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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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ich dir helfen, Sam?», frage ich stattdessen.
    «Ich bin einmal mit deiner Mutter tanzen gewesen», sagt er und leitet so eine weitere seiner Geschichten ein. «Sie trug ein rotes Kleid, und die Band spielte ‹Till We Meet Again›, und sie hat den Kopf an meine Brust gelehnt und mein Herz schlagen gehört.»
    «Du hast tatsächlich ein Herz?», frage ich, was albern von mir ist und vielleicht auch ein wenig gemein, aber ich kann nicht anders. Ihn und meine Mutter so vor mir zu sehen gefällt mir nicht. Ihn und meine Mutter überhaupt zusammen zu sehen gefällt mir nicht.
    Er ist gekränkt. «Natürlich habe ich ein Herz. Ich bin verwundbar, genau wie ein Mensch. An dem Abend, als wir getanzt haben, hat sie für mich gesungen. ‹Smile the while you kiss me sad adieu. When the clouds roll by I’ll come to you›», singt er, und seine Stimme ist gar nicht einmal schlecht.
    Ich erkenne das Lied sofort. Mom hat es immer gesungen, wenn sie irgendeine alltägliche Arbeit verrichtet hat, wenn sie zum Beispiel die Wäsche zusammengefaltet oder Geschirr gespült hat. Zum ersten Mal erkenne ich meine Mutter in seiner mysteriösen Meg.
    «Sie duftete nach Rosen», sagt er.
    Das stimmt.
    Er nimmt das silberne Armband mit den Anhängern aus seiner Tasche und hält es in seiner Handfläche. «Das habe ich ihr vor ihrer Haustür gegeben, kurz bevor wir uns gute Nacht gesagt haben. Den ganzen Sommer über habe ich immer mal wieder einen Anhänger dafür versteckt, sodass sie ihn finden musste. Diesen hier», er berührt einen Anhänger in Fischform, «als Andenken an unsere erste Begegnung an dem See.» Er berührt den Pferde-Anhänger. «Diesen in Erinnerung an unseren Ritt durch die französische Landschaft, nachdem das Krankenhaus, in dem sie arbeitete, bombardiert worden war.»
    Er streichelt das winzige Silberherz mit dem Rubin in der Mitte, erzählt mir aber über diesen Anhänger nichts. Doch ich weiß auch so, was er bedeutet.
    Darum geht es bei dem Ganzen hier, schätze ich. Er hat sie geliebt.
    Er liebt sie immer noch.
    Seine Hand umschließt das Armband, und er steckt es zurück in die Tasche.
    «In welchem Jahr war das?», frage ich ihn. «Als ihr getanzt habt?»
    «1918», antwortet er.
    «Du könntest dorthin zurück, oder? Können Engel nicht in der Zeit reisen?»
    Er wirft mir einen verärgerten Blick zu. «Manche Engel», erwidert er.
    Er meint, die guten Engel. Die, die den himmlischen Glanz herbeirufen können. Die noch auf Gottes Seite sind.
    «Erzählst du mir jetzt eine Geschichte?», fragt er mich leise. «Über deine Mutter?»
    Ich zögere. Wieso habe ich Mitleid mit ihm?
    Vielleicht, so meldet sich meine nervige innere Stimme, weil er eine Frau liebt, die er nicht haben kann. Und weil ich von ihr erzählen könnte.
    Ich befehle meiner inneren Stimme, Ruhe zu geben. «Ich habe keine Geschichten für dich.» Ich stehe auf, klopfe mir Grashalme aus den Jeans und suche meine Sachen zusammen. Er steht auch auf, und zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass das Gras dort, wo er gesessen hat, braun und vertrocknet ist. Tot.
    Er ist wirklich ein Ungeheuer.
    «Ich muss jetzt gehen.»
    «Nächstes Mal dann», sagt er, als ich mich umdrehe und weggehen will.
    Ich halte inne. «Ich will nicht, dass es ein nächstes Mal gibt, Sam. Ich habe keine Ahnung, wieso du das machst oder was du von mir willst, aber ich möchte einfach nichts mehr von dir hören.»
    «Ich will, dass du es weißt», sagt er.
    «Wieso? Damit du mir unter die Nase reiben kannst, dass du eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit meiner Mutter hattest?»
    Er schüttelt den Kopf, und seine beiden Schichten, Körper und Seele, Gestalt und Gestaltlosigkeit, verschwimmen mit der Bewegung. Und dann begreife ich: Ich soll es wissen, weil es keinen anderen gibt, mit dem er dieses Wissen teilen kann. Keinen anderen, den es interessiert.
    «Auf Wiedersehen, Sam.»
    «Bis zum nächsten Mal», ruft er mir hinterher.
    Ich gehe weg, ohne mich umzuschauen, und vor meinem inneren Auge steht das Bild meiner Mutter in einem roten Kleid, ein silbernes Bettelarmband an ihrem Handgelenk, sie singt und duftet nach Rosen.

    «Also morgen dann», informiert mich Angela. Wir waschen ihre Wäsche im Waschraum des Wohnheims, wobei ich ihr helfe, weil es Angela zunehmend schwerfällt, sich zu bücken. Außerdem sind die Geräusche des sich drehenden Wäschetrockners und der Waschmaschine die ideale Tarnung für ein heimliches Gespräch über das Schicksal. Das sich

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