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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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klingen wie ein Murmeln von Wind und Sternen, eine tiefe, klare Musik. Seine Arme um mich halten mich fester. Ich schaue hoch in sein Gesicht.
    «Was hast du gesagt?», fragt er, aber seine Augen verraten mir, dass er mich ganz genau verstanden hat.
    «Ach, du weißt schon. Dass ich dich irgendwie mag.»
    «Mhm.» Er küsst meinen Mundwinkel und schiebt mir eine weitere Haarsträhne aus dem Gesicht. «Ich mag dich auch wirklich, wirklich sehr.»

    Nun bin ich also verliebt. Und es ist diese verrückte Verliebtheit, bei der man das Essen vergisst, wie benommen durch den Tag schwebt, die ganze Nacht telefoniert und jeden Morgen freudig aus dem Bett springt, voller Erwartung, ihn zu sehen. Der Sommer fliegt vorüber, und jeden Tag finde ich etwas Neues, das ich an ihm liebe.
    Es fühlt sich an, als ob ihn keiner so gut kennt wie ich. Ich weiß, dass er Country-Musik im Grunde nicht mag, aber sie gehört nun mal zur Westernszene, also nimmt er sie in Kauf. Er gibt zu, dass sich in ihm jedes Mal alles zusammenzieht, wenn er das Zupfen an einer Hawaiigitarre hört. Und wenn wir jetzt so eine Gitarre hören, finde ich das zum Brüllen komisch, da ich ja nun Bescheid weiß. Er liebt Erdnussflips mit Käsegeschmack. Er hält es für eine der großen Tragödien dieser Erde, dass das ganze Land nach und nach verschwindet, dass jedes unbebaute Fleckchen mit Einfamilienhäusern und einer Ferienranch nach der anderen zugebaut wird. Und genau aus dem Grund liebt er die Lazy Dog Ranch und hasst sie gleichzeitig. In seiner Lieblingstagtraumphantasie reist er in der Zeit zurück und reitet sein Land ab, zu einer Zeit, als es noch keine Zäune gab, und er ist in der Hitze unterwegs mit den kleinen mutterlosen Kälbchen und treibt sie übers Land wie ein richtiger Cowboy.
    Er ist nett zu den Leuten, respektvoll. Er flucht nicht. Er ist freundlich. Rücksichtsvoll. Er pflückt mir gern Blumen, die ich zu Girlanden binde und in meinem Haar feststecke, sodass ich sie den ganzen Tag riechen kann. Dass ich anders bin, ignoriert er weitgehend. Diese ganze Engelblutsache spricht er so gut wie nie an, obwohl ich manchmal sehe, dass er mich irgendwie mit neugierigen Blicken mustert.
    Ich finde total süß, wie er manchmal ganz verlegen ist, wenn es schmalzig zwischen uns wird, dann wird seine Stimme total rau, und er kitzelt oder küsst mich, damit wir beide den Mund halten. Mannomann, wie wir uns küssen. Wir sind schon echte Weltmeister.
    Tucker geht nie zu weit, obwohl ich mir das manchmal sogar wünsche. Er küsst mich, küsst mich, küsst mich, bis sich in meinem Kopf alles dreht und mein Körper leicht und gleichzeitig schwer wird, küsst mich, bis ich anfange, an unserer Kleidung zu zerren, weil ich ihm so nah wie nur möglich sein will. Dann stöhnt er, packt mich bei den Handgelenken und schiebt mich von sich weg, schließt die Augen und holt eine Weile tief Luft.
    Ich glaube, er ist ernsthaft davon überzeugt, dass die Entjungferung eines Engels für ihn die Ewigkeit in flammender Hölle bedeuten würde.
    «Was ist mit der Kirche?», fragt er mich eines Abends, als er sich, nach Luft schnappend, zurückbeugt. Es ist die erste Augustwoche. Wir liegen auf einer Decke auf der Ladefläche seines Pick-up-Trucks, über unseren Köpfen ein wahres Meer funkelnder Sterne. Er küsst mich auf den Handrücken, dann verschränkt er seine Finger mit meinen. Eine Sekunde lang vergesse ich die Frage.
    «Was?»
    Er lacht. «Kirche. Wieso geht ihr eigentlich nicht in die Kirche?»
    Noch etwas, das ich an Tucker liebe – meistens: Er ist von unbeirrbarer Ehrlichkeit, von fast schon enervierender Aufrichtigkeit. Ich schaue hoch zu den Sternen.
    «Keine Ahnung. Als wir klein waren, ist meine Mutter jeden Sonntag mit uns in die Kirche gegangen, aber seit einiger Zeit schon nicht mehr.»
    Er rollt sich auf die Seite und sieht mich an.
    «Aber du weißt, dass es einen Gott gibt. Ich meine, du bist irgendwie ein Engel. Du hast doch den Beweis, oder?»
    Was für einen Beweis habe ich eigentlich? Flügel. Die Sache mit den Sprachen. Den Glanz. Alles durch Gottes Kraft. Das hat man mir wenigstens erzählt. Gott scheint die wahrscheinlichste Erklärung dafür zu sein.
    «Na ja, da ist die Sache mit dem himmlischen Glanz», sage ich. «Die Art, wie wir mit Gott in Verbindung stehen. Aber viel weiß ich darüber nicht. Ich habe es nur dieses eine Mal gespürt.»
    «Und wie war das?»
    «Gut war es. Beschreiben kann ich es nicht richtig. Mir war, als könnte ich

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