Undercover
Autobahn zog sie sich fast parallel zur Küstenlinie zwischen Eukalyptuswäldern und Baustellen für neue Siedlungen hin.
Heute Morgen hatte er sich bei Al Marlowe abgemeldet: Er würde wegfahren, um sich in einem Apartment am Meer auszuruhen, hatte er behauptet.
„Das wollte ich dir schon vorschlagen“, hatte A l am Telefon gesagt und Shane daran erinnert, dass er die psychologische Hilfe annehmen solle. „Es war alles zuviel, Shane, das kann keiner so einfach wegstecken.“
„Ja, Al, das tue ich. Aber jetzt fahre ich erst einmal ans Meer“, hatte Shane geantwortet und ihm verschwiegen, dass sich das Apartment am Meer zufällig in dem Ort befand, in dem der Catering Service „Ni ce & Cool“ sein Büro unterhielt - und in dem Darren Martin zu seinen Lebzeiten gearbeitet hatte.
Als er in der Ebene die Glass House Mountains sah, die wie hohe, schroffe Eisbergspitzen emporragten, musste er an einen Fall denken, den er mit Jack vor sicher vier Jahren bearbeitet hatte. In einer Felsspalte hatten Wanderer eine Leiche entdeckt. Der Tote war erschossen worden und hatte bereits seit zwei Wochen dort gelegen. Die Identität konnte bis heute nicht geklärt werden und auch den Täter hatten sie nie gefunden. Kurz vor den Glass House Mountains gab es eine Raststätte und Tankstelle, an der sie oft auf der Fahrt angehalten hatten, und Shane überlegte, ob er auch jetzt dort eine kurze Pause einlegen und ein Sandwich essen sollte. Doch dann entschied er sich dagegen und fuhr weiter. Bald nach den Mountains begann die Vegetation tropischer zu werden. Ausgedehnte grüne und zur Erntezeit gelbe Zuckerrohrfelder breiteten sich bis zum sanften Hügelland aus. Ein Schild wies auf den Australian Zoo hin, dessen Attraktion Steve Irving mi t seinen Krokodilfütterungen gewesen war – bis ihn bei Unterewasseraufnahmen der Stachel eines Rochens ins Herz getroffen und getötet hatte.
L inks, neben der Autobahn, sah Shane schon das im Blockhausstil errichtete Eingangsgebäude des Zoos. Ein Reisebus hielt davor. Dort war eine Haltestelle des Busses, der regelmäßig von Cairns im Norden bis nach Brisbane fuhr.
Shane überholte ein Wohnwagengespann mit einem Kennzeichen aus Viktoria. Bis Mooloolaba war es nicht mehr weit. Kurze Zeit später nahm er die Ausfahrt Maroochydore.
Bisher war er auf seinen unzähligen Reisen zu Einsatzorten durch diesen Strandort gefahren. Er wusste, dass dort die Triathlon-Teams trainierten, dass eine Underwaterworld zu den Touristenattraktionen zählte und ein verzweigtes, künstlich angelegtes Kanalsystem einen gro ßen Hafen für Privatyachten bot . In den fünfziger und sechziger Jahren war Mooloolaba lediglich eine Ansiedlung langweiliger Häuser gewesen in einer von der Zuckerrohrindustrie geprägten Region .
Heute erlebten Mooloolaba und die benachbarten Orte an der Küste und auch im näheren Hinterland eine n Boom. Auf der Fahrt hatte er bemerkt, wie die Bebauung entlang der Straße dichter wurde, ein Ort an der Sunshine Coast in den anderen überging. Nicht nur der Tourismus breitete sich dorthinaus sondern auch Städter zogen zunehmend dorthin, an den Platz an der Sonne, am Strand. Selbst in diesem weiten Kontinent wurde man sich bewusst, dass die Anzahl der Plätze direkt am Meer begrenzt war.
Die Hauptstraße zog sich zwischen eintönigen Wohnstraßen und flachen Gewerbegebäuden hin bis der Yachthafen begann und mehrstöckige Apartmenthäuser mit farbig gestrichenen Balkons, die direkten Blick auf den Ozean boten, auftauchten. Shane bremste und stand in einer Autoschlange, die sich nur langsam vorwärtsbewegte. Jack hätte jetzt geflucht. Er hatte immer geflucht, wenn sie im Stau standen. Jack – er konnte es immer noch nicht fassen, war tot . Jack und Evans und Hawking – e s erschien ihm so unwirklich. Alles war doch so friedlich. Die Sonne schien, die Yachten schaukelten sanft im ruhigen Wasser der künstlichen Kanäle...
Shane drehte die Aircondition höher. Ganz langsam kroch die Autolawine vorwärts. Rechts, sich an den Hafen anschließend , sah er das kastenartige Gebäude der Underwaterworld, in der . täglich Robben oder Delfine ihre Kunststückchen vorführten und man Haie bestaunen konnte.
Er folgte dem Bogen der Straße nach links, die nach einer Ansammlung von kleinen Läden - er hatte einen Buchladen mit gebrauchten Büchern ausmachen können und ein paar einfache Imbisse - direkt auf die Esplanade, die Strandpromenade führte. Links befanden sich die modernen
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