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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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linken Stuhl. Er hielt eine Waffe in der Hand. Nicht die Schrotflinte von Franchi, sondern das Narkosegewehr. Er legte es an und drückte ab. Ich duckte mich weg, aber leider zu spät. Der Pfeil traf mich am Oberarm.

44
     
    Ich wachte wieder auf, öffnete aber nicht gleich die Augen. Die Uhr in meinem Kopf schien wieder richtig zu gehen, und ich wollte ihr Gelegenheit geben, sich exakt einzustellen. Im Augenblick zeigte sie wenige Minuten vor achtzehn Uhr an. Was bedeutete, dass ich wieder etwa acht Stunden lang außer Gefecht gewesen war. Ich hatte großen Hunger und Durst. Mein Arm tat weh, wie mein Oberschenkel wehgetan hatte. Eine heiße kleine Schwellung weit oben. Ich spürte, dass ich noch immer keine Schuhe anhatte. Aber diesmal waren meine Handgelenke und Fußknöchel nicht an das Feldbett gefesselt, was ich als Erleichterung empfand. Ich räkelte mich faul und rieb mir das Gesicht. Noch mehr Bartstoppeln. Ich bekam allmählich einen richtigen Bart.
    Ich öffnete die Augen. Schaute mich um. Entdeckte zweierlei. Erstens, Theresa Lee befand sich in dem Käfig rechts von mir, zweitens, Jacob Mark in dem links von mir.
    Beide waren Cops.
    Keiner von ihnen trug Schuhe.
    Das war der Augenblick, in dem ich mir Sorgen zu machen begann.
    Hatte ich recht, war es wirklich kurz vor achtzehn Uhr, waren Theresa Lee aus ihrer Wohnung und Jacob Mark aus dem Dienst geholt worden. Beide betrachteten mich. Lee stand ungefähr anderthalb Meter von mir entfernt hinter ihren Gitterstäben. Sie trug Jeans und eine weiße Bluse und war barfuß. Jake saß auf seinem Feldbett. Er trug die Uniform eines Polizeibeamten, aber ohne den Gürtel, die Pistole, das Funkgerät und die Schuhe. Ich setzte mich auf, stellte die Füße auf den Boden und fuhr mir mit allen zehn Fingern durchs Haar. Dann erhob ich mich, ging zu dem kleinen Waschbecken und trank aus dem Wasserhahn. New York City, kein Zweifel. Diesen Wassergeschmack kannte ich. Ich sah zu Theresa Lee hinüber und fragte: »Haben Sie eine Ahnung, wo wir hier sind?«
    Sie sagte: »Wissen Sie’s nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie sagte: »Wir müssen davon ausgehen, dass es hier Mikrofone gibt.«
    »Garantiert. Aber die anderen wissen bereits, dass wir hier sind. Wir geben ihnen also nichts, was sie nicht schon haben.«
    »Ich denke, wir sollten lieber nicht reden.«
    »Wir können über geografische Fakten diskutieren. Ich glaube nicht, dass der Patriot Act es verbietet, über Adressen zu reden – zumindest noch nicht.«
    Lee sagte nichts.
    Ich fragte: »Was?«
    Sie machte ein skeptisches Gesicht.
    Ich sagte: »Sie glauben, dass ich Spielchen mit Ihnen treibe?«
    Sie schwieg.
    Ich fuhr fort: »Sie glauben, dass ich hier bin, um Sie dazu zu verleiten, etwas auf Tonband zu sprechen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß überhaupt nichts von Ihnen.«
    »Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Die Klubs in der Bleecker Street liegen eher an der Sixth Avenue als am Broadway. Sie hätten gleich mit dem A Train fahren können. Oder mit dem B oder C oder D Train. Wieso waren Sie also überhaupt im 6 Train?«
    »Naturgesetz«, antwortete ich. »Unsere Gehirne sind fest verdrahtet. Bei Dunkelheit mitten in der Nacht wenden alle Säugetiere sich automatisch nach Osten.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein, das habe ich gerade erfunden. Ich hatte kein bestimmtes Ziel. Ich bin aus einer Bar gekommen, habe mich nach links gewandt und bin weitergegangen. Eine bessere Erklärung habe ich nicht.«
    Lee schwieg.
    Ich fragte: »Was noch?«
    Sie sagte: »Sie haben keine Tragetaschen. Ich habe noch nie einen Obdachlosen gesehen, der nichts bei sich hat. Die meisten schleppen mehr Zeug mit sich herum, als ich besitze. Sie benutzen geklaute Einkaufswagen.«
    »Ich bin anders«, entgegnete ich. »Außerdem bin ich kein Obdachloser. Nicht wie die anderen.«
    Sie schwieg.
    Ich fragte sie: »Hat man Sie mit verbundenen Augen hergebracht?«
    Lee betrachtete mich lange, dann schüttelte sie den Kopf, seufzte und sagte: »Wir sind in einer ehemaligen Feuerwache in Greenwich Village. In der West 3rd Street. Erdgeschoss und erster Stock stehen leer. Wir befinden uns im Keller.«
    »Wissen Sie, wer diese Leute genau sind?«
    Sie gab keine Antwort, schaute nur zu der Überwachungskamera. Ich sagte: »Da gilt dasselbe Prinzip. Sie wissen, wer sie sind. Das hoffe ich zumindest. Es schadet nichts, wenn sie wissen, dass wir’s auch wissen.«
    »Glauben Sie?«
    »Das ist der springende Punkt. Sie können uns das Denken nicht

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