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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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herbeizuführen. Wieso sollte es also jetzt funktionieren?
    «Wenn du andauernd auf die Uhr guckst, kommst du nie zu dem Ergebnis, das du erreichen willst», sagt eine Stimme. Ich drehe mich um. Auf der anderen Seite des Kreises, in dem roten Shirt, steht Thomas.
    Der gute alte ungläubige Thomas.
    «Danke», erwidere ich trocken. «Ich wette, du kommst auch nicht zum gewünschten Ergebnis, wenn du andauernd nachsiehst, wie die anderen sich so machen.»
    «Tut mir leid. Ich wollte nur helfen.» Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. «Wie bist du denn bloß so nass geworden?»
    «Kommst du oft hierher?», frage ich, statt mich an einer Erklärung zu versuchen. Dass ich auch ausgerechnet an diesem Ort dem Typen begegnen muss, der mir im Glückskurs schon auf die Nerven gegangen ist.
    Er nickt. «Seitdem der Glückskurs zu Ende ist. Es hilft mir dabei, mich von meinem verrückten Leben abzulenken.»
    Seinem verrückten Leben, denke ich. Wie verrückt kann das wohl sein?
    «Ich kann das nicht so richtig», gestehe ich und deute auf den Kreis aus blauem Vinyl. Die Morgensonne fällt durch die Buntglasfenster und wirft eine wahre Farborgie auf die Muster unter unseren Füßen. «Ich habe keine Ahnung, was ich falsch mache. Es funktioniert einfach nicht.»
    «Hier.» Er zieht an etwas, das an seinem Hals hängt, und hat auf einmal die Ohrstöpsel von einem iPod in der Hand; er gibt mir die Stöpsel. «Probier es mal damit.»
    Nur versuchsweise stecke ich mir die Stöpsel ins Ohr. Er drückt auf Play , und ein Chor aus Männerstimmen hüllt mich ein, die auf Latein singen. Gregorianische Choräle.
    Und wieder überrascht mich Thomas. Ich habe ihn eher für den Typ gehalten, der auf Rap steht.
    «Schön», sage ich zu ihm.
    «Ich weiß nicht, was sie da singen, aber mir gefällt es», meint er. «Es hilft.»
    Ich höre hinein.
    Panis angelicus fit panis hominum … Das Brot der Engel wird zum Brot der Menschen …
    Manchmal ist es gar nicht so blöd, alle Sprachen auf Erden zu verstehen.
    «Und jetzt geh», sagt Thomas. «Geh einfach, und hör zu, und lass deinen Kopf leer werden.»
    Ich tue, was er sagt. Ich lasse keinen Gedanken zu. Ich denke nicht an Angela oder Web oder Christian. Ich gehe. Die Mönche singen in meinen Ohren, und ich höre sie, als stünde ich mitten unter ihnen, und einen Moment lang bleibe ich im Kreis stehen, und dann schließe ich die Augen.
    Bitte , denke ich. Bitte. Zeig mir den Weg.
    Da prallt die Vision gegen mich wie ein Schwerlaster mit hundert Kilometer die Stunde. Und ich werde davongespült.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zwei Minuten vor Mitternacht
    In der Vision warte ich auf jemanden. Ich stehe neben einer langen Bank aus Metall … ich stehe, weil ich zu nervös bin, um mich zu setzen. Ich gehe ein paar Schritte in die eine Richtung. Bleibe stehen. Gehe wieder zurück. Sehe mich um. Schaue auf meine Uhr.
    Zwei Minuten vor Mitternacht.
    Eine Wolke schiebt sich vor den Mond; es ist Vollmond, und er ist von einem dunstigen hellgrauen Ring umgeben. Ich ziehe die Jacke enger um mich, obwohl mir nicht kalt ist. In meinem Kopf ist nur Angst, vor Angst schnürt sich mir die Brust zusammen, mein Herz schlägt schnell. Das ist verrückt, denke ich. Tollkühn würde meine Mutter es nennen. Wahnsinnig. Aber nun bin ich hier.
    Vernunft wird irgendwie überschätzt.
    Hinter mir zischt etwas, laut und mechanisch, und ich drehe mich um, schaue hin. Da ist ein Zug, eine schnittige, silberne Reihe von Waggons entlang der Gleise. Er rollt langsam auf mich zu.
    Vielleicht soll ich irgendwohin reisen.
    Der Zug fährt vorbei, rattert in einem schweren Rhythmus, wie mein Herz. Die Bremsen quietschen, als er zum Stehen kommt, und die Türen öffnen sich. Ich mache einen Schritt nach vorn, dann schaue ich den leeren Bahnsteig hinunter. Kurz darauf schließen sich die Türen, der Motor rumpelt, und dann fährt der Zug weiter, erschüttert die Erde mit seinem Gewicht, kreischt und rattert, bis der letzte Waggon vorübergezogen ist. Er schlängelt sich in die Dunkelheit davon, ohne mich.
    Ich sehe auf die Uhr. Eine Minute vor Mitternacht.
    Als ich wieder hochschaue, sehe ich einen Vogel vom Bahnhofsdach herabschwingen, dunkel wie ein Schatten. Er landet auf einem Laternenpfahl auf der anderen Seite der Gleise, dreht ruckartig seinen Kopf in meine Richtung, krächzt. Es ist eine Krähe. Mein Herz schlägt noch schneller jetzt.
    «Krächz», sagt die Krähe, reizt mich, verhöhnt mich, fordert mich auf, zu ihr auf

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