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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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denn was immer er an dem Tag da draußen auch gemacht hat, mein Gefühl sagt mir, es kann nichts Gutes gewesen sein.
    Auch mein Bruder hat seine Geheimnisse.

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    Kurz vor dem Ausrasten
    Diesmal sehe ich Stufen in meinem Traum. Eine Treppe aus zehn oder zwölf Betonstufen mit schwarzem Geländer, die zwischen zwei Espen nach oben führen. Wieso sollte mitten im Wald eine Treppe sein? Und wohin führt sie? Ich umklammere das Treppengeländer. Es ist rau, die Farbe blättert ab und enthüllt Rostflecken. Die Stufenränder sind moosbewachsen. Ich steige hinauf und merke, dass ich gute Schuhe trage, Mamas schöne schwarze Pumps, die sie mir immer zu feierlichen Anlässen leiht.
    Vor mir zwischen den Bäumen sehe ich Jeffrey. Auch andere stehen dort, Schatten auf der Hügelspitze, Leute, die ich erkenne: Angela, Mr Phibbs, Wendy. Mir kommt es vor, als würden sie mich alle anstarren, und ich weiß nicht, wieso. Ich schaue sie an und bleibe mit dem Absatz eines meiner schönen Schuhe stecken. Ich verliere das Gleichgewicht auf der Treppe, falle beinahe, aber wieder ist Christian da, hat die Hand auf meiner Hüfte, stützt mich. Einen Moment lang starren wir uns an. Sein Körper strahlt Wärme aus, sodass ich am liebsten näher an ihn herantreten möchte.
    «Danke», flüstere ich, und dann öffne ich die Augen, und mein Blick fällt auf die Zimmerdecke meines Schlafzimmers; draußen wütet noch immer ein strenger, kalter Wind in den Bäumen.

    «Du bist kurz vor dem Ausrasten, oder?», bemerkt Angela mit vollem Mund; sie isst gerade Salat aus grünen Bohnen. Wir sitzen in einer Nische im Bistro Rendezvous in Jackson, es ist Samstagabend, wir sind aus dem Kino gekommen und essen Salat, denn etwas anderes können wir uns in diesem Lokal nicht leisten.
    «Mir geht es gut», antworte ich.
    «So gut wohl nicht. Du solltest dich mal sehen.»
    «Na ja, das ist echt scheiße, weißt du? Ich würde nämlich so gern wissen, ob es ein Traum ist oder wieder eine Vision oder was sonst.»
    Angela nickt in Gedanken. «Deine Mutter hat doch gesagt, dass manch ein Engelblut seine Vision in Form von Träumen erhält, im Schlaf, oder nicht?»
    «Ja, das hat sie gesagt, bevor es bei mir mit den Visionen losging, damals, als sie mir manchmal noch nützliche Informationen gegeben hat. Aber ich hatte meine Visionen immer, wenn ich wach war.»
    «Ich auch», sagt Angela.
    «Und deshalb überlege ich jetzt, ob dieser Traum was zu bedeuten hat oder ob er bloß, na ja, du weißt schon, von zu viel fettigem Essen vom China-Schnellimbiss kommt. Ist er eine Himmelsbotschaft, oder ist da mein Unterbewusstsein am Werk? Und ob nun das eine oder das andere, was will mir dieser Traum sagen?»
    «Siehst du, ich hab’s gewusst, du bist kurz vorm Ausrasten», meint sie. «Es ist alles ziemlich verkorkst, C. Du siehst Christian beim Engelclubtreffen nicht mal an. Es sieht so aus, als ob ihr zwei euch abwechselnd aus dem Weg geht. Ich würde ja drüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre.»
    «Ich weiß», sage ich, «ich arbeite dran.»
    Voller Mitgefühl sieht sie mich an und legt den Kopf zur Seite. «Ich mag Tucker, Clara. Ehrlich. Er ist ein fantastischer Typ, keine Frage. Aber hast du mal darüber nachgedacht, dass du vielleicht gar nicht mit ihm zusammen sein sollst, sondern mit Christian, dass er dein Schicksal ist, dass ihr zwei zusammen in den Sonnenuntergang fliegen sollt? Könnte das nicht möglich sein?»
    «Natürlich hab ich daran gedacht.» Ich lege meine Gabel weg, ich habe keinen Hunger mehr. Das Schicksal kann einem wirklich den Appetit verderben. «Ich weiß ja nicht mal, ob ihn das überhaupt interessiert», sage ich.
    «Ob wen das interessiert? Tucker? Oder Christian?»
    «Gott.»
    Sie lacht. «Tja, das ist wohl das ganz große Geheimnis?»
    «Ich meine, ich bin siebzehn. Wieso sollte es ihn interessieren, wen ich …»
    «Liebe», bietet sie an, als ich den Satz nicht zu Ende spreche. «Wen du liebst.»
    Wir sagen weiter nichts, während der Kellner unsere Gläser noch einmal füllt.
    «Na, jedenfalls solltest du dieses Traumzeug aufschreiben», sagt sie. «Denn es könnte wichtig sein. Guck genau hin, ob es kleine Veränderungen gibt, wie du das bei deiner Vision gemacht hast. Außerdem solltest du Christian danach fragen, denn wer weiß, vielleicht hat er ja den gleichen Traum, und wenn ja, dann könntet ihr gemeinsam herausfinden, was er zu bedeuten hat.»
    Gar keine schlechte Idee. Außer, dass ich nicht

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