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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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eine Handvoll von etwas hervor, das wie Bonbons aussieht. Sofort kommt Midas nach vorn, schnüffelt, und Tucker gibt ihm die Bonbons.
    «Hast du immer Süßigkeiten bei dir, für Notfälle?», frage ich.
    «Er mag Geleebonbons», sagt er achselzuckend. «Vielleicht sollten wir ihm nicht mehr so viele davon geben. Er hat ein bisschen an Gewicht zugelegt.» Er streichelt dem Pferd den Hals, dann sieht er zu mir herüber. «Willst du ihn füttern?»
    «Ja klar, gerne», sage ich, und er gibt mir ein paar Bonbons.
    «Streck die Hand aus», weist mich Tucker an. «Sonst verlierst du noch einen Finger.»
    Ungeduldig bewegt Midas den Kopf auf und ab, als ich vortrete. Dann senkt er die Nüstern in meine Handfläche, schlürft die Geleebonbons einfach hoch und kaut geräuschvoll darauf herum.
    «Das kitzelt», sage ich lachend.
    Tucker lächelt, und ich greife in seine Tasche, nehme noch ein paar Bonbons, und einen Moment lang fühlt sich alles normal zwischen uns an, als hätte es die ganze Heimlichtuerei und die Peinlichkeiten und das Abschiednehmen gar nicht gegeben.
    «Nett siehst du aus», sagt er und mustert mich anerkennend, betrachtet mein gelocktes Haar und das Make-up, lässt den Blick über den Saum meines kleinen Schwarzen gleiten, über meine hübschen Sandaletten und die lackierten Fingernägel, dann hoch zu der Fleecejacke, die ich immer noch über den Schultern hängen habe. «Kein Begräbnis diesmal.»
    «Nein.» Ich habe keine Ahnung, was ich sonst dazu sagen soll.
    «Ein Date.»
    Ich bin versucht zu lügen, zu sagen, dass ich mit ein paar Leuten aus war, nichts Besonderes, aber ich bin eine schlechte Lügnerin, und Tucker ist richtig gut darin, Schwindeleien zu entlarven. «Ja. Ein Date.»
    «Mit Prescott», folgert er.
    «Spielt das eine Rolle?»
    «Ich glaube nicht.» Er streichelt Midas über die Nüstern, dann dreht er sich um und geht ein paar Schritte weg von mir. Sein Gesichtsausdruck macht mich ganz traurig. Er versucht angestrengt, so zu tun, als machte es ihm nichts aus, aber ich kenne ihn besser.
    «Tucker …»
    «Nein, nein, ist schon gut», sagt er. «Ich schätze, ich hätte damit rechnen sollen, dass er seine Chance nutzt, jetzt, da es aus ist zwischen uns. Und, wie ist es so gelaufen?»
    Wortlos starre ich ihn an.
    «Tja, also, allzu gut kann es nicht gewesen sein, sonst wärst du sicher nicht mitten in der Nacht hier aufgekreuzt.»
    «Das», sage ich vorsichtig, «geht dich rein gar nichts an, Tucker Avery.»
    «Tja, da hast du natürlich recht», sagt er. «Wir müssen jetzt jeder für uns allein unseren Weg gehen, nicht? Aber so wie ich das sehe, gibt es da etwas Entscheidendes, das uns daran hindert.»
    Ich halte den Atem an. «Ach ja? Und das wäre?»
    Er wirft mir einen coolen Blick zu. «Du tauchst ständig hier auf.»
    Da hat er nicht ganz unrecht.
    «Hör mal …», sagen wir da beide gleichzeitig. Er seufzt.
    «Du zuerst», sage ich.
    Er kratzt sich am Nacken. «Ich wollte dir sagen, es tut mir leid, dass ich so hässlich zu dir gewesen bin. Du hattest recht. Ich bin ein ziemlicher Mistkerl gewesen.»
    «Ich habe dich überrascht. Und du hast recht. Ich dringe in deine Privatsphäre ein.»
    Er nickt. «Trotzdem, das ist keine Entschuldigung. Du bist nicht das Schlimmste, das unerwartet in meinem Leben passieren kann.»
    «Ach, klasse. Ich bin nicht das Schlimmste .»
    «Nein.»
    Wir lachen, und das Lachen tut gut. Es fühlt sich an wie in alten Zeiten. Aber dann denke ich, vielleicht bin ich ja doch das Schlimmste, das ihm in seinem Leben passieren kann. Er sieht mich mit einem Aufflackern von Begehren in seinen Augen an, das ich nur zu gut kenne, und sofort durchzuckt mich große Angst um ihn. Ich darf nicht zulassen, dass ich ihm nahekomme. Ich bin nicht gut für ihn. Außerdem überlebe ich vielleicht nicht mal dieses Jahr.
    «Aber du wolltest vorhin auch etwas sagen. Also?», meint er.
    «Ach.» Ich kann ihm wohl kaum sagen, was ich gerade gedacht habe. Mit dem Daumen zeige ich auf das offene Scheunentor. «Ich wollte nur sagen, dass ich jetzt gehen sollte.»
    «Okay.»
    Als ich mich nicht rühre, wirft er mir einen verwirrten Blick zu. Dann einen amüsierten. «Ach so. Du willst, dass ich gehe.»
    «Du kannst ruhig bleiben. Nur, der Glanz …»
    «Ja, ja, schon klar.» Dann lächelt er, wobei seine Grübchen sichtbar werden, dann drückt er sich an mir vorbei und geht aufs Tor zu. «Vielleicht sehe ich dich ja mal wieder, Karotte.»
    Nein, das wirst du nicht, denke ich

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