Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Kopf darüber zerbrochen, aber es ist beim Versuch geblieben. Tut mir leid, daß ich Ihnen das sagen muß, aber einen sehr typischen Geruch strömten die Teller nicht aus. Eben anders.«
    Das wollten wir nicht so hinnehmen. Während Bill das Haus beobachtete, stellte ich eine weitere Frage. »Haben Sie möglicherweise nach einem Vergleich gesucht?«
    »Auch.«
    »Und keinen gefunden?«
    Sie wollte mir schon zustimmen, geriet dann ins Grübeln. »Nicht direkt«, gab sie zu, »aber das, ich sage Wasser, roch anders. Nicht so wie das aus der Leitung. Wissen Sie, in ein paar Minuten haben Sie das Seeufer erreicht. Ich habe mich im Sommer des öfteren dort aufgehalten und habe auch im See gebadet. So ähnlich wie dieses Wasser haben auch die Teller gerochen, nur mit einem intensiveren Aroma nach irgend etwas, das ich nicht kenne.«
    »Moos, Algen?« fragte Bill.
    »Das kann sein.«
    Ich stellte die nächste Frage. »Wissen Sie denn, woher Ihre Gäste das Wasser geholt haben?«
    »Aus dem See, denke ich.«
    »Aber das hat doch anders geschmeckt, wie Sie uns eben verrieten, Mrs. Gumm.«
    »Ja, stimmt. Dann müssen Sie es eben aufbereitet haben.«
    »Und transportierten es in einem Sack«, sagte Bill, doch darüber konnte keiner lachen. Die Sache war einfach zu ernst. Mir war längst klar, daß dieses seltsame Wasser genau die Spur war, nach der wir gesucht hatten.
    »Darf ich Ihnen beiden einen Vorschlag machen, wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Wie könnten wir das?« fragte Bill.
    Mrs. Gumm schaute auf die Uhr. »Wenn alles so gelaufen ist wie bisher, dann sind sie jetzt dabei, ihre Plätze einzunehmen. Ja, sie haben sich zu ihrer abendlichen Mahlzeit zusammengefunden. Das könnten Sie sich ansehen.«
    »Nur wenn wir nicht mitessen müssen«, sagte Bill.
    »Nein, Mister Conolly, da brauchen Sie keine Furcht zu haben.«
    »Okay, Mrs. Gumm«, sagte ich, »auf geht’s.«
    Sie drehte sich um und ging vor uns her. Dabei hielt sie sich im Schatten auf, und als wir uns der Lichtinsel näherten, wurde Gunda Gumm noch vorsichtiger. Sie nutzte die Deckung der abgestellten Fahrzeuge aus, drehte sich dann nach links, und wir legten die wenigen Schritte bis zum Eingang zurück. Hier standen wir im toten Winkel, da störte das Licht auch nicht.
    Zum erstenmal sahen wir Mrs. Gumm genauer. Was wir als dunkles Haar gesehen hatten, stimmte nicht so ganz, denn durch ihre kurzgeschnittenen Strähnen wehte ein violetter Schimmer. Sie hatte ein schmales Gesicht, große dunkle Augen und eine kecke Nase. Eine sehr schlanke Figur kam zum Vorschein, als sie den Reißverschluß ihrer gefütterten Jacke nach unten zog. Sie trug Jeans, feste Schuhe und einen dunklen Pullover.
    »Müssen wir in das Hotel hinein?« fragte ich.
    »Nein, nicht, wenn wir sie nur beobachten wollen. Das kleine Restaurant liegt auf dieser Seite. Das heißt, man kann durch die Fenster schauen.«
    »Das wäre zumindest ein Anfang«, sagte Bill. »Obwohl mich ja auch interessieren würde, was die Herrschaften sich während ihrer tollen Mahlzeit zu sagen haben.«
    »Mich auch.«
    »Das könnte man später noch hinbiegen«, schlug uns Mrs. Gumm vor. Sie warf wieder einen Blick auf ihre Uhr. »Wir sollten jetzt zumindest schauen, denke ich.«
    Damit waren wir natürlich einverstanden.
    Hinter Gunda Gumm schlichen wir her. Wir blieben dicht an der Hauswand. Über uns hing das Dach etwas vor, so daß wir einen zusätzlichen Schatten nutzen konnten.
    Der Boden neben dem Haus war mit Steinen belegt. Es war schwer, die Schritte zu dämpfen, doch man würde uns nicht hören, denn die Fenster waren geschlossen, wie uns Mrs. Gumm noch einmal versicherte. Im Raum hinter ihnen brannte das Licht. Der harte Schein fiel durch die drei Glasvierecke bis nach draußen, wo er auf dem Boden ziemlich intensiv leuchtete.
    Vor dem ersten Fenster blieben wir stehen. Ich hatte den Schluß gemacht. Bill stand vor mir, und ich konnte auf seinen gekrümmten Rücken schauen. Auch Gunda Gumm hatte sich geduckt. Sie drehte aber den Kopf und deutete mit dem Zeigefinger zuckend nach vorn. Weitergehen, hieß das.
    Nur nicht mehr normal. Da die Fenster relativ niedrig lagen, mußten wir uns tief ducken, um unter dem Niveau der Fensterbank zu bleiben. Bill bewies Humor, als er sagte: »Wußtest du eigentlich, das dies mein Lieblingsgang ist?«
    »Nein, seit wann?«
    »Seit meiner Heirat. Das bin ich gewohnt, immer einen auf den Deckel zu bekommen.«
    »Bin gespannt, was Sheila dazu sagt.«
    »Psst!«

Weitere Kostenlose Bücher