ihr vorbei.
„Scheiße, die sind ja immer noch da.“
Nevin antwortete nicht und war gespannt darauf, was er sich nun einfallen lassen würde. Ein paar Straßen weiter parkte Ciarán den Porsche und tippte Kaylins Nummer ins Handy. Während des Gesprächs stieg Ciarán aus.
Sag ihm, er soll sich zum Teufel scheren und bleib in der Wohnung.
Innerlich brannte die Hoffnung, doch äußerlich wirkte er unbeteiligt. Nevin nutzte die Gelegenheit, um Jason zu kontaktieren. Angespannt wischte er sich über das Gesicht. Sein Mobiltelefon meldete sich prompt.
Bleib ruhig, wir sind dran!
Er musste seinem Partner blind vertrauen, doch seine Unruhe, die mit Kaylins Beteiligung wuchs, machte die Situation brisant. Ciarán kehrte zurück und stieg ein.
„Sie triff sich mit uns.“
Fast wäre Nevin ein Fluch über die Lippen gedrungen, und er biss die Zähne zusammen.
Verdammt, Kay!
Ihre Hand blieb ruhig, als Kaylin das Handy in die Hosentasche ihrer Jeans steckte. Sie hatte erwartet, das Ciarán herkommen würde. Stattdessen befahl er ihr, ihn an der Lagerhalle zu treffen. Kaylin lachte freudlos auf. War Taras Besuch für ihn schon Anlass genug, seine Drohung wahr werden zu lassen? Ungerührt zog sie sich eine Jacke über und verließ ihre Wohnung. Zu Fuß machte sie sich auf den Weg zum Tristans , ging ohne ein Wort des Grußes in das Büro und holte sich die Schlüssel für den Van. Kaylin spürte die Blicke ihrer Mitarbeiter auf sich, doch sie brachte es nicht fertig, auch nur zu lächeln. Das Küchenmesser in ihrer Gesäßtasche hinderte sie daran, sich in den Fahrersitz gleiten zu lassen, also legte sie es neben sich auf den Sitz. Es war lächerlich, aber kampflos wollte sie es nicht über sich ergehen lassen, dass er seine Hunde auf sie hetzte. Die Männer würden sich anstrengen müssen. Wenn es ihr allerdings gelang, Ciarán die Klinge zwischen die Rippen zu stoßen, würde sie mit einem Lachen alles ertragen, was dann mit ihr geschehen würde. Selbst der Tod erschreckte sie nicht.
Sie trat das Gaspedal durch und jagte den Van mitten durch die Stadt zum Zielpunkt. Je schneller sie da war, umso schneller brachte sie es hinter sich. Auf dem Gelände stand nur sein roter Porsche, und Ciarán lehnte an der Fahrertür. Kaylin konnte nicht sehen, ob jemand bei ihm war. Bevor sie ausstieg, steckte sie sich das Messer wieder in die Gesäßtasche, richtete ihre Jacke, damit der Griff verdeckt blieb. Ihr Herz klopfte bis zum Hals hinauf. Kaylin war überrascht, wie viel Hass sie doch empfinden konnte, obwohl sie sich zuvor noch so leer gefühlt hatte. Mit jedem Schritt, den sie sich ihm näherte, kochte der
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