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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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«Hier will ich leben, und hier will ich auch sterben.»
    Er sieht mich an, als wolle er mich herausfordern, ihm zu widersprechen. Stattdessen lege ich ihm die Arme um den Hals. «Schon gut, ich hab’s verstanden», flüstere ich.
    Er entspannt sich. «Und was ist mit dir? Was willst du machen?»
    «Ich will auch nicht weg. Ich will hierbleiben. Mit dir.»

    In der Nacht, ich bin schon halb eingeschlafen, klingelt mein Handy. Zuerst beachte ich es gar nicht, warte, dass die Mailbox sich einschaltet, denn ich will in meinem Traum herausfinden, wer gestorben ist. Aber dann klingelt es wieder. Und wieder. Wer immer es ist, lässt nicht locker. Und da kommt mir so eine Idee, wer es wohl sein könnte …
    «Okay, Ange, ich hoffe für dich, dass es wichtig ist, denn es ist schon spät und …»
    «Stanford wird es sein!» Sie lacht, ein ungestümes, fröhliches Lachen, wie ich es bei ihr noch nie gehört habe. «Ich gehe nach Stanford, Clara. Es waren die Bäume – echt genial von dir, mir zu raten, dass ich mir die Bäume genau ansehen soll.»
    «Boah. Ein Elite-College. Das ist wirklich toll, Ange.»
    «Ja, ich weiß. Ich meine, ich hatte mich schon drauf eingestellt, alles Mögliche hinzunehmen, auch wenn es die schäbigste Schule gewesen wäre, von der noch kein Mensch gehört hat, schließlich ist es ja meine Aufgabe, und das ist nun mal am wichtigsten, aber nach Stanford zu gehen, dafür hätte ich auch ohne Aufgabe Gott weiß was getan. Besser kann es also gar nicht kommen.»
    «Ich freue mich wirklich für dich.» Wenigstens versuche ich es. Ich bin in der Nähe von Stanford aufgewachsen. Es fühlt sich immer noch wie mein Zuhause an.
    «Und da ist noch was», sagt sie.
    Ich wappne mich gegen weitere umwälzende Neuigkeiten, mache mich darauf gefasst, dass sie womöglich ein Vollstipendium bekommt oder dass ein echter Engel, ein Intangere, ihr einen Brief überbracht hat, in dem alles bis ins Kleinste erklärt ist, ihre Aufgabe und alles, was sie in Stanford tun soll, ein Memo mit himmlischem Absender.
    «Na schön. Was noch?», frage ich, als sie nicht gleich weiterredet.
    «Ich will, dass du mitkommst.»
    «Hä? Wann? Wohin?»
    «Ins College, Dummchen. Ich gehe nach Stanford, und ich will dich da bei mir haben.»

    Drei Uhr morgens. An Schlaf nicht zu denken. Die halbe Nacht habe ich mich unter meiner Decke hin und her gewälzt, aber die ganzen verrückten Gedanken, die mir im Kopf herumwirbelten, ließen sich nicht zur Ruhe bringen. Meine Mutter befreundet mit einem gefallenen Engel. Die Pläne fürs College. Christian. Aufgaben, die hundert Jahre dauern. Eine Sintflut, die auch noch das letzte Engelblut auf Erden tötet. Angela, mit der ich nach Stanford gehen soll. Tucker, der hierbleibt, für immer und ewig. Miss Baxter, die sehr zuversichtlich, wirklich nett und total nervig ist. Und irgendwer stirbt, das sollten wir doch nicht vergessen. Irgendwer. Und ich habe immer noch keine Ahnung, wer das sein wird.
    Schließlich stehe ich auf und gehe runter. An der Küchentheke sehe ich zu meiner Überraschung meine Mutter sitzen, eine Stola um die Schultern und in den Händen eine Teetasse, als wolle sie sich daran wärmen. Sie schaut auf und lächelt.
    «Schlaflose in der Welt, vereinigt euch», sagt sie. «Willst du eine Tasse Tee?»
    «Klar.»
    Ich gieße mir aus der Kanne, die auf der Theke steht, eine Tasse ein, hole Milch und Zucker, dann stehe ich geistesabwesend da und starre viel zu lange die Tasse an, bis Mama fragt: «Was ist los?»
    «Nichts», antworte ich. «Das Übliche. Ach ja … Angela geht nach Stanford.»
    Sie zieht die Augenbrauen hoch. «Stanford. Beeindruckend.»
    «Na ja, sie hat sich noch nicht mal beworben, aber sie glaubt, dass sie dort ihre Aufgabe finden wird.»
    «Aha.»
    «Sie will, dass ich mitgehe.» Ich lache. «Als wenn ich in Stanford aufgenommen würde, was?»
    «Dagegen spricht ja wohl nichts», sagt sie und runzelt die Stirn. «Du bist eine ausgezeichnete Schülerin.»
    «Ach, komm schon. Das reicht nicht für ein Elite-College, Mama. Ich weiß, ich hab gute Zensuren, aber für so ein College genügt das nicht … da muss man Vorsitzende des Debattierclubs sein oder Häuser für Obdachlose in Guatemala bauen oder mit super Ergebnis den Eignungstest für Studenten bestehen. Ich hab mich mit dem Eignungstest kaum beschäftigt. Ich hab überhaupt nichts gemacht, seit ich nach Wyoming gekommen bin.» Ich schaue ihr in die Augen. «Ich war so besessen von meiner Aufgabe, dass

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