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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Sie mehr und gab es nicht zu? Oder wollte Sie sich nur wichtig – und interessant machen?
    „Die Situation ist nicht so einfach, Carol“, sagte er.
    „Nein?“
    „Nein.“ Er überlegte, wie er erklären sollte, was er hier tat.
    „Lassen Sie mich raten“, sagte sie und lächelte hintergründig, „Sie haben überlebt, und wollen wissen warum, denn wenn darin ein Sinn liegt, dann tragen Sie keine Schuld für Ihr Überlebe n, nicht wahr? Und was Sie wollen ist die Absolution , stimmt’s ?“
    Ihn erstaunte ihr Scharfsinn, zugleich ärgerte er sich über ihre Arroganz.
    „Es sollte Ihnen klar sein“, sprach sie weiter und sah ihn eindringlich an, „Nur Sie selbst sind es, der dem, was geschehen ist, einen Sinn gibt , und nur S ie selbst machen sich zum Schuldigen.“ Sie drehte sich zum Garten, trank und sah in die Ferne.
    Er stellte sein Glas aufs Geländer und wusste selbst nicht, warum er weiterredete.
    „Ich wollte eigentlich etwas über Darren Martin herausfinden. Da treffe ich Sie. Sie sind zufällig in der Geschichte aufgetaucht, und reden mir nun meine Schuld aus.“
    „Und wenn ich nicht zufällig aufgetaucht bin, Detective?“ Ihr Ton hatte wieder etwas Herausforderndes. Verdammt, was sie hier trieben, war kein Spiel , doch gefiel es ihm nicht auch auf eine seltsame Art und Weise?
    „Dann sind Sie entweder von der guten oder von der bösen Seite geschickt, Carol!“ , konterte er.
    Einen Moment lang sagte sie nichts, dann sah sie ihm fest in die Augen. „Meinen Sie wirklich, dass es nur Gut oder Böse gibt?“
    Schluss, entschied er, Carol machte sich einen Spaß daraus, ihn mit ihren Wortspielereinen - und ihrer Anwesenheit – zu verwirren.
    „Wenn Sie sich klar sind, auf welcher Seite sie stehen, dann rufen Sie mich an.“ Er zog eine Visitenkarte aus der Brieftasche, legte sie neben sein Glas und nahm seine Krücken, die an der Brüstung lehnten.
    Er ließ den Motor an und fuhr davon. Über dem dampfenden Hinterland hingen dunkelgraue Wolken. In den Bergen musste es schon wieder regnen.
    Er kam am Büro von Wilcox vorbei, einem unscheinbaren Eingang in einer Ladenreihe zwischen der Buchhandlung Jo’s Bookshop und einem Schreibwarenladen. Er war viel zu aufgewühlt, um jetzt mit Tim Wilcox zu reden. Also wendete er und fuhr zurück. Doch im Apartment wollte er sich auch nicht wieder verkriechen. So bog er in Mooloolaba nicht zur Tiefgarage ab sondern blieb auf der Pr omenadenstraße und steuerte in den Parkyn Drive, der am Komplex der Underwaterworld vorbeiführte und vor dem Fischereihafen mit ein paar Fischlokalen und der Lotsenstation an einem Parkplatz endete. Dort stellte er den Wagen ab und humpelte den kurzen Weg durch ein lichtes Wäldchen, das an den Strand grenzte. Auf einer Aussichtsplattform blieb er stehen und sah aufs Meer hinaus. Ein Schimmer von Gold lag auf dem Wasser, der Wind war stärker geworden. Er hatte keinen Plan, musste er sich eingestehen.

27

    Alles, die Planeten, Lebewesen, Gestein – alles bestand aus Zusammenmischungen von Substanzen. Überall mischten sich Substanzen, reagierten miteinander, brachten neue Substanzen hervor, diese wiederum waren imstande, sich mit anderen zu mischen, zu reagieren. Elektrizität, die Blitze bei Gewitter Reibung, Hitze – all das setzte Reaktionen in Gang, veränderte Stoffe, veränderte Reaktionen...
    Seit Jahrtausenden experimentierte nicht nur die Natur sondern auch der Mensch. Erze wurden geschmolzen, um Waffen herzustellen – und Schmuck und Dinge des täglichen Gebrauchs, Parfums wurden gemischt, Farben, Baustoffe, Rauschmittel – jetzt musste er sich konzentrieren – beim „Kochen“. Dieses Zeug hier war entzündlich. Verdammt entzündlich. Nun, zwei Kilo von diesem „Zeug“, Speed, Meth, Chalk, Ice, C ry stal, Glass, U ppers, wie es hieß, würden immerhin gute einhunderttausend Dollar bringen. Er schwitzte unter der Atemmaske. Das Geld war eine Sache, Geld konnte man auch anders machen. Vielleicht nicht so schnell so viel, aber er kannte Leute, die verdienten sich mit irgendwelchen Patenten auf Liegestuhlschrauben dumm und dämlich. Oder mit Immobilien. Aber, da war etwas, das viel interes santer war als das Geld – und das ihm sein High verschaffte: Die Vorstellung dass jede dieser Tabletten einen Menschen veränderte. Ihn Dinge tun, denken, träumen, ja erleben lassen würde, die er ohne die Droge nie würde wagen oder sich nie würde vorstellen können. Er wusste schon lange , dass er besser aufhören

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