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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wie seine Lippen Worte formten. Nein! und Bitte! sind in allen Sprachen unverkennbar.
    »Wo war das?«, fragte ich.
    Lila Hoth sagte: »Nicht weit von Kabul entfernt.«
    Swetlana führte das Messer nach oben in Richtung Nabel. Aus der länger werdenden Wunde quoll ein dicker Blutstrom. Sie schnitt wie ein Chirurg oder Fleischer weiter: lässig und geübt und fachmännisch. Solche Schnitte hatte sie offenbar schon oft gemacht. Die Klinge bewegte sich weiter. Sie hielt erst unter dem Brustbein des Mannes an.
    Swetlana legte das Messer weg.
    Sie benutzte ihren Zeigefinger dazu, um die Schnittwunde nachzufahren. Austretendes Blut färbte ihn rot. Sie drückte fester zu, bis der Finger bis zum ersten Gelenk in der Wunde verschwand. So bewegte sie ihn mit gelegentlichen Pausen auf und ab.
    Lila Hoth erklärte: »Sie kontrolliert, ob sie die Bauchdecke überall durchtrennt hat.«
    Ich fragte: »Woher wissen Sie das? Sie können diesen Film nicht sehen.«
    »Ich kann Sie atmen hören.«
    Swetlana griff wieder nach dem Messer und nahm sich die Stellen vor, wo ihr Finger auf Widerstand gestoßen war. Sie benutzte die Messerspitze jeweils nur kurz, um verbliebene kleine Hindernisse zu durchtrennen.
    Dann ließ sie sich zurücksinken.
    Der Bauch des Taxifahrers war offen, als wäre ein Reißverschluss aufgezogen worden. Der lange gerade Schnitt klaffte leicht. Die Bauchdecke war durchtrennt. Die Muskeln konnten dem inneren Druck nicht mehr standhalten.
    Swetlana beugte sich wieder nach vorn. Diesmal benutzte sie beide Hände. Sie schob sie in die Wunde, dehnte die Haut behutsam und wühlte im Leib des Kerls herum. Ihre Hände verschwanden bis über die Handgelenke darin. Sie spannte die Muskeln an, nahm die Schultern zurück.
    Sie hob die Eingeweide des Kerls heraus.
    Die Innereien bildeten eine feucht glänzende rosa Masse, die etwa die Größe eines weichen Fußballs hatte. Verschlungen, labberig, pulsierend, nass und dampfend.
    Sie legte diese Masse fast sanft auf die Brust des Mannes.
    Dann glitt sie von dem Felsblock und trat aus dem Bild.
    Das Kameraauge beobachtete ungerührt weiter.
    Der Taxifahrer starrte entsetzt an sich herab.
    Lila Hoth sagte: »Alles Weitere ist nur noch eine Frage der Zeit. Der Schnitt ist nicht tödlich. Wir durchtrennen keine wichtigen Blutgefäße. Die Blutung kommt ziemlich rasch zum Stehen. Hier geht’s um Schmerzen und Schock und Infektion. Die Starken widerstehen allen dreien. Wir glauben, dass sie an Unterkühlung sterben. Ihre Kerntemperatur sinkt natürlich dramatisch. Das hängt auch vom Wetter ab. Unser Rekord steht bei achtzehn Stunden. Manche Leute wollen zwei volle Tage durchgehalten haben, aber das glaube ich ihnen nicht.«
    »Sie sind verrückt, wissen Sie das?«
    »Das hat Peter Molina auch gesagt.«
    »Er hat diesen Film gesehen?«
    »Er kommt darin vor. Sehen Sie ihn sich weiter an. Benutzen Sie meinetwegen den schnellen Vorlauf. Ohne Ton ist alles sowieso weniger amüsant.«
    Ich schaute mich erneut um. Drei Leute, die konzentriert arbeiteten. Ich bewegte die pummelige Hand, bis sie auf dem Knopf für schnellen Vorlauf lag, und klickte ihn an. Jetzt lief der Film beschleunigt ab. Der Kopf des Taxifahrers bewegte sich mit winzigen Rucken von einer Seite zur anderen.
    Lila Hoth sagte: »Normalerweise nehmen wir uns nicht nur einzelne Leute vor. Es ist besser, eine Sequenz zu haben. Der zweite Kerl kommt dran, nachdem der erste gestorben ist, und so weiter. Das steigert die Angst. Sie sollten sehen, wie sie ihren Vorgänger durch Willenskraft dazu zwingen wollen, noch eine Minute länger durchzuhalten. Aber irgendwann sterben sie, und der Scheinwerfer schwenkt weg und erfasst das nächste Opfer. Dann bekommen sie Herzanfälle. Wenn sie dazu neigen. Wenn sie ein schwaches Herz haben. Aber wir können nicht immer eine Sequenz arrangieren. Deshalb benutzen wir das Video, um eine annähernd realistische Atmosphäre zu schaffen.«
    Ich wollte ihr noch einmal erklären, sie sei verrückt, ließ es aber bleiben, weil sie sonst wieder von Peter Molina angefangen hätte.
    »Sehen Sie weiter zu«, sagte sie.
    Der Film lief mit schnellem Vorlauf ab. Die Arme und Beine des Taxifahrers zuckten. Seltsam ruckartige Bewegungen bei doppelter Geschwindigkeit. Sein Kopf rollte nach links und rechts.
    Lila Hoth fuhr fort: »Peter Molina hat das alles gesehen. Er hat versucht, den Kerl durch Willenskraft dazu zu bringen, länger durchzuhalten. Was verrückt war, weil dieser Mann natürlich seit

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