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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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grimmig. Ich muss das beenden. Ich darf nicht mehr herkommen. Ich muss wegbleiben.
    Er hat mich Karotte genannt.

    Angela sitzt immer noch genau in der gleichen Stellung auf Wan Chens Bett wie bei meinem Weggang und schreibt in ihr Heft. Eine ganze Weile starrt sie mich an, als ich plötzlich im Zimmer erscheine.
    «Wow», sagt sie. «Du hattest recht. Das ist wirklich wie das Beamen auf dem Raumschiff Enterprise. Das ist echt cool.»
    «Ich werde allmählich besser», gebe ich zu.
    «Wie ist denn dein Date …», will sie fragen, dann sieht sie meinen Gesichtsausdruck. «Ach. Aha. Also wohl nicht so gut.»
    «Nein, es ist nicht so gut gelaufen», erwidere ich, schleudere meine Schuhe weg und lege mich auf mein Bett.
    Sie zuckt mit den Schultern. «Männer.»
    «Männer.»
    «Wenn wir einen Mann auf den Mond schicken können, wieso dann nicht alle?», fragt sie.
    Ich bin müde, aber ihr Witz bringt mich zum Lachen.
    «Deshalb gebe ich mich gar nicht erst mit Männern ab», sagt sie. «Dafür fehlt mir die Geduld.»
    Genau. Sie gibt sich nicht mit gewöhnlichen Sterblichen ab, wollte sie sagen.
    «Es ist Phen», sagt sie da.
    «Der Vater, meinst du?»
    Sie schrickt zusammen, als habe meine Frage sie überrascht, dann zögert sie den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie ganz leise sagt: «Ja. Aber das wusstest du ja schon.»
    «Äh, ja.»
    «Aber es ist auch Phen in meiner Vision», fährt sie fort. «Der Mann im grauen Anzug. Es ist Phen.»
    Blankes Entsetzen packt mich. «Bist du sicher?»
    Sie nickt heftig und voller Begeisterung. «Ich kann gar nicht glauben, dass ich ihn nicht schon längst erkannt habe. Andauernd hatte ich die Vision, aber ich dachte nicht, dass es dabei um mich ging.»
    «Tja, Visionen können manchmal so tückisch sein.»
    «Ich habe so viel Zeit mit Selbstmitleid vergeudet», sagt sie. «Ich dachte, als das hier passiert ist» – sie deutet mit dem Kopf auf ihren Babybauch –, «hätte ich alles verdorben. Hab ich aber gar nicht. Es sollte so passieren. Es war vorherbestimmt.»
    Ich drehe mich auf den Bauch. «Also was sollst du denn nun tun?»
    «Ich soll ihm von unserem Baby erzählen», antwortet sie. «Der Siebte ist einer von uns.»
    Das scheint mir keine sonderlich gute Idee zu sein, nach allem, was ich über Phen weiß. Bei all seinem Charme – vertrauenswürdig ist er nicht. Aber das will Angela jetzt sicher nicht hören. Wenn es um Phen geht, lässt sie sich einfach nichts sagen.
    «Na schön, sagen wir mal, du hast recht …», setze ich vorsichtig an.
    «Natürlich habe ich recht», meint sie.
    «Natürlich hast du recht», stimme ich zu. «Aber wie soll Phen davon erfahren? Wie kann er wissen, dass er sich hier mit dir treffen soll?»
    «Das ist einfach. Ich habe ihm eine E-Mail geschrieben.»
    Ich versuche, die Vorstellung zu verdauen, dass ein Engel einen E-Mail-Account hat. «Aber Ange …»
    «Er wird kommen, und ich werde es ihm sagen», erklärt sie bestimmt. «Siehst du denn nicht, was das bedeutet, Clara?»
    Nein, das sehe ich nicht.
    «Es bedeutet», erklärt sie feierlich und legt den Arm um ihren Babybauch, «dass alles gut wird.»
    Das bezweifle ich sehr. Aber ausnahmsweise hoffe ich, dass sie recht hat.

[zur Inhaltsübersicht]
    Ein Schritt vor, zwei zurück
    Ich bin wieder im Dunkeln. Verstecke mich.
    Ich weine. Kein Zweifel diesmal. Mein Gesicht ist feucht. Haarsträhnen kleben mir an den Wangen. Tränen sammeln sich unter meinem Kinn und tropfen herab. Etwas ist passiert, das mir nicht aus dem Kopf geht, aber ich begreife es nur in Form von Geräuschen: ein ersticktes Stöhnen, ein Schluchzen, ein paar geflüsterte Worte.
    Gott steh mir bei.
    Ich halte mir die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien. Die Clara, die ich in der Zukunft bin, fühlt sich hilflos. Nutzlos. Verloren. Die Clara, die ich jetzt bin, weiß nicht, wo sie ist. Ich kenne nur die Dunkelheit. Die Angst. Den Klang näher kommender Stimmen. Den Geruch von Blut.
    Es hat keinen Zweck, dass ich mich verstecke. Sie werden mich finden. Mein Schicksal ist bereits entschieden. Ich muss einfach nur darauf warten, dass es passiert. Ich muss tapfer sein, denke ich, und mich dem Ganzen stellen.
    Gott steh mir bei , denke ich, habe aber so wenig Vertrauen darauf, dass Gott es wirklich tun wird.

    Unter einem Baum komme ich zu mir. Etwas Hartes drückt mich im Rücken, und ich taste danach; es ist das Buch, das ich gelesen habe, ehe die Vision mich überfallen hat. Ich schaue mich um, weil ich wissen will, ob

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