Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Humor.»
«Ich möchte sie gern mal kennenlernen.»
Er grinst, schüttelt den Kopf. «Ich denke, das ist keine so gute Idee.»
«Wieso denn nicht? Meinst du, ich bringe dich in Verlegenheit?»
«Ich weiß mit Sicherheit, dass du mich in Verlegenheit bringen wirst», antwortet er.
«Ach komm schon. Ich benehme mich auch tadellos. Ehrenwort. Bring sie doch mal mit.»
«Ich werde es mir überlegen.» Er starrt zum Fenster hinaus, wo eine Gruppe Teenager auf dem Bürgersteig vorbeigeht; absichtlich rempeln sie sich an, lachen. Er schaut ihnen hinterher, und ich empfange von ihm Schwingungen der Traurigkeit, als betrachte er das Leben, das er früher einmal hatte. Ohne es zu wollen, ist er erwachsen geworden. Er ist ein richtiger Erwachsener. Der sich um sich selbst kümmert.
Und in Clubs geht.
Er räuspert sich. «Also, worüber willst du mit mir reden?», fragt er. «Brauchst du wieder mal einen Rat in Liebesdingen? Bist du inzwischen mit Christian zusammen?»
Ich verdrehe die Augen. «Oh bitte. Wieso fragen mich das alle? Außerdem bist du mein kleiner Bruder. So was sollte dich eigentlich total anöden.»
Er zuckt mit den Schultern. «Tut es ja auch. Ich bin total angeödet, ehrlich. Also, seid ihr nun zusammen?»
«Nein! Aber Freitagabend gehen wir aus», gebe ich zögerlich zu. «Erst essen, dann ins Kino.»
«Ach, also am Freitag vielleicht …», provoziert er mich.
Ich würde ihm am liebsten eine reinhauen. «Für so eine hältst du mich also?»
Wieder ein Achselzucken. «Ich war dabei an dem Morgen, als du dich nach der Nacht drüben bei Tucker ins Haus geschlichen hast. Also spiel hier nicht das Unschuldslamm.»
«Da ist gar nichts passiert!», erkläre ich empört. «Ich war eingeschlafen. Das ist alles. Also echt, du bist ja schlimmer als Mom! Nicht dass meine Unschuld oder deren Nicht-mehr-vorhanden-Sein dich irgendwas angehen würde», fahre ich schnell fort, «aber Tucker und ich, wir konnten nicht … du weißt schon.»
Verständnislos legt er die Stirn in Falten. «Ihr konntet nicht … was?»
In diesen Dingen war er noch nie die hellste Kerze auf der Torte. «Du weißt schon», sage ich wieder, diesmal mit mehr Betonung.
Allmählich dämmert es ihm. «Oh. Wieso nicht?»
«Wenn ich zu … äh, zu glücklich wurde, hab ich angefangen zu leuchten, und dann wurde Tucker schlecht. Du weißt schon, der himmlische Glanz, der die Leute erschreckt und so weiter. Also.» Ich fange an, die Tütchen mit dem roten Pfeffer auf dem Tisch neu zu ordnen. «Darauf kannst du dich dann schon mal freuen, nehme ich an.»
Jetzt sieht er echt angeätzt aus. «O-kay.»
«Deshalb ist es so schwer, Beziehungen mit Menschen zu haben», sage ich. «Na, jedenfalls, darüber müssen wir nun wirklich nicht reden.» Ich schlucke, plötzlich habe ich Angst davor, wie er meine Idee wohl aufnehmen wird. «Ich habe mit Dad trainiert.»
Er kneift die Augen zusammen, ist sofort auf der Hut. «Was soll das heißen, trainiert?»
«Er hat mich darin unterrichtet, ein Glanzschwert zu führen. Mich und Christian, um genau zu sein. Und ich glaube, du solltest nächstes Mal mitkommen.»
Einen Moment lang starrt er mich mit skeptischem Blick an. Dann schaut er auf seine Hände.
Ich plappere weiter. «Klingt doch lustig, oder? Ich wette, du wärst ganz toll.»
Er schnaubt verächtlich. «Wieso sollte ich lernen wollen, wie man mit einem Schwert umgeht?»
«Um dich zu verteidigen.»
«Gegen wen, einen Engel-Samurai? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Inzwischen haben wir etwas, das man Gewehr nennt.»
Jake kommt mit einer dampfenden Pizza zu unserem Tisch. Er wirkt ziemlich miesepetrig. Jeffrey und ich warten schweigend, bis er den Teller auf den Tisch gestellt hat.
«Kann ich sonst noch was für Sie tun?», fragt Jake sarkastisch.
«Nein, danke», antworte ich, und er stolziert davon. Ich beuge mich über den Tisch und flüstere: «Um dich gegen Schwarzflügel zu verteidigen.» Ich erzähle Jeffrey von meinem Gespräch mit Samjeeza auf dem Friedhof, verschweige auch nicht, dass Samjeeza sich ausdrücklich nach ihm erkundigt hat, erzähle davon, dass ich Samjeeza auf dem Campus immer wieder in Gestalt einer Krähe sehe, berichte, was Dad über die sieben, äh, T-Leute gesagt hat und dass wir höchstwahrscheinlich, wenn wir überhaupt gegen jemanden kämpfen müssen, es mit ihnen zu tun haben werden. «Deshalb unterrichtet mich Dad. Und ich weiß, er möchte dich auch unterrichten.»
«T-Leute?»
Ich starre
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