Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Sie’s!«
    »Sie wollen also nichts unternehmen?«
    »Doch, ich gebe diese Hintergrundinformationen an das Siebzehnte weiter.«
    »Sie wollen die Akte nicht wieder öffnen?«
    »Nicht bevor ich von einer Straftat auf meiner Seite der Park Avenue höre.«
    Ich sagte: »Ich fahre ins Four Seasons.«
    Es war spät. Ich befand mich ziemlich weit im Westen und bekam kein Taxi, bevor ich die Sixth Avenue erreichte. Dann folgte eine rasche Fahrt ins Hotel. In der Halle herrschte Ruhe. Ich durchquerte sie, als gehörte ich hierher, und fuhr mit dem Aufzug zu Lila Hoths Etage hinauf. Ging den stillen Korridor entlang und machte vor ihrer Suite halt.
    Ihre Tür stand einen Spalt weit offen.
    Der Sicherheitsriegel war so nach vorn geschoben, dass der Türschließer seine Zunge an den Türrahmen drückte. Ich zögerte eine Sekunde lang, dann klopfte ich an.
    Keine Antwort.
    Ich drückte gegen die Tür, wobei ich die Federkraft des Türschließers überwinden musste. Dann hielt ich sie mit gespreizten Fingern halb geöffnet und horchte.
    Von innen kein Laut.
    Ich stieß die Tür ganz auf und trat ein. Das Wohnzimmer vor mir war nur schwach beleuchtet. Hier brannte keine Lampe, aber die aufgezogenen Vorhänge ließen genug Licht von draußen ein, um mich erkennen zu lassen, dass der Raum leer war. Leer wie keine Leute darin. Auch leer wie ausgecheckt und abgereist. Keine Einkaufstaschen in den Ecken, keine persönlichen Dinge nachlässig verstreut oder sorgfältig abgelegt, keine Mäntel auf Sesseln, keine Schuhe auf dem Teppichboden. Nirgends ein Lebenszeichen.
    In den beiden Schlafzimmern sah es genauso aus. Die Betten waren gemacht, aber auf den Bettdecken zeichneten sich koffergroße Eindrücke ab. Die Fußböden der Bäder waren mit gebrauchten Handtüchern übersät, die Duschkabinen trocken. Ich roch einen Hauch Lila Hoths Parfüm, aber das war schon alles.
    Ich lief nochmals durch die drei Zimmer und trat dann auf den Korridor hinaus. Die Tür schloss sich hinter mir. Ich hörte, wie der Türschließer sie zudrückte, bevor der Sicherheitsriegel sich mit dem Geräusch von Metall auf Metall nach vorn schob. Ich ging zum Aufzug zurück und drückte den Rufknopf. Die Kabinentür öffnete sich sofort. Der Aufzug hatte auf mich gewartet. Eine Nachtschaltung, die Leerfahrten und unnötige Geräusche verhinderte. Ich fuhr in die Halle hinunter und trat an den Empfang. Dort tat eine ganze Nachtschicht Dienst. Weniger Leute als tagsüber, aber viel zu viele, als dass der Fünfzigdollartrick hätte funktionieren können. So ein Hotel war das Four Seasons ohnehin nicht. Ein Angestellter sah von seinem Bildschirm auf und fragte, was er für mich tun könne. Ich erkundigte mich, wann die Hoths abgereist seien.
    »Die wer, Sir?«, fragte er. Er sprach mit leiser, ruhiger Nachtstimme, als fürchtete er, er könne die anderen Gäste aufwecken.
    »Lila Hoth und Swetlana Hoth«, antwortete ich.
    Der Kerl machte ein Gesicht, als kapierte er nicht, wovon ich redete, konzentrierte sich wieder auf seinen Bildschirm und tippte etwas ein. Er scrollte nach oben und unten, gab noch etwas ein und sagte dann: »Tut mir leid, Sir, aber ich kann nichts über Gäste mit diesem Namen finden.«
    Ich nannte ihm die Nummer der Suite. Er tippte wieder etwas, dann verzog er überrascht das Gesicht und erklärte mir geduldig: »Diese Suite hat die ganze Woche leer gestanden. Sie ist sehr teuer und ziemlich schwer zu vermieten.«
    Ich kontrollierte erneut die Nummer, die ich mir gemerkt hatte, und sagte: »Ich war gestern Abend dort. Die beiden haben da gewohnt. Und ich habe mich heute im Teesalon mit ihnen getroffen. Es muss eine von Lila Hoth abgezeichnete Rechnung geben.«
    Der Kerl bemühte sich noch einmal. Er rief die von Gästen abgezeichneten Teesalonrechnungen auf. Dazu drehte er den Monitor etwas zur Seite, damit ich sie ebenfalls sehen konnte – eine universelle Geste von Angestellten, wenn sie einen überzeugen wollen. Wir hatten zweimal Tee und einmal Kaffee gehabt. Aber es gab keinen Bon für solch eine Bestellung.
    Dann hörte ich leise Geräusche hinter mir. Das Schlurfen von Schuhen auf Teppichboden, ein kurzes Rasseln, mit dem Luft geholt wurde, und das Rascheln von Stoff. Und ein metallisches Klirren. Ich drehte mich um und sah mich einem Halbkreis aus sieben Männern gegenüber: vier von ihnen New Yorker Polizisten, drei die mir bekannten Federal Agents.
    Die Cops hatten Schrotflinten.
    Die Feds hatten etwas anderes.

42
     
    Sieben

Weitere Kostenlose Bücher