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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an, in welcher Situation man sich befindet.«
    Ich bewunderte an meinem Freund immer, wie überzeugend er oft sein konnte. An ihm war ein Vertreter verlorengegangen, und auch Mrs. Gumm stimmte ihm zu.
    »Gut, versuchen wir es.«
    »Fein, dafür bekommen Sie auch einen Stern für Ihr Hotel.«
    »Darauf kann ich verzichten. Mein Mann und ich kommen auch so zurecht.«
    »Ohne Personal?« fragte ich.
    »Die Gäste wollen es nicht. Es reicht ihnen, wenn ich sie umsorge. Sie sind nicht anspruchsvoll. Das Personal fängt erst wieder an, wenn das Osterfest vorbei ist.«
    Damit war das auch geklärt.
    Da Mrs. Gumm sich auskannte, übernahm sie auch die Führung. Wir blieben in dieser Ebene und betraten einen Seitenflur, der vor einer dunkel gestrichenen Tür endete. Der Flur war ziemlich düster.
    »Hinter dieser Tür sitzen sie!« flüsterte die Frau und blieb stehen. Selbst bei dieser relativ schlechten Beleuchtung sahen wir, daß sie sich auf keinen Fall wohl fühlte. Der Gesichtsausdruck war angespannt, das Lächeln wirkte aufgesetzt und gequält. Ich sah ihr an, daß sie eine Frage quälte und ermunterte sie durch mein Nicken, sie zu stellen.
    »Finden Sie es noch immer richtig, daß wir die Gruppe belauschen wollen?«
    »Ja.«
    »Es sind Gäste.«
    »Aber keine normalen«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt.« Sie hob die Schultern. »Außerdem wundere ich mich, daß mir nie etwas aufgefallen ist. Diese Leute waren schon komisch. Sie haben sich ganz anders verhalten, als ich es gewohnt bin. Sie… sie… nun ja, es spielt keine Rolle mehr.«
    Während sie sprach, hatte sie sich gedreht und den Arm ausgestreckt. Sehr vorsichtig legte sie die Hand auf die Türklinke, als würde sie einen fremden Gegenstand anfassen. Wir drückten uns neben dem Türpfosten an die Wand und nickten ihr aufmunternd zu. Sie kannte sich in ihrem Haus besser aus und wußte, was sie riskieren konnte. Einige Male atmete sie tief durch, dann starrten Bill und ich auf ihre Hand, die sich zusammen mit der Klinke nach unten bewegte. Ein Geräusch hörten wir nicht, und Gunda Gumm hielt die Türklinke auch für einen Moment fest. Sie stand da, als wäre sie angefroren, dann der leichte Zug nach vorn, und die Tür öffnete sich einen winzigen Spalt. Wir konnten schauen!
    Ich schielte durch den Spalt. Viel war nicht zu sehen, aber wir hatten schon erkannt, daß die Freunde des Wassers ihren Salat gegessen hatten.
    Nun mußte die Suppe an die Reihe kommen.
    Ich hatte den Eindruck, daß sie sich damit noch Zeit lassen wollten. Der Anführer räusperte sich, und wenig später hörten wir Justus Fontain sprechen. Er stand mit dem Rücken zu uns. Die anderen zehn Männer schauten ihn an. Auch wenn sie dabei in unsere Richtung blickten, hoffte ich doch, daß sie den schmalen Türspalt nicht entdeckten.
    »Wir haben die erste Speise zu uns genommen, meine Brüder«, sagte er mit seiner typischen Stimme, die neutral klang. »Sie war frisch, sie hat uns gestärkt, aber sie hat uns nicht die Stärke gegeben, die wir eigentlich brauchen. Wir sind durch diese Speise unserem Ziel nicht näher gekommen. Wir werden noch etwas Zeit brauchen, aber jeder von euch ist ungeduldig, das weiß ich auch. Wir werden die Vollkommenheit des heiligen Wassers erleben.«
    Bill und ich schauten uns an. Beide hoben wir die Schultern und schüttelten die Köpfe. Was da geredet wurde, konnten wir schlecht nachvollziehen. Da mußte man wirklich Insider sein. Hatte der Sprecher mit dem heiligen Wasser etwa den See gemeint?
    Zuzutrauen war es ihm, nur wußte ich nicht, was daran heilig sein sollte. Meine Gedanken wanderten ab, weil Fontain wieder redete. »Auch wenn zwei unserer Brüder nicht zurückgekehrt sind, aus welchen Gründen auch immer, werden wir es nicht versäumen, die Mahlzeit zu uns zu nehmen. Wir haben uns darauf vorbereitet, wir werden jetzt die Kraft erhalten, um endlich die menschlichen Grenzen überwinden zu können. Die Kraft des Wassers, die Kraft der alten Zeit, uns wird sich die Urzeit öffnen, wir werden den Atem der Geschichte trinken, und wir werden wieder zu dem werden, was uns zusteht. Wir werden die Degeneration der Menschen rückgängig machen. Aus dem Wasser kam das Leben, im Wasser steckt die Kraft, und ihr, meine Brüder, bekommt es zu spüren. Mit jedem Tropfen, den ihr zu euch nehmt, wird sich euer Blut verändern. Es wird stärker durch eure Adern fließen, ihr werdet es genießen, ihr werdet jubeln können, ihr werdet keine Grenzen mehr vorfinden.«
    Worte,

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