Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
Vom Netzwerk:
Mühe, nicht zu lachen. Ganz offensichtlich ist er in sehr guter Stimmung.
    «Da ziehst du also Idioten aus dem Schnee und bringst ihnen dann auch noch das Skifahren bei», sage ich.
    Er zuckt mit den Schultern. «Damit verdiene ich mir den Skipass für eine Saison.»
    «Und taugst du was?»
    «Im Idioten-aus-dem-Schnee-Ziehen bin ich der Beste.»
    «Ha-ha. Sehr witzig. Nein – ich meine als Skilehrer.»
    «Ich denke mal, das findest du schon noch raus.»
    Sofort fängt er mit dem Unterricht an, zeigt mir, wie ich das Gleichgewicht halte, wie ich meine Ski in die richtige Position bringe, wie ich umdrehen und anhalten kann. Er behandelt mich Gott sei Dank wie jeden x-beliebigen Schüler. Ich entspanne mich sogar ein bisschen. Wenn man schön langsam eines nach dem anderen macht, scheint es ganz einfach zu sein.
    Aber dann soll ich an den Schlepplift.
    «Das ist gar nicht schwer. Halt dich einfach fest, der Lift zieht dich den Hang hoch. Wenn du oben bist, lässt du los.»
    Offenbar hält er mich für gehirnamputiert. Ungeschickt stakse ich rüber zu dem Seil und kämpfe mich genau an die Stelle, an der das schmierige schwarze Kabel durch den Schnee schleift. Ich greife nach unten und packe es. Es zerrt an meinen Armen, und ich kippe leicht vornüber, beinahe wäre ich gefallen, aber irgendwie schaffe ich es, meine Skier in die richtige Position zu bringen, mich aufzurichten und mich vom Seil den Hang hochziehen zu lassen. Schnell werfe ich einen Blick über die Schulter zurück, ich will sehen, ob Tucker lacht. Tut er nicht. Er sieht aus wie ein Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen, der gerade seine Wertung auf eine Karte eintragen will. Oder wie jemand, der gleich Zeuge eines schrecklichen Unfalls wird.
    Oben auf dem Hang lasse ich das Seil fallen und sehe zu, dass ich aus dem Weg komme, ehe das nächste Kind in mich reindonnert. Dann stehe ich eine Weile da und gucke runter. Tucker wartet unten. Es ist kein steiler Hang, und es stehen auch keine Bäume im Weg, gegen die man prallen könnte, und das ist immerhin ein Trost. Aber hinter Tucker fällt der Hang weiter ab, vorbei am Skilift, der Skihütte, den kleinen Geschäften, die den Weg zum Parkplatz säumen. Auf einmal sehe ich mich schon halb unter einem Auto liegen.
    «Komm schon!», ruft Tucker. «Der beißt schon nicht, der Schnee.»
    Er denkt, ich habe Angst. Na schön, er hat recht, aber die Vorstellung, dass Tucker mich für einen Angsthasen hält, lässt mich wild entschlossen Unter- und Oberkiefer aufeinanderpressen. Vorsichtig bringe ich meine Skier in die V-Position, so wie er es mir gezeigt hat. Dann stoße ich mich ab.
    Die kalte Luft rauscht an meinem Gesicht vorbei, erfasst mein Haar, und es weht mir wie ein Banner hinterher. Ich verlagere mein Gewicht ein bisschen auf einen Fuß und gleite sacht nach links. Ich versuche es noch einmal, diesmal in einem Bogen nach rechts. Hin und her, und so komme ich den Hügel runter. Eine Weile fahre ich nur geradeaus, wobei ich etwas schneller werde, dann versuche ich es wieder. Ganz leicht ist das. Als ich auf Tucker zukomme, verlagere ich das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße und mache das V weiter, so wie er es mir beigebracht hat. Ich halte an. Ein Klacks.
    «Vielleicht könnte ich es noch mal auf die andere Art versuchen», sage ich. «Die Skier gerade halten.»
    Er starrt mich an, runzelt die Stirn, die gute Laune ist offenbar verschwunden.
    «Und du willst mir weismachen, dass du das erste Mal auf Skiern stehst», sagt er.
    Verblüfft schaue ich in sein skeptisches Gesicht. Er hat doch wohl nicht von mir erwartet, dass ich auf dem kleinen Hügel hinfalle? Ich sehe mich nach den anderen Anfängern um. Sie wirken wie eine Herde verwirrter Entenküken, die verzweifelt versuchen, nicht aufeinanderzuprallen. Sie fallen eigentlich nicht hin, sie plumpsen eher auf den Boden.
    Jetzt sollte ich Tucker anlügen, ihm erzählen, dass ich das früher schon mal gemacht habe. So würde ich keine Aufmerksamkeit erregen, wie meine Mutter immer empfiehlt. Aber ich will diese Woche nicht noch einen aus der Familie Avery anschwindeln.
    «Soll ich es noch mal versuchen?»
    «Ja», meint er. «Ich finde, du solltest es noch mal versuchen.»
    Diesmal kommt er mit mir hoch, und als ich runterfahre, bleibt er direkt neben mir. Er macht mich so nervös, dass ich ein paarmal beinahe stürze, aber ich denke ständig dran, wie demütigend es wäre, mich vor Tuckers Augen in den Schnee zu legen, und ich schaffe es, auf den

Weitere Kostenlose Bücher