Underground
Sie kam aus dem mittleren menschlichen Kopf, während sich der Körper mit wahnwitziger Geschwindigkeit auf uns zubewegte.
»Rur! Dieb! Ladro! Vohr!«, röhrte das Monster und begann erneut seine Gestalt zu verändern.
»Licht!«, befahl ich Quinton. »Vielleicht können wir ihn kurzfristig blenden!«
Quinton schaltete die Taschenlampe an und richtete den Lichtstrahl auf das Ungeheuer. Jetzt sahen wir das fürchterliche Gesicht mit den tropfenden Fangzähnen und dem fleischigen Haar, das um seinen breiten Mund wuchs. Die Schlangenköpfe an beiden Seiten zischten und spuckten vor Wut, während das mittlere Gesicht für einen Moment vor dem Licht zu erschrecken schien. Zwei klauenartige Hände legten sich über die geblendeten Augen. Eine Schimpftirade in einer Kakophonie aus Sprachen ergoss sich über uns, als wir an dem Monster vorbeirannten.
Einer der Schlangenköpfe holte aus und versuchte uns zu fassen. Ich zerrte ein Stück Grau zwischen uns, wobei meine Schulter die rasche Bewegung fast nicht mitmachte. Der Kopf durchbrach den Schild, ließ aber nur ein scharfes Zischen vernehmen und zog sich dann wieder zurück. Er zitterte, als ob er nicht wüsste, wie ihm geschehen war.
Das Loch befand sich nur wenige Meter von Sisiutls Leib entfernt. Ich trieb Quinton vor mir her. Im selben Moment tauchte der nächste Kopf auf und schnappte mit einem Maul voll nadelartiger Zähne nach uns. An den Seiten blitzten die gifttropfenden Fangzähne. Ich zeigte der Schlange die Fasanenfeder und hoffte, dass sie auch hier etwas bewirken konnte. Das Wesen zog sich zurück, und seine zahlreichen Gestalten schienen nun wie eine flirrende Fata Morgana über seinem Körper zu schweben. Dann kehrten sie alle zu Sisiutl zurück, und der Kopf blickte sich verwirrt um. Das menschliche Gesicht mit dem lippenlosen
Mund hörte jedoch nicht auf zu brüllen, während der gewaltige Körper wieder in Bewegung kam, um uns zu stellen.
Quinton hechtete als Erster in das Loch, während ich meine Pistole zog. Sollte die Feder doch plötzlich ihre magischen Kräfte verlieren, war ich gewillt, alles zu versuchen. Als ich die Waffe entsicherte, hallte das Klicken im ganzen Raum wider.
Hastig kletterte ich ebenfalls in den Tunnel. Als der erste Schlangenkopf hinter mir auftauchte, feuerte ich auf sein Auge. In der Hitze des Gefechts traf ich zwar nicht die Pupille, aber die Kugel schlug zumindest in die Nase ein. Das menschliche Gesicht stieß einen Schmerzensschrei aus, und die Kreatur zuckte zurück. Ich achtete nicht auf meine schmerzenden Glieder, sondern versuchte Quinton zu folgen. Sisiutl schrie weiter und warf sich zornig mit aller Wucht gegen das Loch. Die Mauern bebten. Offensichtlich hatte ihn mein Schuss nur wütend gemacht. Doch zumindest hatte ich dadurch einige Sekunden Vorsprung gewonnen.
So schnell ich konnte, kroch ich den Tunnel hinauf und riss mir dabei Schultern, Knie und Hände an der rauen Oberfläche auf. Wieder hörte ich das Prasseln der Schuppen und das wütende Zischen der Schlangenköpfe. Sisiutl glitt in den Tunnel.
»Er ist mir auf den Fersen!«, rief ich Quinton zu. Das Adrenalin durchflutete meinen ganzen Körper. »Klettere in die Gasse hoch und warte dort auf mich!«
Fangzähne schnappten nach meinen Stiefeln, und ich trat wie eine Wahnsinnige nach hinten aus.
Vor mir rannte Quinton die Metalltreppe hinauf und stieß die Stahltüren auf.
Ich wand mich aus dem Tunnel in den offenen Raum am Fuß der Treppe. Dort rollte ich auf den Rücken, die Waffe noch immer gezückt. Ein Schlangenkopf schoss aus dem Loch. Ich versetzte ihm einen harten Tritt.
Der Kopf zog sich für einen Moment zurück und kam dann wieder herausgeschossen. Diesmal traf ihn ein Kugelhagel, denn ich feuerte, so schnell ich konnte. Kreischend wich er erneut zurück. Ich sprang auf und rannte die Treppe hinauf. Oben warf ich die Tür hinter mir ins Schloss, als der blutende Kopf aus dem Loch schnellte.
Quinton packte mich an der Hand, und wir rannten den schmalen Tunnel bis zum Schacht unter der Gasse. Meine Schultern schmerzten unerträglich, und mein krankes Knie brachte mich ins Stolpern. Quinton hielt mich gerade noch fest und zerrte mich mit sich.
Da er meine Hand hielt, konnte ich die Waffe nicht nachladen. Allerdings war ich mir auch nicht sicher, ob es überhaupt sinnvoll war, auf Sisiutl zu schießen. Die Kugeln schienen ihn zwar zu erschrecken, aber mehr bewirkten sie offenbar nicht.
Wir kletterten aus dem Schacht in die Gasse und
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