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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sie nachts geleert werden.
    Ich ging zwanzig Meter nach Süden, um meinen Blickwinkel zu erweitern. Sah keinen offenen Durchgang. Die Gebäude dieses Straßenblocks waren alle ohne Zwischenräume aneinandergebaut. Neben der Tür mit dem Absperrband befand sich das Fenster des ehemaligen Restaurants. Daneben kam schon wieder eine Tür, die jedoch zum Nachbarhaus gehörte. Sie war schlicht und schwarz, unbeschriftet, leicht verkratzt, hatte keine Schwelle und war viel breiter als eine normale Tür. Und sie hatte außen keine Klinke. Nur ein Schlüsselloch. Ohne Schlüssel ließ sie sich nur von innen öffnen. Ich wettete mit mir selbst, dass hinter ihr ein überbauter Durchgang lag, und rechnete mir aus, dass das Gebäude neben dem Restaurant im Erdgeschoss nur zwei Räume und darüber drei Räume breit war. Ab dem ersten Stock war der gesamte Straßenblock massiv. Aber in Straßenhöhe führten diskret verschlossene und überbaute Passagen zu den Hintereingängen.
    Ich kehrte in den dunklen Hauseingang zurück. Unterwegs stellte ich einige Vermutungen an. Vierundvierzig Minuten, seit Lilas Männer mich hätten schnappen sollen. Vielleicht vierunddreißig, seit Lila den Anruf erwartet hatte, der ihr den Erfolg melden sollte. Vielleicht vierundzwanzig, seit sie endlich akzeptiert hatte, dass die Sache anscheinend danebengegangen war. Vielleicht vierzehn, seit sie erstmals versucht gewesen war, mich anzurufen.
    Sie reden zu viel, Lila.
    Ich zog mich tiefer ins Dunkel zurück und wartete. Die Straße vor mir war menschenleer. Auf der Madison Avenue fuhr gelegentlich ein Auto oder Taxi vorbei. Auf der 58th Street herrschte überhaupt kein Verkehr. Nirgends ein Fußgänger. Keine Hundebesitzer, die ihre Lieblinge Gassi führten, keine nach Hause stolpernden Partygänger. Die Müllabfuhr war beendet. Die Bagelauslieferung hatte noch nicht begonnen.
    Die Stadt, die niemals schläft, ruhte zumindest behaglich.
    Ich wartete.
    Drei Minuten später begann das Handy in meiner Tasche zu vibrieren.
    Ich behielt das Restaurantgebäude im Auge, während ich das Handy aufklappte. Hob es ans Ohr und sagte: »Ja?«
    Sie fragte: »Was ist passiert?«
    »Sie haben sich nicht blicken lassen.«
    »Hatten Sie das erwartet?«
    »Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.«
    »Was ist mit meinen Leuten passiert?«
    »Die Cops haben sie geschnappt.«
    »Wir können noch immer einen Handel abschließen.«
    »Wie? Sie können es sich nicht leisten, weitere Männer zu verlieren.«
    »Wir könnten uns irgendwie einigen.«
    »Okay. Aber der Preis ist gerade gestiegen.«
    »Auf wie viel?«
    »Fünfundsiebzig.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Vor Ihrem Haus.«
    Nun entstand eine Pause.
    Hinter einem Fenster war eine Bewegung zu erkennen. Dritter Stock, das linke von zwei Fenstern. Ein dunkler Raum. Schwach, geisterhaft, aus fünfzig Metern kaum wahrnehmbar.
    Vielleicht ein Vorhang, der leicht geöffnet wurde.
    Vielleicht eine weiße Bluse.
    Vielleicht nur Einbildung.
    Sie sagte: »Nein, Sie sind nicht vor meinem Haus.«
    Aber das klang nicht ganz überzeugt.
    Sie fragte: »Wo sollen wir uns treffen?«
    Ich sagte: »Wozu etwas vereinbaren? Sie kommen ja doch nicht.«
    »Ich schicke jemanden.«
    »Das können Sie sich nicht leisten. Sie haben nur noch sechs Männer.«
    Sie schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann jedoch.
    Ich sagte: »Times Square.«
    »Okay.«
    »Heute früh um zehn.«
    »Wieso?«
    »Ich möchte von Leuten umgeben sein.«
    »Das ist zu spät.«
    »Wofür?«
    »Ich will das Ding jetzt.«
    »Heute früh um zehn. Machen Sie, was Sie wollen.«
    Sie sagte: »Bleiben Sie dran.«
    »Wozu?«
    »Ich muss mein Geld zählen. Um sicherzustellen, dass ich fünfundsiebzig habe.«
    Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke auf.
    Ich streifte den Handschuh über.
    Ich hörte Lila Hoths Atemzüge.
    Fünfzig Meter von mir entfernt öffnete sich die schwarze Tür. Die zu der überbauten Passage. Ein Mann trat heraus. Klein, dunkelhaarig, drahtig. Und wachsam. Er sah nach links und rechts, kontrollierte den Gehsteig. Er spähte über die Straße.
    Ich steckte das Handy ein. Weiterhin eingeschaltet. Weiter auf Sendung.
    Ich hob die MP 5.
    Maschinenpistolen sind eigentlich Nahkampfwaffen, aber viele sind bis zu mittleren Entfernungen so treffsicher wie Gewehre. Bis zu mindestens hundert Metern Entfernung war die H & K durchaus zuverlässig. Meine hatte Kimme und Korn aus Stahl. Ich stellte den Schieber auf Einzelfeuer und zielte auf die Rumpfmitte des

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