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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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besorgt. Hier gab es vier Schieberstellungen, die statt mit Buchstaben mit Piktogrammen bezeichnet waren. Für Ausländer oder Analphabeten. Ein einfacher weißer Punkt für Sicher , ein kleines weißes Geschoss für Einzelfeuer , drei Geschosse für Feuerstöße zu drei Schuss und eine lange Reihe von Geschossen für automatisches Dauerfeuer.
    Ich wählte die Feuerstöße zu drei Schuss. Meine bevorzugte Einstellung. Mit einem kurzen Fingerdruck jagte man drei Schuss binnen einer Viertelsekunde hinaus. Das unvermeidliche Auswandern der Mündung nach oben wurde durch Körperbeherrschung und das Gewicht des Schalldämpfers minimiert, sodass das Ergebnis drei tödliche Wunden waren, die eine etwa vier Zentimeter lange senkrechte Linie bildeten.
    Damit war ich zufrieden.
    Dreißig Schuss. Zehn Feuerstöße. Acht Zielpersonen. Einen Feuerstoß für jede, dazu zwei als Reserve für Notfälle.
    Ein Klingelzeichen, dann öffnete sich die Tür im zehnten Stock. Ich bildete mir ein, wieder Lila Hoths Stimme zu hören, als sie von alten Feldzügen im Korengaltal erzählte: Man solle die letzte Kugel für sich selbst aufsparen, weil man nicht lebend gefangen werden wolle – besonders nicht von den Frauen.
    Ich trat aus dem Aufzug in einen stillen Korridor hinaus.
    Die Standardtaktik bei jedem Überfall: aus überhöhter Position angreifen. Der siebte Stock lag drei Etagen unter mir. Hingelangen konnte ich auf zweierlei Weise: Treppe oder Aufzug. Ich bevorzugte die Treppe – vor allem mit einer Waffe mit Schalldämpfer. Eine clevere Defensivtaktik wäre es gewesen, einen Mann im Treppenhaus zu postieren. Als Frühwarnsystem für sie. Als leichte Beute für mich. Ihn konnte ich lautlos und in aller Ruhe erledigen.
    Ins Treppenhaus führte eine zerschrammte Tür neben dem Aufzugsschacht. Ich öffnete sie lautlos und machte mich auf den Weg nach unten. Die Stufen bestanden aus mit einer dünnen Staubschicht bedecktem Beton. Jedes Stockwerk war mit einer handgemalten grünen Nummer an der Wand neben der Tür bezeichnet. Bis in die achte Etage hinunter war ich leise, danach superleise. Ich hielt inne und beugte mich weit über das Metallgeländer.
    Kein Wachposten im Treppenhaus.
    Der Treppenabsatz im siebten Stock war leer, was ich als enttäuschend empfand. Es machte meinen Job hinter der Tür fünfundzwanzig Prozent schwieriger. Fünf Kerle auf dem Korridor, nicht nur vier. Und die Lage der Zimmer bedingte, dass einige von ihnen links und einige rechts von mir postiert sein würden. Drei und zwei oder zwei und drei. Ein langer Augenblick, in dem man in die falsche Richtung sah, dann ein blitzschnelles Herumwer-
fen.
    Nicht einfach.
    Aber es war kurz nach vier Uhr morgens. Bekanntlich der absolute Tiefpunkt. Sowjetische Mediziner hatten ihn wissenschaftlich erforscht.
    Ich blieb vor der Tür zum Korridor stehen und atmete zweimal tief durch. Dann legte ich meine Hand im Lederhandschuh auf die Klinke und nahm Druckpunkt am Abzug der MP 5 SD .
    Ich zog die Tür auf.
    Ich blockierte sie mit einem Fuß in halb offener Stellung. Umfasste den Schalldämpfer der MP mit der Hand im Lederhandschuh. Sah mich um und horchte. Kein Laut. Nichts zu sehen. Ich trat auf den Korridor. Schaute in eine Richtung. Warf mich herum und sah in die andere.
    Der Flur war leer.
    Keine Aufpasser, keine Wachposten, überhaupt nichts. Nur ein langer schmuddeliger Läufer, schwaches gelbliches Licht und zwei Reihen geschlossener Türen. Nichts zu hören außer dem unterschwelligen Summen der Großstadt und gedämpften, weit entfernten Sirenen.
    Ich schloss die Tür zum Treppenhaus hinter mir.
    Ich kontrollierte die Zimmernummern und ging rasch zu Lilas Tür weiter. Legte mein Ohr an den Türspalt und horchte angestrengt.
    Ich hörte nichts.
    Ich wartete. Volle fünf Minuten. Zehn. Ohne einen Laut. Niemand kann länger still und stumm bleiben als ich.
    Ich steckte die Schlüsselkarte des Nachtportiers in den Schlitz. Ein kleines Licht blinkte erst rot, dann grün. Dabei war ein Klicken zu hören. Ich drückte die Klinke herab und war in Bruchteilen einer Sekunde drinnen.
    Das Zimmer war leer.
    Das Bad war leer.
    Allerdings gab es Anzeichen dafür, dass Zimmer und Bad bis vor Kurzem benutzt worden waren. Die Klopapierrolle war angebrochen. Im Waschbecken standen Wassertropfen. Ein Handtuch fühlte sich feucht an. Das Bett war aufgedeckt. Die Sessel standen nicht an ihrem Platz.
    Ich kontrollierte die vier anderen Zimmer. Alle leer. Alle hastig geräumt. Ganz

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