Underground
Spaß gemacht. Abgesehen von der Tatsache, dass es eigentlich Arbeit war.«
»Und bis auf die unheimlichen Momente. Was ist eigentlich dort unten in der Bank passiert? Es wurde auf einmal eiskalt, und du hast mir etwas gesagt.«
»Dort tauchte auf einmal eine Art von Wiedergänger auf, der von dem Medizinmann wohl nur teilweise erwischt wurde. Ein unangenehmer Geselle. Er sagte etwas Rätselhaftes über den Ort, wo sich Sistu aufhalten könnte. Aber ich habe es nicht so recht verstanden.«
Quinton nahm eine meiner Hände in die seinen und blies darauf, um sie zu wärmen. »Was hat er denn gesagt?«
»Er sagte, dass ich den Tod finden würde, wo es kein Licht und keine Ruhe gibt. Irgendwo zwischen den Gezeiten, in einem Tümpel, der kein Tümpel ist. Was auch immer das heißen mag.«
»Warum hat er das so rätselhaft formuliert?«
»Weil Geister oft so sprechen. Sie wollen reden, aber das bedeutet leider noch lange nicht, dass sie etwas Nettes zu sagen haben. Je unangenehmer ein Geist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er etwas genauso Unangenehmes von sich gibt oder einfach jemandem weh tun will. Die meisten Gespenster wissen nicht, dass es uns gibt. Die wenigen, die es wissen, sind oft ausgesprochen wütend. Wahrscheinlich weil sie tot sind und wir nicht.«
Quinton nickte. Nachdenklich rieb er meine andere
Hand. »Verstehe. Ich wäre vermutlich auch ziemlich stinkig, wenn ich ein Geist wäre.«
»Du wärst jedenfalls nicht in der Lage, das zu tun«, sagte ich und wies mit dem Kopf auf seine Hände, die meine hielten.
Er lief rot an und ließ mich hastig los. »Stimmt. Und das wäre sehr schade. Mein Gott, es ist eisig«, fügte er hinzu und schaute sich ein wenig verunsichert um. »Ich werde über den rätselhaften Satz nachdenken und versuchen, etwas darüber herauszufinden.«
»Danke, das wäre toll«, erwiderte ich. Zugegebenerma ßen dachte ich in diesem Moment allerdings an seinen zarten Kuss von der Nacht zuvor und fragte mich, ob er es wieder versuchen würde.
Doch Quinton lief nur noch röter an – vielleicht dachte er dasselbe -, nickte erneut und folgte dann Zip, Lass und Sandy. Ich kehrte ein wenig enttäuscht zu meinem Wagen zurück und fuhr Richtung Queen Anne.
ZWÖLF
E s war neunzehn Uhr, als ich bei den Danzigers klingelte. Sie hatten bereits zu Abend gegessen, und ihr Sohn Brian sollte allmählich ins Bett gebracht werden. Das war an diesem Abend Bens Aufgabe. Mara freute sich, zur Abwechslung einmal einen weiteren Erwachsenen im Haus zu haben, obwohl ich vermutete, dass sie weniger begeistert sein würde, sobald sie den Grund meines Besuches erfuhr.
Seltsamerweise zeigte sich Albert nicht, als ich eintraf. Ich fragte mich, ob er eine Ahnung hatte, warum ich hier war, auch wenn ich mir das kaum vorstellen konnte. Geister konnten, soweit ich wusste, nicht besser Gedanken lesen als andere.
»Harper!«, begrüßte mich Mara. Ihr irischer Akzent ließ meinen Namen wie ein Lachen klingen. »Komm rein, komm rein! Ist schon eine Weile her, dass du das letzte Mal hier warst, nicht wahr?«
Ich trat in den Hausflur. »Ich wurde während der Weihnachtszeit etwas abgelenkt.«
»Überrascht mich nicht.« Sie nahm meine Jacke und hängte sie auf einen Haken, ehe sie mich ins Wohnzimmer führte, wo ein loderndes Feuer im Kamin prasselte. Der Raum roch nach Fichtennadeln. Ich bemerkte
einen glitzernden Schleier aus blauer Energie vor dem Kamin und fragte mich, ob der Duft von ihm kam oder ob Mara ihn aus einem anderen Grund dorthingezaubert hatte.
Das Haus der Danzigers wirkte stets ruhiger als andere Orte. Mara war als Hexe in der Lage, magische Überbleibsel zu beseitigen und ihr Heim vor Eindringlingen zu schützen. Allerdings verstand ich noch immer nicht, warum sie Albert nicht verscheucht hatte, als sie hier eingezogen waren. Aber ich schien sowieso die Einzige zu sein, die ihn nicht sonderlich charmant fand.
»Worüber wolltest du mit mir reden?«, fragte Mara und ließ sich auf einem der hellgrünen Sofas nieder, die um den Kamin standen. In ihren roten Locken spiegelte sich das Feuer wider, als ob es von dort käme.
Ich schaute mich um, konnte den Hausgeist jedoch noch immer nirgendwo sehen. »Gibt es eine Möglichkeit, mit dir zu sprechen, ohne dass euer Gast uns zuhören kann?«, wollte ich wissen.
Mara sah mich verblüfft an. »Ja, die gibt es schon. Warum?«
»Ich möchte nichts sagen, solange er zuhören kann. Aber ich brauche dringend deine Hilfe und in gewisser Weise auch
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