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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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denen sie hauptsächlich eingesetzt wurden, teils, weil sie gern anonym und unerkannt blieben, was wiederum teilweise notwendig, teilweise dramatische Fantasie war. Wahrscheinlich hatte sein Wahlkampfmanager das Foto selbst ausgesucht und den weniger elitären Truppenteil in Kauf genommen, um ein Bild zu haben, das erkennbar und erkennbar amerikanisch war. Vielleicht kamen Leute, die wie verrückte palästinensische Hippies aussahen, in North Carolina nicht so gut an.
    Im Klappentext waren sein voller Name und sein letzter Dienstgrad ziemlich förmlich angegeben: Major John T. Sansom, US Army, Retired. Darunter stand, er habe folgende Auszeichnungen erhalten: Distinguished Service Cross, Distinguished Service Medal und zwei Silver Stars. Dann hieß es, er sei als Präsident seines Beratungsunternehmens Sansom Consulting erfolgreich gewesen. Wieder alle seine Argumente auf einen Schlag. Ich fragte mich, wozu das restliche Buch noch nötig war.
    Ich überflog es und stellte fest, dass der Inhalt sich in fünf Teile gliedern ließ: Kindheit und Jugend, Militärlaufbahn, Ehe und Familie, geschäftliche Erfolge und seine politische Vision für die Zukunft. Der erste Teil entsprach dem für dieses Genre üblichen Strickmuster. Einfaches Kleinstadtleben, wenig Geld, kein Luxus, seine Mom eine verlässliche Stütze, sein Dad mit zwei Jobs, um die Familie ernähren zu können. Sehr wahrscheinlich übertrieben. Nimmt man politische Kandidaten als Bevölkerungsquerschnitt, gehören die Vereinigten Staaten zur Dritten Welt. Jeder wächst arm auf, fließendes Wasser ist ein Luxus, neue Schuhe gibt’s selten, eine anständige Mahlzeit ist Grund zum Feiern.
    Ich blätterte bis zu der Stelle, wo er seine Frau kennenlernte, und las weitere Plattitüden: wundervolle Gattin, großartige Kinder. Ende der Geschichte. Vom geschäftlichen Teil verstand ich nicht allzu viel. Sansom Consulting bestand aus einer ganzen Reihe von Beratungsfirmen, was vernünftig klang. Aber ich konnte nicht recht rauskriegen, in welchen Branchen sie tätig waren. Jedenfalls hatte Sansom damit ein Vermögen gemacht, wie er es zurückhaltend ausdrückte. Was er damit meinte, wusste ich nicht genau. Ich fühle mich mit ein paar hundert Bucks in der Tasche ziemlich gut. Sansom besaß vermutlich etwas mehr, aber er sagte nicht, wie viel mehr. Weitere vier Nullen? Fünf? Sechs?
    Ich überflog den Teil mit seiner Vision für die Zukunft und fand nicht viel, was ich nicht schon aus den Nachrichtenmagazinen kannte. Sie lief darauf hinaus, den Wählern ihre Wünsche zu erfüllen. Niedrige Steuern, bitte sehr. Weniger Staat, klar doch. Mehr staatliche Leistungen, wird gemacht. In der Summe reichlich unverständlich. Aber Sansom kam insgesamt als anständiger Kerl rüber. Ich hatte das Gefühl, er werde versuchen, das Richtige zu tun – so gut es einer von ihnen eben konnte. Er machte den Eindruck, aus den richtigen Gründen angetreten zu sein.
    In der Buchmitte befand sich ein Bildteil mit Fotos. Alle bis auf eines waren belanglose Schnappschüsse, die Sansoms Leben ab drei Monaten bis zum heutigen Tag dokumentierten. Lauter Aufnahmen, die wahrscheinlich viele Leute aus einem Schuhkarton im Kleiderschrank hätten holen können. Eltern, Kindheit, Schule, Militärdienst, seine Verlobte, die Kinder, der Firmenchef am Schreibtisch. Normale Dinge, die man vermutlich gegen das Bildmaterial aller anderen Politikerbiografien hätte austauschen können.
    Aber das eine Foto, das anders war, wirkte geradezu bizarr.

17
     
    Bei dem einen Foto, das anders war, handelte es sich um ein Pressefoto, das ich bereits kannte. Es zeigte den US -Politiker Donald Rumsfeld 1983 in Bagdad, wo er Saddam Hussein, dem irakischen Diktator, die Hand schüttelte. Donald Rumsfeld war zweimal Verteidigungsminister gewesen, aber als diese Aufnahme entstand, war er der Sondergesandte Ronald Reagans gewesen. Er war nach Bagdad gekommen, um Saddam den Arsch zu küssen, ihm auf die Schulter zu klopfen und ihm als Symbol für Amerikas ewige Dankbarkeit ein Paar goldene Sporen zu schenken. Acht Jahre später hatten wir Saddam in den Arsch getreten, statt ihn zu küssen. Fünfzehn Jahre später hatten wir ihn an den Galgen gebracht. Manchmal werden unsere Freunde unsere Feinde, und manchmal werden unsere Feinde unsere Freunde, hatte Sansom unter diese Aufnahme geschrieben. Ein politischer Kommentar, vermutete ich. Oder eine Weisheit aus dem Geschäftsleben, obwohl ich im Text selbst keinen Hinweis auf diese

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