Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
sagen: Ja klar , und zu ihnen rübergehen, und ich werde ihn wieder verlieren, diesmal für immer, aber dann spannt sich sein Kiefer an.
«Nein», sagt er ruhig. «Ich gehöre nicht zu dir.»
«Was?» Sie hört sich ehrlich entsetzt an. «Was sagst du da?»
«Er sagt, dass er findet, ihr zwei solltet euch nach anderer Gesellschaft umsehen», erwidere ich beinah scherzhaft.
Jetzt aber Schluss mit dem Smalltalk , sage ich in Gedanken zu Christian. Lass uns sehen, dass wir hier wegkommen. Mir ginge es bedeutend besser, wenn wir uns auf geheiligtem Boden befinden würden.
Kannst du das schaffen? , fragt Christian. Bist du nicht zu erschöpft?
Ich bin erschöpft. Aber ich bin auch ziemlich motiviert, dem Plan mit Namen Lass uns, verdammt noch mal, hier abhauen eine Chance zu geben. Mir geht es gut.
Christian nimmt meine Hand, und sofort fühle ich mich stärker. Ich kann es schaffen, denke ich. Christian beugt sich herunter und flüstert Angela etwas ins Ohr. Sie steht auf, gibt sich Mühe, weder Asael noch Lucy anzuschauen, und hakt sich bei ihm unter.
Ich strecke Jeffrey meine Hand hin. Lasst uns heimgehen , sage ich.
«Jeffrey, hör doch …», fleht Lucy.
Ich stelle mir unser Haus in Jackson vor, das nur ein paar Meilen von hier entfernt ist, die Espe im Vorgarten, den Wind in den Kiefern, das Gefühl von Behaglichkeit und Wärme, das ich immer mit unserem Haus in Verbindung bringe, die Eichhörnchen in den Bäumen, die Vögel, die von Zweig zu Zweig flattern. Dorthin werde ich uns bringen. Dort werden wir in Sicherheit sein. Und wir können in Ruhe entscheiden, was wir nun tun sollen.
Jeffrey nimmt meine Hand, was dazu führt, dass ich mich noch stärker fühle. «Lass uns gehen», sagt er.
Asael gibt einen verärgerten, knurrenden Laut von sich, aber er kann mich nicht aufhalten, er kann mich nicht berühren, und ich schließe die Augen.
Ich bin nur Sekunden davon entfernt, uns durch meine Willenskraft fortzubringen. Sekunden.
Aber da geht das Scheunentor auf, und Tucker kommt herein.
Und in dem Moment, als ich ihn sehe, weiß ich, dass wir geliefert sind.
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Gesund und wohlbehalten
Tucker sieht Asael und die anderen nicht sofort. Er hat nur Augen für mich. «Du bist wieder da», sagt er, und in seiner Stimme schwingt so viel Erleichterung, dass ich am liebsten weinen würde. Bevor ich ihn warnen kann, ist Asael an seiner Seite, der sich schneller bewegt, als das menschliche Auge es wahrnehmen kann, und er blockiert den Ausgang.
«Und wer ist dieser junge Mann, der sich hier zu unserer kleinen Party gesellt?», fragt Asael.
Einen Moment lang sagt keiner ein Wort. Tucker richtet sich zu seiner vollen Größe auf, und ich weiß, er wünscht, er hätte diesmal sein Gewehr mitgebracht. Auch wenn er damit nichts hätte ausrichten können.
Lucy kommt von hinten auf ihn zu, wobei sie uns und den himmlischen Glanz weitläufig umrundet. «Das muss Tucker sein», sagt sie und postiert sich an seiner anderen Seite. «Jeffrey hat mir alles über ihn erzählt. Er ist Claras Freund.»
«Ein schwaches Menschengeschöpf», sagt Asael.
Ich finde meine Stimme wieder. «Er ist nicht mein Freund.»
«Ach nein?» Mit belustigtem Blick dreht sich Asael zu mir um, als könne er gar nicht abwarten, was ich dazu zu sagen habe. Ihm macht es sichtlich Spaß, dass wir nun alle vollkommen reglos und verängstigt vor ihm stehen. Er genießt es.
«Wir haben uns getrennt. Wie du bereits bemerkt hast, ist er ein Menschengeschöpf. Er hat mich nicht verstanden. Es konnte nicht gut gehen.» Christians Hand in meiner spannt sich an; er merkt natürlich, dass ich im Grunde zwar die Wahrheit sage, gleichzeitig aber auch lüge, und er spürt, wie verzweifelt ich mir wünsche, ich könnte überzeugender lügen. Denn wenn Tucker mir nichts mehr bedeutet, kann Asael ihn nicht als Druckmittel benutzen.
«Sie ist jetzt mit mir zusammen», sagt Christian. Er ist ein so viel besserer Lügner als ich. Kein verräterisches Zittern ist in seiner Stimme zu hören.
«Nun ja, es stimmt, dass ihr zwei einander sehr zugetan seid», erklärt Asael nachdenklich. «Aber das wirft dann eine interessante Frage auf: Wieso bist du hierhergekommen? Wieso hast du dir von allen Orten auf der Welt, an die du hättest gehen können, ausgerechnet diesen ausgesucht, bei diesem Jungen?»
Ich schaue Tucker in die Augen und schlucke. Das ist die Lüge, mit der ich nicht durchkommen werde.
Weil er mein Zuhause ist.
«Ach, Lucy, sei
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