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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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verdammt.
    Christian zieht einen Mundwinkel hoch. «Eine Lösung wäre vielleicht, dass wir uns extrem dumme Menschen als Partner aussuchen.»
    «Aber Kay ist nicht dumm», sage ich. «Sie ist zickig und stellt sich vielleicht manchmal dumm, aber wirklich dumm ist sie nicht.»
    «Nein, Kay ist nicht dumm», stimmt er zu. «Und auf Dauer wäre es mir unmöglich gewesen, es ihr nicht zu erzählen. Ich hätte sie verletzt.»
    Ich denke an die Nacht, als Tucker es herausfand, an seine bohrenden Fragen, seine verrückten Vermutungen. Er hat erst lockergelassen, als ich ihm alles erzählt habe.
    «Ja, verstehe», sage ich leise und schaue auf meine Handschuhe.
    «Also wie viel weiß Tucker?», fragt er. «Denn der ist auch nicht dumm.»
    Es ist mir peinlich, dass Christian so ein braves Engelblut war und das Richtige getan und die richtigen Geheimnisse bewahrt hat, während ich das offensichtlich nicht geschafft habe. Wie ein liebeskranker, selbstsüchtiger Teenager habe ich nicht anders gekonnt und dem Menschen, den ich liebe, alles erzählt. Und habe damit alle in Gefahr gebracht, vor allem Tucker.
    «Doch so viel?», fragt Christian.
    «Ich habe ihm … viel erzählt.»
    «Über mich?»
    «Ja.»
    Als er mich jetzt ansieht, sind seine Augen etwa zehn Grad kälter als noch vor einer Minute.
    «Ich hab’s doch gesagt. Geheimnisse zu bewahren ist nicht gerade meine Stärke», sage ich noch einmal.
    «Na ja, eines hast du ihm wenigstens verschwiegen, und darüber bist du jetzt sicher verdammt froh?»
    Er spricht natürlich von meinem Traum. Nachdem sich nun herausgestellt hat, dass es Mutters Grab ist, das ich vor mir sehe, und nicht Tuckers.
    «Allerdings», gebe ich zu, «wenn ich auch nicht weiß, ob ‹froh› das richtige Wort dafür ist.»
    «Ich weiß.» Er zieht sich die Handschuhe wieder an und schlägt die Hände zusammen, was mich aufschreckt, und so schaue ich hoch. Der Lift nähert sich dem Gipfel.
    «Also, Schluss jetzt mit den ernsthaften Gesprächen. Du sollst Spaß haben, deshalb hab ich dich hierhergebracht.» Christian bringt die Skistöcke in Position. Ich tue es ihm nach. Der Lift erreicht die Hügelspitze. Ich halte die Stöcke so, wie Christian es mir im letzten Jahr beigebracht hat. Als der Abstand zum Boden am geringsten ist, stehe ich auf und stoße mich ab und rempele zum Spaß Christian ein bisschen mit den Schultern an, als ich mühelos an ihm vorbeigleite. Ich bin jetzt auf dem Niveau des blauen Quadrats, kein Anfänger mehr im Skizirkus.
    «Du kleines Wunderkind», sagt er und tut, als wäre er stolz auf mich. Er zieht sich die Skibrille über die Augen und lächelt schelmisch. «Na, dann los!»

    Den ganzen Vormittag über denke ich kaum an meine Mutter. Christian und ich ziehen Muster den ganzen Hang hinunter, wedeln vor und zurück, kreuzen gelegentlich unsere Pfade, schneiden uns, spielen herum wie kleine Kinder. Ab und zu liefern wir uns ein Rennen, und Christian lässt mir eine Weile einen kleinen Vorsprung, ehe er seine Superrennläuferqualitäten einsetzt und mich im Schnee zurücklässt, aber sehr weit fährt er nie ohne mich. Er passt sich meinem Tempo an, meinem Niveau. Ich weiß das zu schätzen.
    Dann nimmt er mich mit zu seiner heißgeliebten Tiefschneepiste. Wir stehen auf der Spitze des Hanges und schauen hinunter. Auf dem Schild ist die Strecke mit einem schwarzen Karo gekennzeichnet, nicht nur schwer, sondern besonders schwer, auf die Art, die einem sagt: Du könntest umkommen, wenn du nicht weißt, was du tust. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich nach unten.
    «Ach, komm schon, jetzt kneif bloß nicht, du bist doch wohl kein Angsthase», fordert mich Christian heraus. «Du bist ein Engelblut. Du bist quasi unzerstörbar, erinnerst du dich? Das wird ein Klacks, vertrau mir.»
    Angsthase habe ich mich noch nie gern nennen lassen.
    Ohne ein weiteres Wort stürze ich mich unter lautem Aufjuchzen den Hang hinunter. Die Strecke ist zu Recht mit einem schwarzen Karo ausgewiesen, wie ich feststelle. Der Hang ist mörderisch steil. Außerdem liegt fast hüfthoch pulveriger Schnee, der sich wie eine Waggonladung Beton anfühlt, als er sich mir über die Skier legt. Nach kaum dreißig Sekunden verliere ich total die Kontrolle. Und es ist nicht mal eine Minute vergangen, als ich völlig verausgabt mit nur noch einem Ski am Fuß kapituliere. Ich bin total erledigt.
    Schwungvoll kommt Christian an meine Seite und wirbelt dabei viel Schnee auf.
    «Nur damit du es weißt, das war das

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