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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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als fürchte er, dass die Schatten sich auf uns stürzen. Da drüben , sagt er und schaut Richtung Westen, zum wandernden Licht. Da kommt etwas.
    Ich packe Christians Hand, mit der anderen halte ich immer noch Jeffrey. «Los, kommt.»
    Da hören wir deutlich das Pfeifen einer Lokomotive, hoch und lieblich. Noch nie in meinem Leben habe ich ein Geräusch gehört, das mir willkommener gewesen wäre.
    Die Leute auf der Straße drehen sich nach dem Geräusch um.
    Er kommt. Er ist beinahe da.
    Aber inzwischen haben wir die Aufmerksamkeit der Verdammten erregt. Die ganze Zeit über habe ich mich auf Jeffrey konzentriert, habe nicht auf die anderen verlorenen Seelen in der Pizzeria geachtet, aber sie achten jetzt alle auf mich. Sogar die grauen Menschen auf der Straße drehen sich langsam zu uns um, mit erhobenen Köpfen, statt wie üblich auf den Boden zu blicken. Sie schauen uns direkt an, und da, wo ihre Augen sein sollten, befinden sich nur leere schwarze Höhlen. Sie öffnen ihre Münder, und auch darin ist alles schwarz – ihre Zähne sind schwarz, ihre Zungen –, und dann nehme ich ein Geräusch wahr, das wie das Summen von Fliegen klingt. Den Tod.
    Christian flucht leise. Angela packt Jeffrey bei der Hand.
    Einer von den Grauen hebt einen knochigen Finger und zeigt auf uns. Ein weiterer Grauer folgt und noch einer. Dann setzen sie sich in unsere Richtung in Bewegung.
    «Lauft!», schreit Angela, und wir rennen über die Fahrbahn auf den Bahnhof zu. Mit den Armen stoßen und rempeln wir gegeneinander, während wir mühsam versuchen, einander nicht loszulassen. Wir können es schaffen. Wir müssen nur noch einen halben Häuserblock überwinden. Wir sind schon so nah am Ziel. Nur Minuten von der Sicherheit entfernt. Wir können es schaffen. Wir können unser Ziel erreichen.
    Aber wir sind kaum zehn Schritte weit gekommen, als die Grauen allesamt auf den Asphalt der Fahrbahn strömen, um uns den Weg zu versperren. Sie sind leichter als wirkliche Menschen, und es ist einfach, sie zurückzustoßen, sich an ihnen vorbeizudrängen, aber es werden immer mehr, ein ganzes Heer von Verdammten hat sich zwischen uns und dem Bahnhof versammelt. Ihre Finger sind so kalt und feucht, wie man es sich von Zombies vorstellt, ihre Hände zerren an meiner Kapuze, dann an meinem Haar, Angela tritt nach ihnen und schreit und weint, Jeffrey wird meinem Griff entrissen. Sie sind überall um uns herum, auf allen Seiten, sie stöhnen, rufen Dinge in einer Sprache, die ich nicht verstehe, eine Litanei tiefer, kehliger Laute, Kreischen. Sie werden uns in Stücke reißen, denke ich. Wir werden jetzt genau hier sterben.
    Aber dann halten sie ein, genauso plötzlich, wie sie sich auf uns gestürzt haben. Sie rücken weg von uns, dann senken sie die Köpfe wieder, und wir vier bleiben zurück, stöhnend und keuchend in einem kleinen leeren Kreis mitten auf der Fahrbahn. Wir sitzen in der Falle.
    Ich hab dir doch gesagt, du sollst mit niemandem sprechen , höre ich Samjeezas Stimme in meinem Kopf, und ich empfange das Gefühl eifriger Erwartung von ihm. Furcht. Aufregung. Er hat mit dem hier gerechnet. Er wusste, dass Jeffrey in der Hölle ist, und er wusste, dass ich mit ihm reden würde. Er wusste, dass ich uns alle verraten würde.
    Womöglich hat er uns reingelegt.
    Bitte , sage ich verzweifelt. Hilf uns.
    Ich kann euch jetzt nicht mehr helfen. Ihr gehört Asael , und dann löst sich Samjeezas Gegenwart so schnell auf, wie sie gekommen ist. Er hat uns im Stich gelassen.
    Die Masse der Grauen teilt sich, um jemanden durchzulassen. Noch kann ich ihn nicht sehen, aber ich spüre ihn. Ich kenne ihn. Mein Blut verwandelt sich in Eis, als ein Schwall boshafter Freude auf mich trifft, die von diesem Mann ausgeht, diesem Engel, und diese boshafte Freude überlagert sein Empfinden von Kummer bis zu einem Grad, dass die Kälte mir bis ins Mark dringt, wenn ich an all das denke, dessen er fähig ist. Er ist mächtig. Er ist der reine Hass. Und er trägt das Bild einer Ertrunkenen in sich wie eine Tätowierung über dem Herzen.
    «Asael», flüstere ich.
    Ich drehe mich zu Christian um. Er lächelt mich traurig an, hebt meine Hand an seine Lippen und küsst meine Knöchel. Angela legt mir ihre tätowierte Hand auf die Schulter und drückt mich.
    «Danke, dass du es versucht hast», sagt sie. «Es bedeutet mir viel, dass du es gewagt hast.»
    «Was geht denn hier vor?», fragt Jeffrey.
    «Wir sind erledigt», sage ich. «Es gibt keinen Weg hier

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