Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
dagegen, weil ich keine Schuhe trug. Der Tisch kippte um, und die gegenüberliegende Kante traf die beiden sitzenden Männer in der Magengrube und nagelte sie auf ihren Stühlen fest. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon nach links unterwegs. Ich richtete mich aus geduckter Haltung vor dem dritten Kerl auf, riss ihm das Narkosegewehr nach oben aus den Händen und rammte ihm ein Knie in den Unterleib, während er aufrecht vor mir stand. Als er sich zusammenkrümmte, wechselte ich auf den anderen Fuß und traf sein Gesicht mit einem weiteren Kniestoß. Wie in einem irischen Volkstanz. Ich warf mich herum, legte das Gewehr an, drückte ab und traf den Chefagenten in der Brust. Im nächsten Augenblick war ich am Tisch und schlug dem anderen Kerl den Gewehrkolben über den Schädel, einmal, zweimal, dreimal, kräftig und brutal, bis er zusammensackte und sich nicht mehr rührte.
    Vier laute, gewalttätige Sekunden, von Anfang bis Ende. Vier separate Einheiten aus Action und Zeit, getrennt verpackt, einzeln entfesselt. Der Tisch, das Narkosegewehr, der Chefagent, der zweite Mann am Tisch. Eins, zwei, drei, vier. Glatt und zügig. Die beiden Kerle, die ich außer Gefecht gesetzt hatte, waren bewusstlos und bluteten. Der Typ auf dem Fußboden aus seiner gebrochenen Nase, der Kerl am Tisch aus einer Platzwunde in der Kopfhaut. Neben ihm war der Chefagent mit chemischer Unterstützung dabei, das Bewusstsein zu verlieren, wie es mir schon zweimal passiert war. Das fand ich interessant zu beobachten. Als Erstes schien eine Art Muskellähmung einzutreten. Der Kerl sackte auf dem Stuhl zusammen. Aber seine Augen bewegten sich, als nähme er seine Umgebung noch wahr. Ich dachte an die wirbelnden Formen und fragte mich, ob er sie ebenfalls sah.
    Dann drehte ich mich um und nahm die Tür des dritten Raums in Augenschein. Der Arzthelfer war bisher nicht erschienen. Vielleicht gab es noch weitere Männer. Möglicherweise sogar viele. Aber die Tür blieb geschlossen. Ich kniete mich hin und griff ins Jackett des letzten Kerls. Keine Glock. Sein Schulterhalfter war leer. Vermutlich ein Standardverfahren. Keine Schusswaffen in geschlossenen Räumen bei Anwesenheit eines Festgenommenen. Ich kontrollierte die beiden anderen Kerle. Wieder nichts. Dienstlich gelieferte Schulterhalfter aus Nylongewebe, beide leer.
    In dem dritten Raum blieb es still.
    Ich sah in den Taschen nach. Alle waren leer. Absichtlich ausgeleert. Sie enthielten nichts außer Papiertaschentüchern und ein paar kleinen Münzen, die sich in den Nähten verfangen hatten. Keine Hausschlüssel, keine Autoschlüssel, keine Handys. Erst recht keine Geldbörsen, keine Lederetuis mit Plaketten und keine Dienstausweise.
    Ich hob das Narkosegewehr auf und hielt es mit einer Hand schussbereit. Trat an die Tür des dritten Raums. Stieß sie auf, riss das Gewehr hoch und tat so, als zielte ich. Ein Gewehr ist ein Gewehr, auch wenn es leer geschossen und keine richtige Waffe ist. Entscheidend sind der erste Eindruck und unterschwellige Reaktionen darauf.
    Der dritte Raum war leer.
    Kein Arzthelfer, keine Agenten in Reserve, kein Büropersonal. Überhaupt niemand. Nur graue Büromöbel und Leuchtstoffröhren. Der Raum selbst war so groß wie die beiden anderen: ein gemauerter alter Kellerraum mit weißem Anstrich. Gleiche Größe, gleiche Abmessungen. Hier gab es eine zweite Tür, die in einen weiteren Raum oder ein Treppenhaus führen musste. Ich zog sie vorsichtig auf.
    Ein Treppenhaus. Keine weiße Farbe, nur ein abblätternder uralter Anstrich in Behördengrün. Ich schloss die Tür wieder und begutachtete die Büromöbel. Drei Schreibtische, vier Aktenschränke, alle grau, alle schlicht und funktionell, alle aus Stahl, alle abgesperrt. Wie die Zellen mit Kombinationsschlössern, was logisch war, weil die Agenten keine Schlüssel in den Taschen gehabt hatten. Auf den Schreibtischen lagen keine Akten. Dort standen nur drei Computer im Stand-by-Betrieb und drei Telefone. Ich drückte die Leertasten und weckte einen Monitor nach dem anderen auf. Jeder verlangte ein Passwort. Ich nahm die Telefonhörer ab, drückte die Taste Wahlwiederholung und bekam jedes Mal die Vermittlung. Äußerst gewissenhafte Sicherheitsmaßnahmen. Sorgfältig und konsequent. Ein Gespräch beenden, kurz die Gabel drücken, die Null wählen, auflegen. Die drei Kerle waren nicht perfekt, aber auch keine Idioten.
    Ich stand sekundenlang still. Die Kombinationsschlösser enttäuschten mich. Ich wollte ihr Lager

Weitere Kostenlose Bücher