Underground
knallten das Gitter auf das Loch. Hinter uns konnten wir deutlich das Monster hören, wie es blitzschnell heranglitt. Noch immer pumpte die Furcht Adrenalin durch meine Glieder, sodass ich meine klatschnasse Kleidung kaum bemerkte, als wir aus der Gasse auf die Straße rannten.
»Er ist verdammt schnell«, keuchte Quinton.
»Dann lauf schneller!«
Wir hasteten zum Pioneer Square und dann den Yesler Way entlang. »Wir dürfen uns nicht in die Gassen drängen lassen«, rief Quinton. »Die scheint er nicht zu verlassen. Wenn wir es schaffen, ihn in die Sackgasse der Post Avenue
beim Federal Office Building zu locken, können wir ihm vielleicht entkommen.«
Wir rannten an der Post Avenue vorbei und bogen in die Western Avenue ein, um die hohen, alten Lagerhäuser zwischen uns und Sisiutl zu haben. Mein Knie protestierte inzwischen bei jedem Schritt, aber ich zwang mich dazu, weder langsamer zu werden noch zu hinken. Quinton kam noch schlechter voran als ich, denn er sah sich immer wieder panisch nach Sisiutl um – etwas, das ich nicht tun musste. Das laute Brüllen und Zischen des Zeqwa drang mir wie Verkehrslärm in die Ohren. Ich konnte sein wütendes Murmeln hören, wie er Worte in Dutzenden von Sprachen ausspuckte.
Wir hatten inzwischen eine Entfernung von etwa einem Block zwischen uns und das Ungeheuer gebracht, da Sisiutl ausweichen musste, um nicht gesehen zu werden, während wir geradeaus rennen konnten.
Meine Lungen stachen, und ich spürte, wie vereist der Boden in diesem Teil der Straße war. Sisiutl blieb tatsächlich in der Post Avenue, wie wir es gehofft hatten. Aber würde es uns auch gelingen, unseren Vorsprung zu halten und das Monster in der Marion Street endlich loszuwerden?
Wir rasten aus der engen Western Avenue an der Ecke der Marion Street zu dem offenen Platz hinter dem Federal Office Building. Sisiutl stieß einen frustrierten Schrei aus, und der Boden bebte, als er am Ende der Sackgasse gegen die Mauer des Gebäudes knallte. Quinton hielt mich noch immer am Handgelenk fest.
»Er wird es vermeiden, auf den Platz herauszukommen. Er wird bestimmt in die Kanäle abtauchen.«
»Dann muss er Richtung Bucht«, keuchte ich.
»Stimmt«, erwiderte Quinton und riss mich die Madison
Street auf der anderen Seite des Gebäudes entlang. Dann drängte er mich links in die Post Alley, wo wir einen Block weit ohne Pause rannten.
»Sind wir ihn los?«, fragte Quinton atemlos.
Ich konnte Sisiutls Gebrüll zwar nicht mehr so deutlich hören wie vorher, aber verschwunden war er noch nicht. Seine wütenden Flüche schienen sich vielmehr unter der Straße zu nähern. »Nein, noch nicht«, erwiderte ich.
Quinton nickte und zog mich von der Post Alley auf die Spring Street, wo er mich zu der Tür unter dem Seiteneingang von McCormick & Schmick zerrte. Er achtete nicht darauf, ob uns jemand zusah, als er sie öffnete und mich hindurchschob. Hastig schloss er die Tür hinter uns, und dann rannten wir durch die Geisterschwaden unter der First Avenue bis zur letzten Mauer unter der Seneca Street. Es war die Holzwand zwischen Quintons Zuhause und dem restlichen Untergrund.
Quinton holte etwas aus seiner Tasche und richtete es auf die Wand. Diese setzte sich daraufhin langsam in Bewegung, während wir näher kamen. Er griff in ein Loch in der Holzkonstruktion und wuchtete seine Hintertür auf. Dann stieß er mich unsanft durch die Öffnung und folgte, ehe er die Tür hinter sich zuzog und sogleich mit mehreren Riegeln und Schlössern sicherte.
Mein Knie begann zu zittern. Quinton legte mir einen Arm um die Taille und zog mich an sich, während er sich gegen die Wand lehnte und auf seinen Monitor starrte.
Obwohl wir beide heftig keuchten, versuchten wir uns so leise wie möglich zu verhalten, um das Ungeheuer nicht auf uns aufmerksam zu machen. Quinton drückte mich zitternd an sich. Ich spitzte die Ohren und hielt den Blick starr auf das Grau gerichtet.
Das Brüllen und die vielsprachigen Flüche waren nur noch in der Ferne zu hören. Sie schienen sich Richtung Elliot Bay zu bewegen.
»Er kommt uns nicht nach«, flüsterte ich.
»Stimmt, sieht nicht so aus«, erwiderte Quinton und hörte auf, auf den Monitor zu starren. Stattdessen lehnte er den Kopf gegen die Wand. Sein Brustkorb hob und senkte sich. »Ich dachte schon, das war’s. Heiliger Strohsack …« Er sah mich an und schlang seine Arme um mich, als ob er nicht vorhätte, mich jemals wieder loszulassen. »Ich hatte Angst, er hätte dich erwischt.
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