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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sagte: »Ja.«
    »Haben Sie sie sich schon angesehen?«
    »Nein.«
    »Ich denke, das sollten Sie unbedingt.«
    »Wieso?«
    »Sie werden sie lehrreich finden.«
    Ich sah nochmals zu den drei anderen hinüber und fragte: »Ist das eine DVD mit Ton?«
    »Nein, der Film ist stumm. Leider. Mit Ton wäre er viel besser.«
    Ich gab keine Antwort.
    Sie fragte: »Wo sind Sie?«
    »Im Business Center eines Hotels.«
    »Im Four Seasons?«
    »Nein.«
    »Stehen dort Computer?«
    »Ja.«
    »Auf Computern kann man DVD s abspielen, wissen Sie.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Kann außer Ihnen jemand den Bildschirm sehen?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Spielen Sie sie ab«, sagte sie. »Ich bleibe am Telefon. Ich kann kommentieren, was Sie sehen. Wie bei einer Sondervorstellung.«
    Ich gab keine Antwort.
    Sie sagte: »Wie ein Director’s Cut«, und lachte kurz.
    Ich bewegte die Maus und legte die pummelige kleine Hand auf den Abspielknopf. Dort wartete sie geduldig.
    Ein Doppelklicken mit der Maus.
    Der PC klickte und surrte nochmals, und das bisher leere Bildschirmfenster wurde hell und zeigte zwei verzerrte waagrechte Linien. Sie blinkten zweimal, dann folgte eine Weitwinkelaufnahme von freiem Gelände. Es war Nacht. Die Kamera wackelte nicht. Auf einem hohen Stativ montiert, vermutete ich. Die Szene wurde durch eben nicht mehr sichtbare Halogenscheinwerfer erhellt. Die Farben waren grell. Das Gelände sah wüstenähnlich aus. Kahles Erdreich, dunkelkhakifarben. Kleine Steine und ein großer Felsblock. Der Felsblock war flach, größer als ein Kingsize-Bett. In seine Oberfläche waren vier Eisenringe eingelassen. In jeder Ecke einer.
    An die Ringe war ein nackter Mann gefesselt. Er war klein, mager und drahtig. Er hatte dunkle Haut und einen schwarzen Bart. Er war schätzungsweise dreißig. Er lag auf dem Rücken, war zu einem großen X ausgespannt. Die Kamera stand ungefähr einen Meter von seinen Füßen entfernt. Am oberen Bildrand zuckte sein Kopf von einer Seite zur anderen. Seine Augen waren geschlossen. Sein Mund stand offen. Die Halssehnen traten wie Stricke her-
vor.
    Er schrie, aber ich konnte ihn nicht hören.
    Dies war ein Stummfilm.
    Lila Hoth sprach in mein Ohr.
    Sie fragte: »Was sehen Sie?«
    Ich antwortete: »Einen Kerl auf einem Felsblock.«
    »Sehen Sie weiter zu.«
    »Wer ist er?«
    »Er war ein Taxifahrer, der einen Auftrag für einen amerikanischen Journalisten ausgeführt hatte.«
    Der Aufnahmewinkel betrug schätzungsweise fünfundvierzig Grad. So erschienen die Füße des Taxifahrers sehr groß, sein Kopf dafür umso kleiner. Er zerrte mindestens eine Minute lang an seinen Fesseln, bäumte sich immer wieder auf. Dabei hob er den Kopf und knallte ihn mit voller Wucht auf den Stein. Er wollte bewusstlos werden. Oder sich vielleicht selbst umbringen. Ohne Erfolg. Am oberen Bildrand erschien eine schlanke Gestalt, die ihm ein zusammengelegtes Tuch unter den Kopf schob. Diese Gestalt war Lila Hoth. Ganz ohne Zweifel. Die Bildschärfe war nicht besonders gut, aber die junge Frau war unverkennbar. Das Haar, die Augen, ihre Art, sich zu bewegen.
    Das Polster war vermutlich ein Handtuch.
    Ich sagte: »Eben habe ich Sie gesehen.«
    »Mit dem Polster? Das ist nötig, um selbst zugefügte Verletzungen zu vermeiden. Und es hebt den Kopf etwas an. Es verleitet sie zum Zuschauen.«
    »Wobei?«
    »Sehen Sie weiter zu.«
    Ich blickte mich in dem Raum um. Meine zeitweiligen Kollegen arbeiteten eifrig weiter. Sie waren alle auf die eigene Arbeit konzentriert.
    Auf meinem Bildschirm passierte ungefähr zwanzig Sekunden lang nichts. Der Taxifahrer jammerte ohne Ton weiter. Dann trat Swetlana Hoth von der Seite ins Bild. Auch sie war unverkennbar. Die stämmige Figur, das stumpfe stahlgraue Haar.
    Sie hielt ein Messer in der Hand.
    Sie kletterte auf den Felsblock und ging neben dem Kerl in die Hocke. Sie starrte sekundenlang in die Kamera. Nicht aus Eitelkeit. Sie versuchte den Aufnahmewinkel abzuschätzen, um nichts zu verdecken. Sie veränderte ihre Position, bis sie unauffällig in dem Winkel zwischen dem linken Arm des Mannes und seiner Brust kauerte.
    Der Mann starrte das Messer an.
    Swetlana beugte sich nach rechts vorn und setzte die Messerspitze ungefähr in der Mitte zwischen Schritt und Nabel auf die Bauchdecke des Kerls. Sie verstärkte den Druck. Der Kerl zuckte unkontrollierbar. Ein dicker Wurm aus Blut quoll aus dem Schnitt. Im Scheinwerferlicht sah das Blut schwarz aus. Der Kerl schrie und schrie. Ich konnte sehen,

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