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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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die geöffneten Fenster und mit ihr die Autoabgase. Er ließ die Fenster wieder hochfahren und schaltete die Aircondition ein. Doch als sie endlich kühlte, war er schon oben in Buderim und parkte in der von hohen Bäumen beschatteten Seitenstraße vor Tim und Carol Wilcox’ Haus.

26

    Shane humpelte durch das geöffnete Gartentor, über nasses Gras und unter hohen, tropfenden Büschen hindurch. Die Luft roch süß nach Blüten. Die Haustür des modernen, weißen Flachbaus mit einer breiten Glasfront, war blau. Jalousien waren heruntergelassen. Shane hätte auch zuerst zu Tim Wilcox’ Büro fahren können, doch irgendetwas hatte ihn zu seinem Privathaus geführt. Dass es die Hoffnung war, Carol wieder zu sehen verdrängte er sofort.
    Shane klingelte. Von drinnen kam ein Brummen, das plötzlich verstummte. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Ein rundes Gesicht mit Doppelkinn sah ihm entgegen. Das blond gelockte Haar war am Ansatz schon dunkel nachgewachsen.
    „Ja?“, fragte die Frau nicht gerade freundlich. In ihrer Hand der Schlauch eines Staubsaugers. Shane war überrascht.
    „Sind Tim oder Carol da?“, fragte er.
    Ein argwöhnischer Blick.
    „Und wer sind Sie?“
    „Shane O’Connor.”
    Sie drehte sich um und brüllte ins Haus : „Carol?“ Als ob Carol schwerhörig oder in der hintersten Ecke des Gartens war.
    „Ist okay, Mari-Carmen.“
    Carol kam hinter ihr aus der Wohnung. Mari-Carmen würdigte Shane keines weiteren Blickes, schaltete den Staubsauger wieder an und verschwand in einem Nebenraum. Einen Moment lang sagten weder Carol noch er etwas. Sie war kaum merklich geschminkt, trug ein hellgr ünes Sommerkleid und keine Schuhe. Strähnen fielen ihr in die Stirn und in den Nacken. Sie sah aus, als ob sie körperlich gearbeitet hatte.
    „Stör’ ich?“, fragte er.
    „Nein, kommen Sie nu r.“ Carol trat zurück. Er humpelte an ihr vorbei.
    „So kurz vor Weihnachten hat der Gärtner abgesagt. Er wollte den Rasen mähen und die Sträucher schneiden. Aber der Regen...“ Sie ging voraus. Er folgte ihr durch einen überdachten Vorraum, in dem drei Vogelkäfige hingen. Ein großer weißer Papagei sah ihn neugierig an. Das Haus unterschied sich komplett von dem von Kim und Frank , obwohl es ähnlich, am Hang , mit Blick auf die Küste gelegen war. Wohnzimmer und Veranda waren großzügiger, und die Einrichtung moderner. Strandhaus-Stil würden das die Lifestyle-Magazine nennen.
    „Sehen Sie selbst, die gehören geschnitten. Das ist schon jetzt de r reinste Dschungel“, sagte Carol und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    Er stellte sich neben sie an die Brüstung des weitläufigen Balkons und sah auf den ausgedehnten Garten voller bunt blühender Sträucher hinunter. Dahinter breitete sich die weite Ebene zur Küste hin aus, ein heller Streifen vor dem stahlblauen Meer. Das Staubsaugerbrummen schwoll an.
    „Entschuldigen S ie mich einen Moment“, sagte Carol und ging ins Haus. Er verdrängte die Unsicherheit darüber, was er nun sagen oder fragen würde und betrachtete einfach weiter die Landschaft vor sich. Das Staubsaugerbrummen hatte aufgehört, und Carol stand mit zwei Gläser in der Hand in der Tür. „ Scotch oder Gin-Tonic?“
    Gut, vielleicht fängt sie dann an zu reden, dachte er.
    „Was trinken Sie?“
    „Einen Scotch. Er macht einen so – so wahrhaftig.“ Sie verschwand drinnen und kehrte kurz darauf mit den gefüllten Gläsern zurück. Die Eiswürfel klirrten als sie ihm sein Glas reichte.
    „Und warum sind Sie gekommen, Detective?“ Sie lehnte sich wie er mit dem Rücken an die Brüstung und betrachtete von der Seite sein Gesicht.
    „Sie waren gestern auf Kim und Franks Party so plötzlich verschwunden “ , sagte er.
    Ihr Blick und ihre Haltung hatten etwas Herausforderndes. Sie strich sich durchs Haar, trank und sah ihn an. Was suchte er hier?, hämmerte es in seinem Kopf. Er sollte endlich seine Fragen stellen und dann verschwinden. Gut, erst mal ein paar unverfängliche...
    „W as tun Sie so tagsüber?“, fragte er also im Plauderton.
    Sie lachte kurz als ob sie seine Frage nicht ernst nehmen könnte. „Stellen Sie sich vor, ich habe mal Innenarchitektur studiert. Ein paar Semester jedenfalls. Jetzt schreibe ich für die Zeitung hier, gebe Einrichtungstipps. Aber, interessiert Sie das wirklich? Oder ist das nur die Einleitung für ein, sagen wir, Verhör?“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Schultern waren rund, und ihre Oberarme nicht

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