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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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nicht vorher schon gewusst habe: der Wagen Marke Avalanche, der Wald, das Gehen, das Feuer, Christian, die Worte, die wir zueinander sagen, die Berührungen, die Umarmung, das Davonfliegen. Ich habe versucht, es zu ignorieren.
    «Meine Mutter sagt mir andauernd, dass ich üben muss, aber wie? Ich kann inzwischen gut fliegen. Ich kann verschiedene Sachen dabei tragen; ich werde stärker, aber letztendlich müssen ja nicht meine Muskeln kräftiger werden, oder? Also wie kann ich üben? Was soll ich machen?»
    Eine Weile grübelt sie über meine Fragen nach, dann sagt sie: «Du musst deinen Geist trainieren, wie deine Mutter es dir einmal gesagt hat. Du musst dich von jeglichem Ballast trennen, musst dich aufs Wesentliche besinnen, dich konzentrieren. Wir können es ja zusammen versuchen.» Sie lächelt. «Ich helfe dir. Es wird Zeit, C. Ich weiß, die Sache mit Tucker ist Mist, aber du kannst dich von dem hier nicht einfach so abwenden. Und das weißt du auch, oder?»
    «Ja.»
    «Na dann los», sagt sie, klatscht in die Hände und springt auf. «Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lass uns üben.»
    Sie hat recht, wie immer. Es wird Zeit.

[zur Inhaltsübersicht]
    Cordjacke
    Also üben wir. Jeden Morgen stehe ich mit der Sonne auf, und ich gebe mir Mühe, nicht an Tucker zu denken. Ich dusche, kämme mich, putze mir die Zähne und gebe mir Mühe, nicht an Tucker zu denken. Ich gehe runter und mache mir ein Smoothie – Angela hat uns auf Rohkostdiät gesetzt; sie sagt, es ist reiner, besser für den Geist. Ich halte mich dran. Ich tue sogar die Meeresalgen hinein, die mich, merkwürdigerweise, an Tucker denken lassen. Und ans Angeln. Und ans Küssen. Ich würge das Zeug runter. Nach dem Frühstück Meditation auf der Veranda vor dem Haus, ein ziemlich zum Scheitern verurteilter Versuch, nicht an Tucker zu denken. Dann gehe ich rein und setze mich vor den Computer. Ich sehe mir den Wetterbericht an, informiere mich über die Richtung und die Geschwindigkeit des Windes und, vor allem, über die aktuelle Einschätzung der Brandgefahr. In diesen letzten Augusttagen herrscht akute Brandgefahr. Es kann jederzeit losgehen.
    Gibt es Entwarnung, verbringe ich die Nachmittage damit, mit der Reisetasche in den abgelegenen Waldgebieten herumzufliegen; ich trainiere meine Flügel und füge bei jedem neuen Versuch mehr und mehr Gewicht hinzu. Dabei gebe ich mir Mühe, nicht an Tucker in meinen Armen zu denken. Manchmal begleitet mich Angela, und wir fliegen Seite an Seite. Wenn ich hart genug trainiere, mich lange genug antreibe, gelingt es mir, Tucker wenigstens für ein paar Stunden aus meinen Gedanken zu verdrängen. Und manchmal, wenn ich die Vision habe, denke ich eine ganze Weile überhaupt nicht an ihn.
    Angela hat mich dazu gebracht, alles über die Vision zu notieren. Sie hat eine Tabelle gezeichnet. An den Tagen, an denen sie nicht bei mir ist und mir hilft, ruft sie normalerweise um die Abendessenszeit herum an und fragt mich, mit der Musik von Oklahoma! im Hintergrund, über die Vision aus. Sie hat mir ein kleines Notizbuch gegeben, das ich in der Tasche meiner Jeans bei mir trage, und wenn ich die Vision habe, soll ich alles andere fallen lassen (wenn ich die Vision habe, lasse ich normalerweise sowieso immer alles fallen) und jede Einzelheit aufschreiben: Zeit. Ort. Dauer. Jedes Detail der Vision, an das ich mich erinnere. Jede Kleinigkeit.
    Und deshalb fallen mir allmählich einige Variationen auf. Bisher hatte ich angenommen, dass die Vision jedes Mal genau gleich ist, sich wieder und immer wieder alles wiederholt, aber jetzt, da ich alles aufschreibe, merke ich, dass es von einem Tag zum anderen kleine Veränderungen gibt. Das Wesentliche bleibt: Ich bin im Wald, das Feuer kommt, ich finde Christian, und wir fliegen davon. Jedes Mal trage ich die violette Jacke. Jedes Mal trägt Christian seine schwarze Fleece-Jacke. Diese Dinge bleiben konstant, unveränderlich. Aber manchmal klettere ich von einer anderen Seite auf den Hügel, oder ich entdecke Christian etwas weiter rechts oder links von der Stelle, an der ich ihn am Vortag gesehen habe, oder wir sagen die Sätze: «Du bist es» und «Ja, ich bin es» auf andere Art oder in einem anderen Moment. Und auch die Traurigkeit variiert. Manchmal spüre ich sie vom ersten Moment an. Bei anderen Gelegenheiten fühle ich die Traurigkeit erst, wenn ich Christian sehe, und dann bricht sie wie eine Flutwelle über mich herein. Manchmal weine ich, und manchmal ist Christians

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