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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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verletzt?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Wendy?», ruft er.
    Ich verrenke mir den Kopf, damit ich einen Blick auf den Rücksitz werfen kann, aber alles, was ich aus diesem Winkel erkenne, ist ein bisschen langes Haar vor Wendys Gesicht. Tucker zerrt an der Tür, versucht rauszukommen, zu ihr zu kommen, aber die Autotür ist eingebeult und hat sich verklemmt; sie will nicht aufgehen. Ich versuche es mit der Tür an meiner Seite – das gleiche Problem. Ich mache die Augen zu, versuche, den Kopf von den verschwommenen Spinnweben zu befreien, die sich darin gesammelt haben.
    Tu es , befehle ich mir.
    Fest umklammere ich den Türgriff und ziehe daran, dann drücke ich die Schulter gegen die Tür und schiebe so kräftig, wie ich kann. Ein Plopp ist zu hören, dann kreischendes, nachgebendes Metall, und plötzlich löst sich die Tür vollständig aus den Scharnieren. Sie fällt auf den Boden. Ich schnalle mich ab und gleite hinaus, renne zur anderen Seite des Autos, ziehe die Tür mühelos für Tucker weg, werfe sie ins Unkraut am Straßenrand. Einen Moment lang starrt er mich an, der Mund steht ihm leicht offen. Dass ich so etwas mache, hat er noch nie gesehen.
    Dass ich so etwas mache, habe auch ich noch nie gesehen.
    Ich halte ihm die Hand hin. Er ergreift sie, und ich ziehe ihn aus dem Auto. Er geht sofort zur hinteren Tür auf Wendys Seite, die sich problemlos öffnen lässt. Er will sie gleich herausziehen, aber irgendetwas hält sie im Wagen fest.
    «Ihr Sitzgurt», sage ich.
    Er flucht, ist immer noch benommen, dann tastet er nach dem Gurt, hebt sie heraus. Sie gibt keinen Laut von sich, als er sie zum Straßenrand trägt, sie sacht auf den Kies auf dem Seitenstreifen ablegt. Er zieht sich die Smokingjacke aus und legt sie ihr unter Kopf und Rücken.
    «Wach auf, Wendy», befiehlt er ihr, aber nichts passiert. Ich knie mich neben ihn und schaue auf das Heben und Senken ihres Brustkorbs. Ich lege mein Ohr darauf, horche auf ihren Herzschlag, der langsam und regelmäßig ist, das wunderbarste Geräusch der Welt.
    «Sie atmet», sage ich zu Tucker. «Ihr Puls ist kräftig.»
    Erleichtert lässt er den Kopf sinken. «Wir müssen den Notruf verständigen. Sofort. Wo ist dein Handy?»
    Ich gehe zum Wagen zurück. Totalschaden, die gesamte Vorderseite ist völlig zerknautscht, als hätte ich bei achtzig Sachen einen Telefonmast gerammt. Von dem Engel ist nichts zu sehen. Vielleicht hat er sich selbst zurück in die Hölle katapultiert. Ich gehe zum Fahrersitz und wühle in dem Chaos nach der kleinen schwarzen Unterarmtasche, in der mein Handy ist. Die Tasche ist nirgends zu finden. Alles fühlt sich irreal an, als würde es gar nicht wirklich passieren, als wäre es nur ein schlechter Traum.
    «Ich kann sie nicht finden», rufe ich. «Ich weiß, ich hatte sie noch, als wir gegangen sind.»
    «Clara», sagt Tucker langsam.
    «Einen Moment noch. Ich weiß, sie muss hier sein.»
    «Clara», sagt er wieder.
    Etwas in seiner Stimme lässt mich innehalten. Seine Stimme hört sich an wie an dem Tag in den Bergen, als wir wandern gegangen sind, um den Sonnenaufgang zu sehen, und als der Grizzly aus dem Gesträuch brach. Nicht weglaufen , hatte Tucker gesagt, genau in dem gleichen Ton. Langsam und zäh wie Sirup bewege ich mich aus dem Wagen, richte mich auf, schaue in seine Richtung und erstarre.
    Samjeeza steht neben Tucker. Er hat keinen einzigen Kratzer abgekriegt. Mein Auto sieht aus wie durch die Schrottpresse geschickt, aber er steht einfach da, auf den Lippen ein angedeutetes Lächeln, seine Haltung ganz lässig, als würden Tucker und er einfach so am Straßenrand rumhängen. In der Hand hält er mein Handy.
    «Hallo, mein kleines Vögelchen», sagt er. «Wie schön, dass ich dich mal wiedersehe.»
    Bei dem Wort «Vögelchen» schießen mir Angst und Ekel direkt in die Magengrube. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern.
    «Du hast mich mit deinem Auto angefahren», bemerkt er. «Ist das hier dein Freund?»
    Er dreht sich zu Tucker um, als wollte er ihm die Hand schütteln, aber Tucker schaut weg, auf den Boden, auf den Wagen, überallhin, nur nicht in die glühenden Bernsteinaugen des Engels. Seine Hände ballen sich zu Fäusten.
    Samjeeza lacht kurz auf. «Er überlegt, ob er auf mich losgehen soll. Nachdem du mich erfolglos mit deinem Wagen gerammt hast, denkt er immer noch, dass er vielleicht mit mir kämpfen sollte.» Er schüttelt den Kopf. Die Bewegung hat etwas merkwürdig Verwaschenes, als ob es zwei Samjeezas

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