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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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meine Mutter verliebt ist und was ihre Aufgabe war und wieso sie auch jetzt noch, da sie doch stirbt, nichts darüber erzählen will. Und wenn du mir jetzt erklärst, dass es nur zu meinem Schutz oder zu meinem eigenen Besten ist oder so was, ich glaube, dann schmeiße ich dich aus diesem Sessellift. Oder ist das alles eine Art Strafe dafür, dass ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe? Was mich wieder zu genau dieser einen Frage bringt: Was, verdammt noch mal, ist meine Aufgabe? Denn das würde ich wirklich, wirklich gern wissen.»
    Christian schüttelt den Kopf. «Boah.»
    «Ja, genau.»
    «Angela hat also einen heimlichen Freund …», sagt er.
    «Oh, Mist, das hätte ich dir gar nicht erzählen dürfen.»
    «Nein, das hättest du nicht. So was tut man nicht», fügt er lachend hinzu. «Aber ich verrate dich nicht. Obwohl du mich jetzt richtig neugierig gemacht hast.»
    Ich stöhne. «Geheimnisse zu bewahren ist nicht gerade meine Stärke.»
    Er schaut zu mir herüber. «Ich glaube nicht, dass du bestraft wirst.»
    «Meinst du nicht?»
    «Hör mal, ich habe auch keine Ahnung, was meine Aufgabe ist», sagt er, und dann wird seine Stimme ganz sanft. «Aber eines weiß ich. Wenn du nicht deine Vision über den Waldbrand gehabt hättest, wärst du nie nach Wyoming gekommen. Und wir würden jetzt nicht auf diesem Sessellift sitzen. Hätte deine Mutter dir schon früher von der Kongregation erzählt, wärst du beim letzten Treffen dabei gewesen, dem, bei dem auch ich war, und wir hätten schon vor dem Feuer voneinander gewusst. Dann wäre alles anders gewesen. Oder?»
    Ja, es wäre anders gewesen. Wir hätten beide gewusst, dass es nicht unsere Aufgabe ist, den anderen zu retten. Wir hätten gewusst, dass unsere Begegnung im Wald eine andere Bedeutung hat. Und was hätten wir dann gemacht? Wäre ich trotzdem weggeflogen, um Tucker zu retten?
    «Es kommt mir wie ein Test vor.» Ich lehne mich im Sitz zurück und schaue hinauf in die Wolken. «Wie eine letzte Prüfung vor dem Ernstfall. Und die Vision mit dem Friedhof? Das ist das nächste Problem. Was soll sie mir nun sagen? Bei dem Waldbrand wusste ich wenigstens, dass ich etwas tun sollte.»
    «Was solltest du denn tun?», fragt er mit belustigtem Unterton.
    «Dich retten. Nur war das gar nicht das, was ich tun sollte, oder?»
    «Das ist das Schwierigste daran», sagt er. «Alles ist ungewiss.»
    Wie wahr. Klingt wie das Motto meines Lebens.
    «Und wenn es tatsächlich ein Test sein soll, wie sieht dann deiner Meinung nach die Lösung aus?», fragt er.
    Du , denke ich, du sollst die Lösung sein , aber das sage ich nicht. Ich glaube, ich kämpfe immer noch gegen meine Aufgabe an, auch wenn ich jetzt weiß, dass nicht Tucker sterben wird, sondern meine Mutter. Irgendwie kommt es mir immer noch so vor, als müsste ich mich zwischen Christian und Tucker entscheiden.
    «Keine Ahnung», sage ich schließlich.
    «Na schön. Also los», sagt er. «Willst du irgendwas Besonderes von mir wissen? Ich kann dir nicht versprechen, dass ich eine gute Antwort für dich parat habe, aber ich werde mir Mühe geben.»
    Ich frage das Erste, was mir in den Sinn kommt. «Hast du … Kay geliebt?»
    Er sieht weg, schaut ins Tal und auf die Stadt dahinter, schlägt sacht wieder seine Skier gegeneinander. Die Frage ist ihm offensichtlich unangenehm.
    Tut mir leid , denke ich in seine Richtung.
    «Nein, nein, das ist eine berechtigte Frage», sagt er. Seufzt. «Ja. Ich habe sie geliebt.»
    «Wieso hast du sie dann verlassen?»
    «Weil sie drauf und dran war, alles über mich herauszufinden.»
    «Du hast es ihr nicht gesagt?»
    Auch er lehnt sich auf dem Sitz zurück und atmet durch die Nase aus. «Vom allerersten Tag an wurde mir eingehämmert, dass man Menschen nichts davon sagen darf. Es ist schlecht für beide Seiten, meint mein Onkel, womit er recht hat … und das macht eine Beziehung zu einem Menschen unmöglich, eine richtige Beziehung jedenfalls. Denn irgendwann merkt der andere, dass mit uns etwas nicht stimmt. Und wenn es erst mal so weit gekommen ist, was dann?»
    Auf einmal denke ich an meinen Vater und daran, dass er ans andere Ende des Landes gezogen ist, nachdem Mama und er sich getrennt haben. Was rückblickend ziemlich extrem scheint, obwohl ich jetzt denke, dass er vielleicht herausgefunden hat, dass sie anders ist. Vielleicht hat er uns deswegen verlassen. Vielleicht hat Christians Onkel ja recht. Vielleicht ist jede Beziehung zu einem Menschen zum Scheitern

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