Undercover Lover
Zorn in ihrem Innern höher.
Ciarán breitete seine Arme aus und kam lächelnd auf sie zu. Sie fixierte sein Gesicht. Der Reiz, ihm dieses Lächeln aus der Visage zu schneiden, wuchs. Sie wollte ihm die Augen ausstechen, ihm die Zunge rausreißen, ihn ausweiden und dann auf ihn spucken, wenn er schon blutend am Boden lag. Kaylin lächelte.
„Braves Mädchen, du hast deine erste Lektion gut gelernt.“
Er griff nach ihren Schultern, und sie packte den Griff des Messers, ohne es zu ziehen. Noch immer strahlte ihr sein falsches Lächeln entgegen.
„Wenn du einen Ton sagst, mach ich dich kalt.“
Sein drohendes Flüstern jagte ihr durch den Körper und nährte den Wunsch, ihm die Klinge in den Bauch zu rammen. Langsam zog sie das Messer aus ihrem Hosenbund.
„Gibt es Probleme?“
Sie hielt in ihrer Bewegung inne, erstarrte, als sie Nevins Stimme wiedererkannte. Kaylin blickte an Ciarán vorbei zum Wagen, und ihr Herz setzte einen Takt aus. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und ließ ihre Finger zittern. Ciarán grinste seinen Begleiter an, um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Dann wandte er sich wieder Kaylin zu.
„Mein Boss will dich sehen … Kein Wort zu niemandem oder deine kleine Küchenschlampe ist tot, klar?“
„Wird das heute noch was, Gilroy?“
Die gespielte Ungeduld zerrte tatsächlich an Nevins Nerven, doch er konnte nicht aus der Rolle fallen. Kaylin sah blass und krank aus. Wann zum Teufel hatte sie das letzte Mal geschlafen? Wann etwas gegessen? Es zerriss ihn, sie so zu sehen. Was hatte dieser Scheißkerl mit ihr angestellt? Kaylin starrte ihn an, senkte beschämt ihren Blick und kämpfte sichtlich gegen die Tränen an. Ciarán brachte sie zum Wagen und öffnete die Tür.
„Stopp!“
Nevin sprang behände über die Beifahrertür und umrundete den Wagen.
„Was ist dein verdammtes Problem, Logan?“
Ciarán wirkte plötzlich wieder nervös. Bekam er etwa kalte Füße? Grinsend schob Nevin sich an ihm vorbei, direkt vor Kaylins Körper, und tastete sie ab.
„Mein verdammtes Problem ist …“
Er zog das Messer aus ihrer Gesäßtasche und beendete den Satz nicht, stattdessen sah er Ciarán nur grinsend an. Die Augen des Mistkerls weiteten sich.
„Fuck, du kleine …“
„Na, du wirst doch wohl nicht Gefahr laufen wollen, dass der Boss ein Problem bekommt.“
Ciarán verlor die Nerven. Mit geballter Faust stand er da, im Begriff, Kaylin zu schlagen. Nevin blieb dicht vor seinem Gesicht stehen, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
„Er sagte unbeschadet.“
Amüsiert zuckten seine Mundwinkel nach oben. Er ließ Ciarán eindeutig wissen, was ihm vorschwebte.
Schlag zu! Liefer mir einen Grund.
Ciarán kapitulierte, zu feige, den Rest des Weges weiterzugehen. Er senkte seinen Blick und trat von Nevin zurück, der sich wieder Kaylin zuwandte.
„Mr Lanewood möchte sich mit Ihnen unterhalten, Ms Delany. Das Messer benötigen Sie nicht.“
Er zwinkert ihr zu, als er sie sanft auf den Rücksitz schob. Sofort senkte sie ihren Blick wieder. Was war los mit ihr? Er wollte sie wissen lassen, dass alles gut werden würde. Warum sah sie so bedrückt aus? In Gedanken ohrfeigte er sich selbst. Natürlich war die Situation bedrückend für sie. Sie musste völlig verängstigt sein, aber zu stolz, um ihre Angst zu zeigen. Gern hätte er sie an seine Brust gezogen, sie getröstet und sie einfach gehalten. Ihm war nach Fluchen, er wollte etwas schlagen und drehte sich wieder zu Gilroy um. Nevin brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um nicht auf ihn einzuprügeln, und stieg auf der Fahrerseite ein.
„Ich fahre.“
Ciarán wollte protestieren, doch Nevins Blick belehrte ihn eines Besseren. Einen Teil seiner Wut konnte er damit rauslassen, den Porsche zu treten und über die Stadtautobahn zu jagen. Er wusste, seine Kollegen hörten mit. Sie waren da, standen bereit und warteten. Nevin konnte sich blind auf Jason verlassen. Es war so weit! Aber Kaylin in der Schusslinie zu wissen, bereitete ihm Unbehagen. Immer wieder blickte er in den Rückspiegel, doch Kaylin erwiderte den Blickkontakt nicht. Sie saß stumm auf der Rückbank und rührte sich nicht.
Vertrau mir, es wird alles gut! Nevin wusste, sie konnte keine Gedanken lesen, aber er hoffte, dass sie es einfach wusste. Er schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Schmunzeln. Was hatte diese verrückte Irin bloß mit dem Messer vorgehabt?
Kapitel 22
Ciarán und Nevin flankierten Kaylin durch die Flure des nobel
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