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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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blanke Felswand hinaufsteigen, was Mama schnell und mühelos tat, ohne sich umzusehen.
    «Mama, warte!», rief ich und kletterte ihr hinterher. Das Bergsteigen kannte ich bisher nur von der Kletterwand in der Sporthalle. Meine Mutter trat mit den Schuhen einen Sprühnebel kleinster Steinchen los. Dann verschwand sie auf der anderen Seite der Hangspitze.
    «Mama!», schrie ich.
    Sie schaute zu mir herunter.
    «Du schaffst das, Clara», sagte sie. «Vertrau mir. Es wird die Mühe wert sein.»
    Eine Wahl hatte ich im Grunde nicht. Ich streckte den Arm nach oben, klammerte mich an den Fels und begann mit dem Aufstieg. Dabei sagte ich mir die ganze Zeit, dass ich nur ja nicht dorthin schauen sollte, wo der Berg steil unter mir abfiel. Dann war ich oben. Ich stand neben meiner Mutter und keuchte.
    «Mensch», sagte ich und schaute mich um.
    «Ziemlich beeindruckend, was?»
    Unter uns erstreckte sich das von den fernen Bergen begrenzte Tal mit den Redwood-Bäumen. Es war einer der Aussichtspunkte, auf denen man sich wie auf dem Dach der Welt fühlte, denn man konnte meilenweit in alle Richtungen sehen. Ich schloss die Augen, breitete die Arme aus, ließ mich vom Wind umwehen und sog die Luft ein – eine zu Kopf steigende Geruchskombination von Bäumen und Moos und allen möglichen Gewächsen, dazu die Mixtur von Schmutz, Bachwasser und reinem, klarem Sauerstoff. Ein Adler drehte langsam seine Kreise über dem Wald. Ich konnte mir mühelos vorstellen, wie es sich anfühlte, so durch die Lüfte zu gleiten, nichts als kleine Wolkentuffs zwischen sich und dem endlosen blauen Himmel.
    «Setz dich», sagte Mama. Ich öffnete die Augen, drehte mich zu ihr um und sah sie auf einem kleinen Felsblock sitzen. Mit der Hand deutete sie auf den Platz neben sich. Ich setzte mich zu ihr. Sie fischte in ihrem Rucksack nach einer Wasserflasche, machte sie auf, nahm einen tiefen Schluck, dann bot sie mir die Flasche an. Ich nahm sie, trank und musterte meine Mutter. Sie wirkte abwesend, den Blick hatte sie in die Ferne gerichtet, und mit ihren Gedanken war sie woanders.
    «Hab ich irgendwas angestellt?», fragte ich.
    Sie fuhr zusammen, dann lachte sie nervös.
    «Nein, Schätzchen», antwortete sie. «Ich muss dir nur was Wichtiges sagen.»
    Mir schwirrte der Kopf von all den möglichen Dingen, womit sie mich wohl gleich überraschen würde.
    «Ich war schon oft hier oben», sagte sie.
    «Du hast jemanden kennengelernt», mutmaßte ich. Das war immerhin eine Möglichkeit.
    «Aber was redest du denn da?», wollte Mama wissen.
    Mama war nie viel ausgegangen, obwohl jeder sie auf Anhieb mochte und sie die Blicke der Männer auf sich zog. Sie behauptete gern, sie sei zu beschäftigt für eine feste Beziehung, zu sehr in Anspruch genommen von ihrer Arbeit als Programmiererin bei Apple und als alleinerziehende Mutter. Ich dachte immer, sie hänge noch zu sehr an meinem Vater. Aber vielleicht hatte sie ja eine leidenschaftliche heimliche Affäre, die sie mir jetzt beichten wollte. Vielleicht würde ich in ein paar Monaten im rosa Brautjungfernkleid und mit Blumen im Haar dastehen und zusehen, wie sie einen Mann heiratete, zu dem ich dann Papa sagen sollte. So war es zumindest vielen in meinem Freundeskreis ergangen.
    «Du hast mich hierhergeschleppt, weil du mir von einem Typen erzählen willst, den du kennengelernt hast, und du willst mir sagen, dass du ihn liebst und ihn heiraten willst oder so was», sagte ich schnell, wobei ich sie nicht anschaute, denn sie sollte nicht sehen, dass ich diesen Gedanken abscheulich fand.
    «Clara Gardner!»
    «Doch, wirklich, das wäre in Ordnung für mich.»
    «Das ist ganz rührend, Clara, aber völlig falsch», erwiderte sie. «Ich habe dich hierher mitgenommen, weil ich glaube, dass du inzwischen alt genug bist, um die Wahrheit zu erfahren.»
    «Okay», sagte ich ängstlich. Das hörte sich nach was Bedeutendem an. «Was für eine Wahrheit?»
    Sie holte tief Luft, atmete aus und beugte sich dann zu mir rüber.
    «Als ich so alt war wie du, habe ich in San Francisco bei meiner Großmutter gewohnt», setzte sie an.
    Darüber wusste ich kaum etwas. Ihren Vater gab es schon nicht mehr, als ihre Mutter vor der Entbindung stand, und ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. Wie ein Märchen hörte sich das an, so hatte ich immer gedacht, als wäre meine Mama die verwaiste, tragische Heldin aus einem meiner Bücher.
    «Wir haben in einem großen weißen Haus in der Mason Street gewohnt», sagte sie.
    «Wieso bist du nie

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