Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Kerls.
Er trat fünfzig Meter von mir entfernt an den Randstein. Blickte forschend nach links, nach rechts und geradeaus. Er sah das gleiche Nichts wie ich. Nur kühle Luft und leichten Nachtnebel.
Er machte kehrt und ging zur Tür zurück.
Vor mir fuhr ein Taxi vorbei.
In fünfzig Metern Entfernung stieß der Kerl die Tür auf.
Ich wartete, bis eine deutliche Vorwärtsbewegung zu erkennen war. Dann drückte ich ab und traf ihn in den Rücken. Ein Blattschuss. Ein langsames Geschoss. Eine merkliche Pause. Schuss, Treffer. Die SD wird als lautlos angepriesen, aber das ist sie nicht. Sie macht ein Geräusch. Lauter als das höfliche kleine Hüsteln, das man im Film hören würde. Aber nicht lauter als das Klatschen, mit dem ein Telefonbuch aus einem Meter Höhe auf einem Tisch landen würde. In jeder Umgebung wahrnehmbar, aber in einer Großstadt nicht weiter auffällig.
Fünfzig Meter von mir entfernt schlug der Kerl der Länge nach hin und blieb mit dem Oberkörper in dem Durchgang und den Beinen auf dem Gehsteig liegen. Ich jagte sicherheitshalber einen zweiten Schuss hinterher, ließ die MP 5 an ihrem Gurt baumeln und zog das Handy wieder aus der Tasche.
Ich fragte: »Sind Sie noch da?«
Sie sagte: »Wir zählen noch.«
Ihr habt einen weniger, dachte ich.
Ich zog den Reißverschluss zu. Setzte mich in Bewegung. Ich blieb auf der anderen Seite der Madison Avenue und ging einige Meter über die 58th Street hinaus weiter. Dann überquerte ich die Avenue und kam an die Fassaden gedrückt um die Ecke zurück. Ich musste in Lila Hoths totem Winkel bleiben. Ich kam an dem ersten Altbau vorbei. Dann an dem zweiten.
Zwölf Meter unter ihr sagte ich: »Ich muss jetzt gehen. Ich bin müde. Times Square, um zehn, okay?«
Sie sagte zwölf Meter über mir: »Okay, ich schicke jemanden.«
Ich klappte das Handy zu, steckte es wieder ein und schleifte den toten Kerl ganz in die Passage. Dann schloss ich langsam und leise die Tür hinter uns.
78
In der Passage brannte Licht. Eine einzelne schwache Glühbirne einer staubigen Schiffslampe. Ich erkannte den Toten als einen der Kerle aus Springfields Heimatschutzdossier. Er war die Nummer sieben der ursprünglichen neunzehn gewesen. An seinen Namen konnte ich mich nicht erinnern. Ich schleifte ihn ganz nach hinten. Der Boden bestand aus blank gewetztem altem Beton. Ich durchsuchte ihn. Kein Ausweis. Keine Waffe. Ich ließ ihn neben einer fahrbaren Mülltonne liegen, die mit Schmutz bedeckt war, der so uralt war, dass er nicht mehr stank.
Dann fand ich die ins Gebäude führende Tür, zog meinen Reißverschluss auf und wartete. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis sie sich Sorgen um den verschollenen Kerl machen würden. Weniger als fünf Minuten, vermutete ich. Ich fragte mich, wie viele losgeschickt werden würden, um ihn zu suchen. Wahrscheinlich nur einer, aber ich hoffte auf mehrere.
Sie warteten sieben Minuten und schickten zwei Männer. Die innere Tür öffnete sich, und der erste Kerl trat aus dem Haus. Die Nummer vierzehn auf Springfields Liste. Während er einen Schritt in Richtung Straßenausgang machte, erschien der zweite Kerl hinter ihm. Die Nummer acht auf Springfields Liste.
Dann passierten drei Dinge.
Erstens blieb der vordere Kerl stehen. Er bemerkte, dass die Tür zur Straße geschlossen war, wofür es keine Erklärung gab. Sie ließ sich von außen nicht ohne Schlüssel öffnen. Deshalb hätte der erste Späher sie offen gelassen, während er den Gehsteig absuchte. Aber sie war geschlossen. Folglich musste der erste Späher schon wieder drinnen sein.
Der erste Typ drehte sich um.
Zweitens drehte der zweite Typ sich ebenfalls um. Er schloss lautlos und präzise die innere Tür. Ich ließ ihn gewähren.
Dann hob er den Kopf und sah mich.
Auch der erste Typ sah mich.
Drittens erschoss ich sie beide. Mit zwei Feuerstößen zu je drei Schuss, kurze, gedämpft ratternde Explosionen, jede nur eine Viertelsekunde lang. Ich zielte auf die Schlüsselbeingrube, sodass der jeweils letzte Schuss unter dem Kinn saß. Sie waren kleine Männer mit dürren Hälsen. Ideale Ziele. In der überbauten Passage hörte sich die SD viel lauter an als draußen im Freien. So laut, dass ich mir Sorgen machte. Aber die innere Tür war aus massivem Holz und geschlossen. Bevor die Passage entstand, war sie die eigentliche Haustür gewesen.
Die beiden Männer gingen zu Boden.
Meine ausgeworfenen Patronenhülsen rollten klappernd über den Beton.
Ich
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