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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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einen Moment. «Er war ein rechtschaffener Mann. Ich habe ihn gemocht. Auch wenn er zugelassen hat, dass er benutzt wurde.»
    Sie meinte offensichtlich das Buch.
    Er meinte den Mann.
    «Dann bist du kein Quartarius», sagt sie da. Etwas an ihrem Tonfall bringt mich dazu, sie anzusehen. Ihr Gesicht ist ausdruckslos, als versuche sie angestrengt, ihre Gefühle zu verbergen.
    Eifersucht und Neid. Boah, Tatsache, sie ist neidisch. Ich spüre es, ohne mir Mühe geben zu müssen. Die ganze Zeit über hat sie gedacht, sie wäre die Mächtige von uns beiden. Sie, der Dimidius, ich, der Quartarius, und es hat ihr gefallen. Aber jetzt … sie kennt nicht mal den Begriff für das, was ich bin. Und mein Vater ist hier, attraktiv und mächtig und gut, und er kümmert sich um mich, und er ist der Zugang zu weit mehr Information als alle staubigen alten Bücher dieser Welt. Weil mein Vater älter ist als alle staubigen alten Bücher dieser Welt.
    Ihr Neid fühlt sich in meinen Gedanken schleimig an.
    «Na gut, jetzt lasst uns bloß nicht melodramatisch werden oder so was», sage ich. «So was Tolles ist das ja nun auch nicht.»
    «Und ob das was Tolles ist!», ruft sie, dann holt sie kurz tief Luft. «Du hast meine Gedanken gelesen. Du hast dein Einfühlungsvermögen benutzt.»
    «Tut mir leid. Aber was du wegen mir gerade fühlst, ist ziemlich scheiße, oder?»
    «Das ist echt übel von dir», sagt sie, dann fällt ihr ein, dass mein Vater neben mir steht, und sie hält den Mund. Ihr Gesicht ist bleich wie Alabaster, dann sprüht plötzlich ein Funke blauen Lichts aus ihrem Haar, nur einmal ganz kurz, wie ein einsames Feuerwerk vor dem schwarzen Hintergrund des Theaters.
    «Ich konnte nicht anders», sage ich.
    Ja, tatsächlich, sie ist echt angepisst.
    «Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Gardner», sagt sie, «aber ich sollte mich langsam wieder ans Üben machen.» Sie sieht mich an. «Du weißt ja, wo es rausgeht.»
    «Schön.» Ich drehe mich zum Ausgang um. «Na, dann komm. Wir sind hier fertig.»
    «Die Freude ist ganz meinerseits, Angela», sagt Papa. «Sie sind genau, wie Maggie Sie beschrieben hat – sehr beeindruckend dafür, dass Sie so lange ganz allein mit alldem fertigwerden mussten.»
    «Danke», sagt sie mit einem leichten Krächzen in der Stimme; in seiner Gegenwart kann sie ihre Trotzhaltung nicht lange aufrechterhalten.
    Tja, mein Papa ist eben ein Charmeur.

    Er bringt mir bei, wie man sich unsichtbar macht. Na ja, «beibringen» trifft es nicht ganz. Die Sache ist kompliziert, es hat etwas mit dem Beugen von Licht zu tun. Er erklärt mir das Ganze, als wäre es eine Formel, die eines Tages ein Genie mit Textmarker auf ein Fenster kritzeln wird. Ich begreife es nur halb, aber dann macht er es vor. Er macht uns beide unsichtbar, was praktisch ist, wenn man irgendwann mal herumfliegen möchte, ohne dass jemand in den Himmel zeigt und ruft: Guck mal, ein Engel! Es ist sogar noch besser als Jeffreys Erklärung mit dem weißen Vogel.
    Nach dem Besuch bei Angela bin ich immer noch schlecht gelaunt, aber es ist gar nicht so leicht, wütend zu sein, wenn mein Vater Freude ausstrahlt. Und dann fliege ich mit ihm, und der Wind trägt mich wie die Töne eines Liedes. Ich bin schon so lange nicht mehr geflogen, dass ich schon Angst hatte, ich hätte es verlernt, aber es stellt sich heraus, dass es mit meinem Vater leicht ist wie Ein- und Ausatmen. In Spiralen sausen wir nach unten, wirbeln um Bäume herum. Wir schießen in die Höhe, durchbrechen die Wolkenbänke, höher und höher hinauf, bis die Luft um uns herum dünn wird. Wir schnellen in die Höhe.
    Schließlich landen wir bei einem Autohändler in Idaho Falls. Hinter einem Gebäude kommen wir auf den Boden, Papa vor mir, und er lässt uns wieder sichtbar werden.
    Ich glaube, Angela hätte sich in die Hosen gemacht vor Begeisterung, hätte sie das sehen können. Geschieht ihr recht.
    Aber ich bin ja auch neidisch gewesen. Die ganze Zeit hab ich gedacht, sie wäre die Stärkere, diejenige, die alles herausfindet, alles auf die Reihe kriegt. Lange vor mir wusste sie Bescheid, wusste sogar, dass meine Mutter sterben würde. Sie war die Erste von uns beiden, die fliegen konnte. Sie konnte die Gestalt ihrer Flügel verändern. Sie hatte einen richtigen Engel kennengelernt und ihre Sommerferien in Italien verbracht.
    «Denk nicht weiter darüber nach», sagt Papa. «Ihre Reaktion war völlig normal. So wie deine früher auch.»
    «Du kannst Gedanken

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