Underground
Ich dachte wirklich, dass dich dieses Ungeheuer fressen würde. Du hast mich ständig nur vorwärtsgeschoben, und ich habe angenommen, dass du dadurch zumindest mich retten willst!«
»Letztlich hast du mich gerettet. Wir wollen hier doch nichts verwechseln«, entgegnete ich. Mein Körper zitterte, was nicht nur vom Adrenalin und der Kälte kam. Es gibt Menschen, die es als Kick empfinden, ganz nah am Tod vorbeizuschrammen. Ich hatte bisher nicht dazu gehört. Doch diesmal fühlte ich mich für einen Moment wie neugeboren.
Quintons Augen wirkten auf einmal wie verschleiert, als er mich ansah. Sein Atem ging noch immer schnell. »Wollen wir nicht?«, fragte er und presste seine Lippen auf meine.
Ich schmiegte mich noch enger an ihn und erwiderte seinen Kuss. Ein heftiges Verlangen breitete sich zwischen uns aus, während mir eine leise Stimme Warnungen ins Ohr flüsterte. Hör auf, hör auf, hör auf …
»Hör auf«, keuchte ich und schob ihn von mir.
»Warum?«
Ich sah ihm in die Augen und hatte plötzlich schreckliche Angst, dort nicht den Seelenverwandten zu entdecken, nach dem ich mich sehnte. Doch meine Angst war unbegründet. Eine unendliche Erleichterung und Freude breitete sich in mir aus. Ich versuchte, nicht laut loszulachen. »Ich möchte diesmal nur sicher sein …«
»Ich war mir von dem Augenblick an sicher, als ich dich getroffen habe.«
Ein Feuerwerk aus pinkfarbenen und goldenen Sonnen entlud sich in seiner Aura. Meine Welt wurde von dem warmen Schimmer seiner Zuneigung und seines Verlangens erhellt. Ich lachte nun doch und küsste ihn. Dann begann ich ihm die nasse Kleidung abzustreifen, um endlich seinen warmen Körper zu spüren. Ich wollte ihn ganz nahe bei mir, ihn in mich aufnehmen, ihn in mir haben.
Wir kamen ins Wanken, als mein Knie auf einmal nachgab. Lachend fielen wir auf die schmale Matratze seines Betts und rissen uns gegenseitig die feuchten Kleider vom Leib. Die Stücke flogen in alle Richtungen, während wir uns bis zu unserer nackten Haut vorkämpften. Zuerst war unser Liebesspiel voll forderndem Verlangen. Wir waren beide unendlich erleichtert, noch am Leben zu sein, und besessen davon, den anderen zu spüren. Lachen und Stöhnen wechselten sich ab, als wir uns schließlich ineinander versenkten. Nach einem explosionsartigen Höhepunkt lagen wir einander erschöpft und verschwitzt in den Armen.
Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und sahen uns an. Vor meinen Augen zeigten sich im Grau Bilder von funkelnden Fontänen und leuchtenden Glühwürmchen. Ehe ich jedoch zu lange darüber nachdenken konnte, stand ich auf, suchte Quintons Klamotten zusammen und warf sie ihm zu. Dann zog auch ich mich rasch an, wobei ich
wie eine Irre grinste – auch wenn es mir schwer fiel, mein schmerzendes Knie zu ignorieren.
»Das müssen wir wiederholen. Bei mir«, sagte ich.
Quinton warf die nassen Klamotten auf einen Haufen und zog eine trockene Jeans aus einem Stapel Kleidung neben dem Bett. Er berührte mich an der Schulter, als ich an ihm vorbeiging. Sein schweißüberströmter Körper schimmerte im Grau golden und pinkfarben.
»Was?«, fragte er und schüttelte belustigt den Kopf.
Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. »Da fragst du noch? Ich will dich mit nach Hause nehmen und vernaschen, du Idiot.«
»Wann?«
»Jetzt!«
Es war mir egal, dass meine Kleidung nass, zerfetzt und schmutzig war, dass mein ganzer Körper schmerzte und dass die Fahrt bis nach West Seattle so lange dauerte, dass ich bis ins Mark zitterte. Quinton riss mir erneut das nasse Zeug vom Leib, sobald wir meine Wohnung betreten hatten. Seine Methode, mich zu wärmen, gefiel mir sehr. Die elektrische Spannung unseres Liebesspiels tauchte meine Welt in schwindelerregende Wirbel aus leuchtendem Pink und Gold, bis wir uns schließlich auf meinem zerwühlten Bett aneinanderschmiegten. Beide zitterten wir vor glücklicher Erschöpfung und fielen in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
FÜNFZEHN
N ormalerweise wache ich auf und bin schlecht gelaunt. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die am Morgen fröhlich aus dem Bett springen, sofort ins Fitnessstudio rennen oder noch vor dem Frühstück ein paar Runden joggen. Am Dienstagmorgen wachte ich jedoch geradezu übersprudelnd vor Lebensfreude auf, obwohl ich mein Knie mit Eis beruhigen und einige Tabletten nehmen musste, um die Schwellung zu ertragen. Ich war noch nie zuvor gut gelaunt aufgewacht, wenn man einmal von den wenigen Malen absah, als ich als
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