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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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ich bin früher auch schon mal neidisch auf dich gewesen. Und die Sache mit meinem Vater war ja auch eine Riesenüberraschung. Für einen, der ein halber Mensch ist.»
    Das Letzte sollte ein Scherz sein. Aber sie lacht nicht.
    «Also du … du vergibst mir?», fragt sie. Irgendwie merkwürdig, wenn Angela einmal verletzlich wirkt, sie, die sonst so stark ist. In diesen Momenten schaue ich durch ein winziges Fenster in ihre Welt, in der ich ihre einzige richtige Freundin bin. Wenn sie es sich mit mir verdirbt, ist sie ganz allein.
    «Klar. Schnee vom vergangenen Jahr», sage ich.
    Sie seufzt. Vor Erleichterung. «Magst du rüberkommen?»
    «Geht nicht. Ich muss etwas erledigen.»
    Ich will zu Tucker.

    Der diesjährige regionale Highschool-Rodeo-Wettbewerb findet in der Rodeo-Arena von Jackson Hole statt, eine der wenigen Veranstaltungen dieses Jahr, die das Team als Heimspiel bestreitet. Am Eingang winkt mich der Besitzer der Arena, Jay Hooper, einfach durch, als ich Eintritt zahlen will. Ich hatte beinahe vergessen, dass er ein Engelblut ist.
    «Weil du Maggies Kleine bist», sagt er.
    Nichts dagegen zu sagen.
    Ich suche mir einen Platz ganz hinten auf dem Teil der Zuschauertribüne, der nicht überdacht ist. Ich sollte gar nicht hier sein, das weiß ich ja, sollte im Moment nicht von zu Hause fort, zumal niemand weiß, wo ich bin. Aber ich will Tucker sehen. Irgendwie denke ich, wenn ich ihn nur einmal sehen kann, wird alles wieder gut. Und ich werde wieder klar im Kopf.
    Ich schaue dem Rodeo zu; es fängt damit an, dass sie die Kälber einfangen und mit Stricken binden müssen, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Seit gestern fühle ich mich nur noch im Ozean meiner eigenen Schuld verloren, habe den Eindruck, unter Wasser zu sein. Die Stimmen der Stadionsprecher klingen gedämpft. Ich kann nicht klar sehen. Ich versuche zu atmen und habe den Mund voller Schuldgefühle.
    Ich habe zugelassen, dass Christian mich küsst. Ich spüre immer noch das Kitzeln auf den Lippen, seinen Geschmack.
    Der Gedanke daran macht mich körperlich krank. Das bin nicht ich, denke ich. Ich kann doch nicht dieses Mädchen sein, das mit einem anderen Typen herummacht, obwohl ihr Freund doch dieser starke, fantastische, wunderbare, liebevolle, ehrliche und total witzige heiße Typ ist, bei dem man schon total verrückt sein müsste, wenn man ihn betrügt.
    Ich stöhne und schließe die Augen. Tucker ist wirklich das alles und noch viel mehr. In diesem Moment fühle ich mich so wertlos wie die leere Bierdose unter der Zuschauertribüne.
    Ich höre, dass Tuckers Name aufgerufen wird. Leute auf der Tribüne johlen und kreischen. Dann stürmt er auf Midas herein und jagt einem schwarz-weiß gefleckten Kalb hinterher. In der Hand hält Tucker ein Lasso mit weiter Schlinge, schwingt es sanft über seinem Kopf, einmal, zweimal, dreimal, dann lässt er es durch die Luft sausen. Es legt sich dem Kalb auf ideale Weise um den Hals. Tucker gleitet von Midas herunter, läuft auf die eine Seite des Kalbs, zwischen den Zähnen hält er ein weiteres Stück Seil; geschickt wirft er das Kalb in den Schmutz und bindet ihm die Beine. Das Ganze dauert gerade einmal zwei Minuten, wenn überhaupt. Und schon ist er fertig. Er winkt in die Menge.
    Meine Augen füllen sich mit Tränen. Wie es scheint, weine ich in den letzten Tagen nur noch, aber ich kann nichts dagegen machen. Er ist so attraktiv, sogar von Staub und Schmutz bedeckt und vor Anstrengung schwitzend, er ist einfach der attraktivste Junge von der ganzen Welt.
    Christian hat womöglich recht. Wir gehören zusammen. Das lässt sich kaum leugnen. Er ist meine Aufgabe, jedenfalls ein großer Teil davon.
    Aber Tucker ist der, den ich gewählt habe. Ich liebe ihn. Und das wird auch nicht so einfach aufhören.
    Ich wollte eine Antwort, und jetzt bin ich so nah an einer Antwort, wie ich nur kommen kann. Jetzt sollte ich mich hinausschleichen, ehe er mich entdeckt und das schlechte Gewissen sieht, das mir überdeutlich ins Gesicht geschrieben sein muss.
    Die Menge um mich herum jubelt wieder, als die Zeit angekündigt wird. Er hat sich gut geschlagen. Trotz all des anderen Seelenmülls, der sich in mir häuft, bin ich stolz auf ihn.
    Ich stehe auf, bahne mir einen Weg zum Seitengang und gehe schnell die Treppe hinunter. Beinahe geschafft. Doch dann ruft jemand aus der ersten Reihe der Tribüne Tucker laut jubelnd zu. Ein weiblicher Jemand. Und irgendwas daran lässt mich innehalten.
    Es dauert nur einen

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