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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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plötzlich ein kleines Knackgeräusch von sich, und ich kam ins Stolpern. Ich musste dringend Eis darauf legen und wieder deutlich mehr trainieren, wenn ich nicht mit einer Versteifung leben wollte.
    Von der Gasse konnten wir bis zum Occidental Park
hinübersehen – bis zu jener Stelle, wo das Kline & Rosenberg -Gebäude eingestürzt war.
    Unser Führer fuhr mit seiner Tour fort: »Während des Zweiten Weltkriegs benutzte noch das Militär den Untergrund. Aber seitdem verwaiste er immer mehr. Von 1946 bis 1952 wurde die Gegend zur Müllhalde umfunktioniert. Hier brachte man unter anderem kaputte Möbel her. Es gab aber auch viele Leute, die in den Untergrund stiegen, um antike Türstöcke, Türen oder Ähnliches an sich zu bringen. Ohne die Türen verwandelte sich der Untergrund nach und nach zu einem Paradies für Einbrecher. Die meisten Geschäfte auf dem Pioneer Square wurden irgendwann im Laufe ihrer Existenz einmal von einfallsreichen Räubern überfallen, die durch den Keller kamen. Außerdem wurde der Untergrund zu einem rettenden Hafen für viele Obdachlose. Es gab mehrere Feuer, die hier aus Versehen ausbrachen. Im Jahr 1952 wurde der Untergrund offiziell geschlossen und abgeriegelt – angeblich für immer«, sagte er.
    Er zeigte Richtung Park. »Normalerweise würde ich Sie jetzt noch zum Park führen, damit wir uns die Totempfähle der Sonne und des Raben, des Bären, des Schwertwals und der Tsonoqua – einer Riesin namens ›Albtraumbringerin‹ – ansehen könnten. Aber heute ist es zu kalt und bereits zu dunkel. Es sind sehr interessante Skulpturen, die ich Ihnen wirklich ans Herz legen möchte. Sie sollten sie sich unbedingt ansehen, wenn das Wetter wieder freundlicher ist. Doch jetzt folgen Sie mir bitte über die Straße. Unsere letzte Station ist der Untergrund unter dem Pioneer-Building.«
    Nachdem wir die Straße überquert hatten, erklärte er, dass wir gleich eine der wenigen, noch intakten ursprünglichen
Treppen hinuntersteigen würden. »Die meisten anderen Treppen wurden 1952 entfernt, als man den Untergrund versiegelte. Doch diese Treppe wurde unter der Versiegelung bewahrt. Als man die unteren Ebenen des Gebäudes wieder öffnete, restaurierte man die Treppe, sodass wir sie jetzt benutzen können. Ursprünglich gab es kein Geländer. Stellen Sie sich also vor, während Sie hinuntergehen, wie es gewesen sein muss, wenn man mehrmals täglich diese steilen, offenen Stufen hoch- und hinunter laufen musste.«
    Wir folgten ihm. Allein der Gedanke, die glitschige Treppe ohne ein Geländer hinuntersteigen zu müssen, ließ mich erschaudern. Wenn man dann noch wie ein Goldgräber oder Holzfäller viel getrunken hatte, war es bestimmt noch gefährlicher. Kein Wunder, dass es damals immer wieder zu so genannten »unbeabsichtigten Freitoden« gekommen war.
    Wir betraten den letzten Raum der Tour. Hier befanden sich seltsame Gegenstände, die man allesamt im Untergrund gefunden hatte. Unser Führer zeigte uns einen ausgehöhlten Zedernpfahl, der früher einmal als Wasserleitung gedient hatte, und eine Kupferbadewanne. Sie war in einem der kleineren Zimmer eines anderen Hauses entdeckt worden, und man vermutete, dass in ihr der so genannte Wannen-Gin angesetzt worden war. Außerdem gab es eine frühe Fotografie einer gewissen Madam Lou Graham und ihres »Nähkreises«. Daran hing eine Notiz, der zufolge sich Madam Lous Bordell in einem Haus an der Ecke First Avenue und Main Street befunden hatte. Es handelte sich vermutlich um dasselbe Gebäude, in dem nun die Bread-of-Life-Mission untergebracht war. Quinton und ich unterdrückten ein Lachen.

    Schließlich war die Tour zu Ende. Wir folgten unserem Führer in den Souvenirladen, wo wir ihn direkt ansprachen.
    Es stellte sich heraus, dass er Rick hieß und tatsächlich der Haupthistoriker der Touren war. Ich stellte mich vor und erklärte ihm, wir wären an den Mythen und Legenden des Untergrunds besonders interessiert, da ich diesbezüglich einige Nachforschungen anstellte.
    »Nun, ich habe die interessantesten Mythen bereits auf der Tour erwähnt«, erklärte Rick. »Aber natürlich gibt es wesentlich mehr als man auf einer neunzigminütigen Führung erzählen kann. Einige Geschichten eignen sich nicht so gut, weshalb wir sie in die Führung nicht eingebaut haben. Andere sind nicht gerade familientauglich. Wir lassen zwar die Prostitution und das Verbrechen ziemlich harmlos klingen, aber in Wahrheit war es alles andere als harmlos. Man muss sich nur

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