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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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musst einfach mal raus. Ein bisschen Spaß haben.»
    «Und du willst für diesen Spaß sorgen?»
    Er lächelt. «Ja, will ich.»
    «Und wo willst du mich hinbringen? Nur mal angenommen, ich bin verrückt genug und gehe mit.»
    «Auf den Berg natürlich.» Den Berg. Als ob es nur einen gäbe. Aber als er es gesagt hat, schlägt mein Herz automatisch schneller.
    Weil ich genau weiß, was er meint.
    «Staub deine Ausrüstung ab», sagt er. «Wir gehen Skifahren.»

    Skifahren, na schön, da kann ich nicht nein sagen. Danach bin ich regelrecht süchtig. Und so finde ich mich ungefähr eine Stunde später auf dem Skilift neben Christian wieder, lutsche an einem Bonbon mit Kirschgeschmack, lasse die Beine über einem verschneiten Hang baumeln und beobachte die Skifahrer, die Linien den Hügel hinunter ziehen. Es ist wie ein Rausch; die Höhe, die kalte Luft auf meinem Gesicht und das Knirschen der Skier auf dem Schnee. Es ist himmlisch.
    «Da ist es ja wieder», sagt Christian und sieht mich mit einem Blick an, in dem Bewunderung zu liegen scheint.
    «Was ist da wieder?»
    «Dein Lächeln. Sobald du auf Skiern stehst, lächelst du.»
    «Woher willst du das wissen?», frage ich herausfordernd, obwohl ich ja weiß, dass es stimmt.
    «Ich hab dich letztes Jahr beobachtet.»
    «Aha, na ja, und wenn du bei einem Skirennen mitfährst, verziehst du immer so ulkig den Mund.»
    Schockiert verzieht er das Gesicht. «Mach ich nicht.»
    «Machst du doch. Ich hab dich auch beobachtet.»
    Die Rollen rattern, als unser Sessellift an einer Seilbahnstütze vorbeikommt, und ein paar Skifahrer unter uns rufen sich gegenseitig etwas zu. Ich wende mich von seinen forschenden grünen Augen ab. Ich erinnere mich an letztes Jahr und daran, dass es mir wie eine Fügung des Schicksals erschien, als ich tatsächlich neben ihm im Sessellift landete und ich mit ihm reden, richtig mit ihm reden konnte, zum allerersten Mal.
    Jetzt will ich nicht reden.
    Er spürt meinen inneren Rückzug, oder vielleicht entnimmt er ihn auch einfach meinen Gedanken.
    «Du kannst mit mir reden, Clara.»
    «Ist doch leichter, wenn du einfach meine Gedanken liest, oder?»
    Sein Blick verfinstert sich. «Ich taste dein Gehirn nicht einfach so ab und durchsuche es, wann immer ich will, Clara.»
    «Aber theoretisch könntest du.»
    Er zuckt mit den Schultern. «Wenn es um dich geht, ist meine Fähigkeit nicht vorhersagbar.»
    «Schon faszinierend, weißt du, dass sich einmal etwas in deinem Leben nicht vorhersagen lässt», meine ich.
    Er sieht weg und klopft sich Schnee von den Skiern. Wir blicken dem nach unten trudelnden Schnee nach.
    «Gedankenlesen ist nicht immer nur etwas Tolles, weißt du. Ich meine, wie würde es dir denn gefallen, wenn du den Schulkorridor entlanggehst und haargenau weißt, was alle über dich denken?»
    «Das wäre ganz großer Mist.»
    «Aber bei dir ist es anders», sagt er. «Manchmal redest du einfach mit mir, auch wenn du gar nicht weißt, dass du es machst. Und ich habe keine Ahnung, wie ich es ausschalten kann. Und ich will es auch gar nicht.»
    «Na ja, aber fair ist das nicht. Ich weiß nämlich nie, was du denkst. Du bist der geheimnisvolle Mr X, der so viel mehr weiß als ich, aber du sagst mir nie was.»
    Eine Weile mustert er mich, dann sagt er: «Wenn deine Gedanken bei mir ankommen, denkst du meist, dass es dir lieber wäre, wenn ich weggehe.»
    Ich atme tief aus. «Christian.»
    «Wenn du wissen willst, was in meinem Kopf vorgeht, dann frag mich», sagt er. «Aber ich hab irgendwie so eine Ahnung, dass es dich gar nicht interessiert.»
    «He, ich will alles wissen», protestiere ich, auch wenn es nicht wirklich stimmt. Denn ich will auf keinen Fall wissen, wie es mit uns weitergegangen wäre, hätte ich mich nicht für Tucker entschieden. Ich will nicht spüren, welche Gefühle er in mir auslöst: Verwirrung, Angst, Vorfreude, Schuld, Sehnsucht, und mir meiner und seiner Gefühle bewusst werden, als hätte er die Macht, meine Empathie wie eine Zauberlampe anzuknipsen. Auch wenn es möglich wäre, ich will es nicht wissen. Ich will ihn nicht brauchen.
    «Ich will, verdammt noch mal, endlich erfahren, was wirklich meine Aufgabe ist», fahre ich fort. «Wieso kann nicht einfach einer zu mir sagen: Hier ist deine Aufgabe, also erledige sie? Ist das etwa zu viel verlangt? Wieso erzählt mir keiner, wo mein Bruder in der Nacht im Wald war? Oder was mit Angelas heimlichem Freund ist? Außerdem will ich wissen, wieso ein Schwarzflügel in

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