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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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auf eine Mission entsandt, für deren Erfüllung dir die Kraft fehlt. Du musst diese Kraft irgendwo in dir finden, und du musst mit ihr umgehen lernen und sie pflegen. Für diese Aufgabe wurdest du geschaffen. Und Christian ist nicht irgendein beliebiger Junge, dem du ganz ohne Grund begegnen sollst. Es gibt einen Grund für das alles hier.»
    «Du meinst, Christian könnte wichtig sein, weil er eines Tages vielleicht Präsident wird oder das Heilmittel gegen Krebs findet?»
    Sie lächelt.
    «Er ist schrecklich wichtig», sagt sie. «Genau wie du.»
    Ich würde ihr wirklich gern glauben.

[zur Inhaltsübersicht]
    Und ab auf die Bretter
    Am Sonntagmorgen fahren wir nach Teton Village, einem großen, bekannten Wintersportort ein paar Meilen außerhalb von Jackson. Jeffrey ist auf dem Rücksitz eingenickt. Mama wirkt erschöpft, wahrscheinlich hat sie zu oft bis spät in die Nacht gearbeitet und in den frühen Morgenstunden zu viele ernsthafte Unterredungen mit ihrer Tochter geführt.
    «Wir biegen noch vor Wilson ab, ja?», fragt sie, hält in der lehrbuchmäßigen Zehn-vor-zwei-Position das Lenkrad umklammert und blinzelt durch die Windschutzscheibe, als tue die Sonne ihren Augen weh.
    «Ja, das da ist die Landstraße 380, da rechts.»
    «Das ist die 390», sagt Jeffrey, die Augen hat er immer noch geschlossen.
    Mama reibt sich die Nasenwurzel, blinzelt ein paarmal und greift wieder nach dem Lenkrad.
    «Was ist heute los mit dir?», frage ich.
    «Kopfschmerzen. Ich arbeite an einem Projekt, das nicht so läuft wie geplant.»
    «Du arbeitest einfach zu viel. Was ist es denn für ein Projekt?»
    Vorsichtig biegt sie auf die Landstraße 390 ab.
    «Und wohin jetzt?», fragt sie.
    Ich gucke auf den Routenplaner, den ich mir aus dem Internet ausgedruckt habe.
    «Fahr einfach etwa fünf Meilen geradeaus, bis wir irgendwo links diesen Wintersportort sehen. Den verpassen wir bestimmt nicht.»
    Wir fahren ein paar Minuten, vorbei an Restaurants, Industriegebieten und der einen oder anderen Ranch. Plötzlich öffnet sich auf der einen Seite vor uns das Skigebiet, und dahinter erhebt sich der Berg, in breite weiße Schneisen geteilt, die durch die Bäume zu sehen sind, und der Skilift fährt bis ganz hinauf zum Gipfel. Das Ganze sieht schrecklich steil aus. Mount-Everest-mäßig steil.
    Jeffrey richtet sich auf, um besser sehen zu können.
    «Das ist ja mal ein starker Berg», sagt er und kann es offensichtlich kaum noch abwarten, sich den Hang runterzustürzen. Er guckt auf die Uhr.
    «Komm schon, Mama», sagt er. «Musst du denn wie eine alte Oma fahren?»
    «Brauchst du Geld?», fragt Mama und ignoriert seine letzte Bemerkung völlig. «Ich habe Clara etwas Geld für die Skischule gegeben.»
    «Ich brauche keine Skischule. Ich muss nur irgendwann in diesem Jahrtausend ankommen.»
    «Jetzt gib schon Ruhe, Blödian», sage ich. «Wir kommen an, wenn wir ankommen. Es ist jetzt keine Meile mehr entfernt.»
    «Vielleicht solltet ihr mich rauslassen, dann kann ich zu Fuß weiter. Wäre wahrscheinlich schneller.»
    «Seid jetzt endlich still, alle bei…», will Mama sagen, aber da geraten wir auf der vereisten Fahrbahn ins Rutschen. Sie steigt in die Bremsen, und wir schlittern seitlich weg, werden dabei immer schneller. Mama und ich kreischen, als der Wagen trudelnd von der Straße abkommt und durch eine Schneeverwehung kracht. Am Rand eines kleinen Felds kommen wir zum Stehen. Zitternd holt sie tief Luft.
    «He, du warst es doch, die der Meinung war, wir würden den Winter hier lieben», erinnere ich sie.
    «Na klasse», sagt Jeffrey sarkastisch. Er schnallt sich ab und macht die Autotür auf. Der Wagen steckt gut sechzig Zentimeter tief im Schnee. Wieder guckt er auf die Uhr. «Das ist einfach klasse.»
    «Was denn, hast du etwa einen wichtigen Termin, den du einhalten musst?», frage ich.
    Er wirft mir einen angewiderten Blick zu.
    «Oh, jetzt verstehe ich», sage ich. «Du triffst dich mit jemandem. Wie heißt sie denn?»
    «Das geht dich nichts an.»
    Mama seufzt und legt den Rückwärtsgang ein. Der Wagen bewegt sich etwa dreißig Zentimeter zurück, dann drehen die Reifen durch. Sie fährt wieder vor und versucht es noch einmal. Kein Glück. Wir stecken fest. In einer Schneeverwehung. Vom Skihang aus bestens zu sehen. Noch peinlicher wäre es kaum möglich gewesen.
    «Ich könnte aussteigen und schieben», schlägt Jeffrey vor.
    «Wart erst mal ab», sagt Mama. «Es kommt bestimmt bald jemand vorbei.»
    Wie aufs Stichwort

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