Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
wir hier den Hügel runter. Ich wette, ich könnte dir noch ein oder zwei Sachen beibringen.»
«Klingt toll, aber …»
«Du musst wahrscheinlich nach Hause zu deiner Mutter», sagt er und sieht mich mitfühlend an.
«Nein, ich …»
In dem Moment taucht Christian mit einem Tablett in der Hand hinter Tucker auf.
«Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hab einen mit allem genommen», sagt er und deutet mit einem Kopfnicken auf meinen Cheeseburger. «Ich hab vergessen zu fragen, wie du ihn möchtest.»
Tucker dreht sich um, sieht Christian an, sieht auf das Essen, sieht wieder Christian an. «Zwiebeln mag sie nicht», sagt er. Dann dreht er sich wieder zu mir um. «Du bist mit ihm hier raufgekommen?»
«Äh, er hat mich im richtigen Moment gefragt. Ich musste einfach mal für eine Weile aus dem Haus raus.»
Tucker scheint in Gedanken, er nickt, und auf einmal spüre ich überdeutlich, dass mein Haar noch feucht ist von dem Schnee, der darin geschmolzen ist, dass sich meine Wangen röten, ich ansonsten aber blass bin und das nicht einfach nur von der Kälte.
Jetzt reiß dich zusammen, Clara, sage ich mir. Es ist doch nichts passiert. Christian und du, ihr seid Freunde, und das versteht Tucker, und es ist total in Ordnung, mit einem Freund zum Skilaufen zu gehen. Es ist doch nichts passiert.
Tut mir leid , sagt Christian in meinem Kopf. Ich bring dich nur in Schwierigkeiten, was?
Nein. Alles in Ordnung , antworte ich, und ich bin total erschrocken, weil er mich ausgerechnet jetzt denken hört und mich bei den schuldbewussten Gedanken ertappt.
«Ich hab lange überlegt, ob ich sie fragen soll, ganz ehrlich», sagt Christian zu Tucker.
Tucker verschränkt die Arme. «Ach ja?»
«Letztes Jahr bin ich mit ihr zum Skifahren, und da hat sie uns beide fast umgebracht.»
He , protestiere ich wortlos. Ich habe uns beide nicht fast umgebracht. Erzähl ihm doch so was nicht.
«Na, komm schon, gib es ruhig zu», wendet sich Christian an mich.
«Ich bin damals schließlich zum ersten Mal Sessellift gefahren. Da muss man mit allem rechnen», schieße ich zurück.
«Also, gerade hat sie mir erzählt, dass sie inzwischen schon viel besser geworden ist», sagt Tucker.
«Ich hab sie auf den Dog Face mit raufgenommen», sagt Christian zu Tucker. «Du hättest sehen sollen, wie sie sich da auf die Nase gelegt hat. Mördermäßig.»
«Ach so? Mir war nicht klar, dass sie gestürzt ist», sagt Tucker.
Irgendwie habe ich das Gefühl, im falschen Film zu sein.
«Sie hat einen Ski verloren», meint Christian. «Und ist megamäßig hingeknallt.»
«Hallo? Ich stehe hier direkt bei euch.» Ich stupse ihn am Arm.
«Das war hammermäßig …»
«Das war nicht komisch», falle ich ihm ins Wort. «Es war kalt.»
«Du solltest doch immun gegen Kälte sein», sagt er. «Das war eine gute Übung.»
«Ja sicher. Alles klar.» Ich will nicht lächeln. «Gute Übung.»
«Hört sich nach echt viel Spaß an», sagt Tucker. Er schaut auf die Uhr. «Na schön, ich muss dann mal los. Es gibt ja auch noch Leute, die arbeiten müssen.» Er beugt sich vor und küsst mich auf die Wange, was ein bisschen umständlich ist mit den Skistiefeln und dem ganzen Winterzeug und so, aber wir schaffen es. «Also, wir treffen uns dann um vier unten am Moose Creek, ja? Ich fahre dich nach Hause, wenn Chris nichts dagegen hat.»
«Geht klar», meint Christian, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. «Ab vier Uhr gehört sie ganz dir. Und damit bleiben uns noch, na ja, gut drei Stunden zum Skifahren, oder?»
«Prima», meint Tucker. Dann sagt er zu mir: «Pass auf dich auf, damit du dich nicht verletzt, ja?»
Auf dem Nachhauseweg sagt Tucker kaum ein Wort.
«Alles okay mit dir?», frage ich ihn, wobei mir klar ist, dass das die dämlichste Frage überhaupt ist, aber ich kann nicht anders. Das Schweigen bringt mich um.
Auf einmal fährt er den alten Farmwagen an den Straßenrand und parkt.
«Du sprichst seine Sätze zu Ende und er deine.» Tucker dreht sich um, und mit leisem Vorwurf im Blick starrt er mich an. «Du und Christian. Du seine Sätze, er deine.»
«Ach, Tuck. Das ist doch nichts Besonderes …»
«Doch, das ist etwas Besonderes. Das ist sogar noch mehr. Es ist, als ob ihr gegenseitig eure Gedanken lesen könntet.»
Ich lege ihm die Hand auf den Arm, suche nach den richtigen Worten.
«Er hat dich zum Lächeln gebracht», sagt er leise und vermeidet es, mich noch einmal anzusehen.
«Wir sind
Weitere Kostenlose Bücher