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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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einmal vor Augen halten, dass man damals bereits mit zehn Jahren eine Ehe eingehen konnte. Viele der Klondiker verschwanden im Untergrund und tauchten nie mehr auf. Es sind schreckliche Dinge passiert, sodass wir irgendwann beschlossen haben, lieber über Toiletten, Ratten und Korruption zu sprechen.«
    Mich interessierte die Korruption in diesem Fall jedoch weniger. »Wir möchten vor allem etwas über das Leben der Indianer im Untergrund erfahren. Oder über indianische Legenden. Gab es zum Beispiel irgendwelche Geschichten über Monster oder Geister, die aus der Gegend verbannt wurden?«
    Rick schüttelte den Kopf. »Von der Geschichte von dem Schamanen, die ich Ihnen bereits erzählt habe, einmal abgesehen, weiß ich in dieser Hinsicht nicht viel. Die örtlich ansässigen Indianer galten in der Stadt und historisch
sehr wenig. Wenn sie von sich aus irgendetwas tun wollten, wurden ihnen meist viele Steine in den Weg gelegt. Oder man ignorierte sie ganz einfach – zumindest bis in die achtziger Jahre. Selbst die Totempfähle im Occidental Park sind erst sehr spät aufgestellt worden.«
    »Gab es irgendwelche Vorkommnisse nach dem Erdbeben 1949?«, wollte ich wissen.
    Rick dachte einen Moment nach. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, sodass sein hängendes Lid gar nicht mehr auffiel. »Hm … Ich glaube, damals könnte es eine Art von Zeremoniell gegeben haben, das von den Indianern abgehalten wurde. Aber ich bin mir nicht sicher. In den Zeitungen aus dieser Zeit gibt es viele Artikel über die Gebäude, die beim Erdbeben zerstört wurden. Aber die örtlichen Indianer weckten kaum Interesse.
    In dem Chaos entdeckte man allerdings einige interessante Artefakte, denn es war das erste Mal seit dem Feuer, dass ein Teil des Bodens ausgehoben wurde. Ich glaube, damals fand man auch ein paar der ursprünglichen Holzleitungen sowie viele kleinere Gegenstände. Die Stadt hatte ja ursprünglich alles in die Straßen geworfen, um diese anzuheben – einschließlich toter Tiere und kaputter Möbel. Später warf man einfach alles auf eine andere Müllhalde. Damals hat man sich kaum für den historischen Wert solcher Gegenstände interessiert, und die ansässigen Stämme hatten den Staat auch noch nicht davon überzeugt, indianische Artefakte als wichtig anzuerkennen. Falls die Indianer aber tatsächlich eine Art von Zeremoniell abgehalten haben, um die Erdgeister oder ihre Vorfahren zu beruhigen, würden Sie sicher wesentlich mehr in Erfahrung bringen, wenn Sie direkt mit ihnen sprechen.«
    Ich bezweifelte, dass es noch jemanden gab, der sich an
diese Zeit erinnerte. Das sagte ich auch zu Quinton, als wir schließlich wieder hoch zum Pioneer Square stiegen.
    »Jedenfalls war es keine totale Zeitverschwendung«, meinte er. »Wir wissen jetzt, dass sich die Indianer durchaus irgendwelcher seltsamer Vorkommnisse im Untergrund bewusst waren. Wir haben nur noch keine Ahnung, was sie dagegen unternommen haben und worum es sich genau gehandelt hat.«
    »Hoffentlich kann uns Fish da weiterhelfen. Außerdem muss ich dringend zu den Danzigers und ein paar Dinge mit ihnen besprechen.«
    »Glaubst du, dass sie etwas wissen könnten, das uns weiterbringt?«
    »Nein, das nicht. Aber ich habe dort unten etwas gesehen, was mich stutzig gemacht hat. Möglicherweise gibt es noch eine andere Verbindung. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich will zuerst mehr herausfinden, bevor ich dir Genaueres erzähle.«
    Quinton blieb auf der Straße stehen und blickte sich um. Zip und Lass hielten sich ganz in unserer Nähe auf. Lass redete gerade animiert und fuchtelte mit den Händen durch die Luft, während Zip eine Zigarette rauchte. Auf der anderen Seite der Straße entdeckte ich Sandy. Sie zog ihren Wagen hinter sich her und beobachtete etwas, das vor ihr passierte, was ich aber von hier aus nicht sehen konnte. Plötzlich drehten sich Lass und Zip um und begannen in Richtung Bread-of-Life-Mission zu laufen. Es war Zeit für das Abendessen. Sandy, an der sie vorbeiliefen, achtete nicht auf die beiden.
    Quinton zog sich den Hut tiefer ins Gesicht. Ein eisiger Wind wehte, und es war stockdunkel geworden. Wir sahen zu, wie sich die Obdachlosen nach dem kurzen, harten
Tag auf die Suche nach Essen und einer Unterkunft machten.
    »Also gut«, meinte Quinton. »Ich werde mich auch umhören. Und ich rufe dich an, wenn ich auf irgendetwas Interessantes stoße.«
    »Gut«, sagte ich und legte meine Hand ein wenig verlegen auf seinen Ärmel. »Äh … das hat

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