Undercover
muskulös und definiert, wofür doch so viele Frauen im Fitness-Studio schufteten. Und ganz sicher besaß sie auch keinen harten Waschbrettbauch.
„Wieso sollte ich Sie verhören wollen, Carol?“
„Shane“, sie warf ihm einen Blick zu , „verkaufen Sie mich nicht für dumm, okay?“
„Also, ich wollte eigentlich zu Tim.“
„Er ist im Büro, nehme ich an.“
„Es hat sich nur der Anrufbeantworter eingeschaltet.“
„Tja, dann ist er sicherlich unterwegs.“ Sie klang gelangweilt. Gut, dann ging er jetzt direkter vor.
„Ich wollte mit ihm über Darren Martin reden.“
Er sah etwas in ihren Augen auflodern .
„Darren?“, fragte sie und ihre Stimme zitterte dabei ein wenig.
„Ich will wissen, was Darren Martin mit dem Tod meiner Kollegen zu tun hatte.“
„Darren ist auch tot, vergessen Sie das nic ht “ , sagte sie fast patzig.
„Dann erzählen Sie mir etwas über ihn, damit ich ihn kennen lerne.“
In ihrem Gesicht regte sich nichts. Sie trank. Ihm reichte es. Wenn sie nicht redete, dann tat er es.
„Dann erzähle ich Ihnen jetzt etwas über meine Kollegen: Andrew Hawking , Anfang d reißig, wollte heiraten, seine Freundin suchte schon die Klei der aus, ein guter Typ, der gerne lachte und viele Kinder wollte. Jim Evans, Spezialist für Fingerabdrücke, hatte alle Fortbildungen absolviert und freute sich darauf im nächsten Sommer in unsere Abteilung zu wechseln. Und Jack, mein Partner, wäre in drei Monaten wieder Vater geworden. Durch den Schock hatte seine Frau eine Frühgeburt. Sie hat ihm den Namen seines Vaters gegeben, den er nie kennen lernen wir d. Das Baby liegt im Brutkasten . So, jetzt wissen Sie etwas über die anderen Toten.“ Sein Herz hämmerte zornig.
Sie sagte nichts, sah ihn auch nicht an. Er trank sein Glas fast aus. Die Erinnerungen waren wieder da, seine Knie zitterten. Doch jetzt konnte er nicht aufgeben, musste sie wieder zum Reden bringen, und so sagte er so ruhig wie möglich: „Was tun die Leute hier gegen ihre Langweile?“
Sie zögerte einen Augenblick, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „ S ie nehmen Drogen.“ Sie hätte im selben Tonfall auch sagen können sie sehen fern oder sie gehen surfen .
„Aha. Und was tun Sie ?“
Sie hob ihr Glas und lächelte ihn über den Rand an. „Ich trinke ab und zu Alkohol.“
„Und Darren?“
„Das weiß ich nicht“, sagte sie knapp. Sie trank ihr Glas aus.
Gut, dann wurde er jetzt direkt.
„ Wissen Sie, was ich mich die ganze Zeit frage, Carol? Was macht Darren Martin nachts um drei mit einem Mann in einem Hauseingang in Brisbane? Und waru m wird er von ihm erschossen? Darren hatte ein halbes Kilo Amphetamine bei sich, Ecstasy. Interessiert S ie das nicht?“
Sie spielte mit dem leeren Glas in ihrer Hand. „Ehrlich gesagt: Nein.“
Ihr vorgetäuschtes Desinteresse machte ihn wütend.
„Aber mich, Carol. Ich will wissen, mit wem er dort gestanden hat. Denn das ist der Mörder.“
Sie sah ihn an, neutral und ausdruckslos.
„Dann finden Sie es doch heraus, Detective.“
Er hätte sie jetzt packen und schütteln können, doch er bremste sich.
„Schockiert Sie denn nicht die Vorstellung, dass Darren Martin ein ganz anderer war, als er vorgab zu sein?“
Sie blieb ungerührt.
„Nein. Wer ist schon der, der er vorgibt, zu sein, Shane?“
„Sind Sie denn in Wirklichkeit jemand anders?“
„Mal ehrlich“, lachte sie bitter, „w ann sind Sie schon Sie selbst, Shane?“
Statt zu antworten trank er sein Glas aus, und ohne zu fragen nahm sie es ihm aus der Hand und ging ins Haus. Sie verwirrte ihn, machte ihn zugleich wütend ... und neugierig. Bevor er länger darüber nachdenken konnte , wie weit er sich auf ihr Spiel einlassen sollte , kehrte sie mit zwei vollen Gläsern zurück und reichte ihm seines.
„Kümmern sich nicht Ihre Kollegen in Brisbane um den Fall?“
„Was glauben Sie , Carol , wie ein Polizistenmörder, noch dazu ein dreifacher, gejagt wird.“
„Dann sollten Sie ihnen auch den Job lassen.“
Ah, sie hatte seine wunde Stelle gefunden.
„Sie gehören also auch zu denen, die mir zur Erholung raten. Oder gehören Sie zu denen, die mich warnen?“
„Weder zu den einen noch zu den anderen. Ich fürchte nur, Sie sind zu sehr vorbelastet, Sie können die Dinge nicht richtig sehen.“
„Was sehe ich denn nicht richtig ?“
„Keine Ahnung, aber es könnte sich lohnen, darüber nachzudenken.“
Er wusste nicht, wie er ihre Äußerungen verstehen sollte. Wusste
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