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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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schwimmenden Brotstücken übersäten Teich sein Spiegelbild betrachtete. »Um dir eine gewisse Vorstellung zu geben – die Menschheit existierte vor einer Milliarde Jahren noch nicht, auch die Dinosaurier entwickelten sich erst vor knapp zweihundert Millionen Jahren; einem Fünftel des Zeitraums, mit dem wir uns hier beschäftigen. Nein; wir stecken noch mitten im Präkambrium. Auf der Erde gab es Leben, aber keine Vielzeller – höchstens ein paar Schwämme, wenn man Glück hatte.« Wieder betrachtete Fazil die Galaxis-Darstellung. »Aber das war nicht überall so.«
    Die Zivilisationen, etwa eine Million (Khouri hätte die Zahl mit unglaublicher Präzision bestimmen können, aber das erschien ihr plötzlich so kindisch und pedantisch, als gäbe man sein Alter auf den Monat genau an), waren nicht alle zur gleichen Zeit entstanden und hatten sich nicht alle gleich lange erhalten. Fazil zufolge (aber das sah sie auf einer sehr elementaren Ebene auch selbst) hatte die Galaxis erst vor vier Milliarden Jahren eine Entwicklungsstufe erreicht, die das Aufkommen intelligenter Strukturen ermöglichte. Doch auch an diesem Punkt minimaler galaktischer Reife waren nicht alle Zivilisationen schlagartig zur gleichen Zeit aufgetaucht. Die Entwicklung der Intelligenz war in Schüben verlaufen, einige Zivilisationen hatten sich Welten ausgesucht, wo das Tempo der Evolution aus welchen Gründen auch immer hinter der Norm zurückblieb, manchmal war der Aufstieg des Lebens auch von einer ungewöhnlich hohen Katastrophendichte behindert worden.
    Doch irgendwann – zwei oder drei Milliarden Jahre, nachdem auf der jeweiligen Heimatwelt zum ersten Mal Leben entstanden waren – hatten einige Zivilisationen die Raumfahrt entwickelt. Von da an breiteten sich die meisten rasant über die Galaxis aus, auch wenn es immer ein paar Stubenhocker gab, die lieber ihr eigenes Sonnensystem, manchmal auch nur den Raum um den eigenen Planeten kolonisierten. Im Allgemeinen vollzog sich die Expansion jedoch sehr rasch, mit einer durchschnittlichen Driftrate zwischen einem Zehntel und einem Hundertstel Lichtgeschwindigkeit. Das hörte sich langsam an, war aber in Wirklichkeit rasend schnell, wenn man bedachte, dass die Galaxis Milliarden von Jahren alt war und nur einen Durchmesser von hunderttausend Lichtjahren hatte. Hätten diese raumfahrenden Zivilisationen sich ungehindert ausbreiten dürfen, dann hätte sich jede von ihnen in der lächerlichen kurzen Zeit von wenigen zehn Millionen Jahren zum Herrn über die gesamte Galaxis aufschwingen können. Wenn es so gekommen wäre – eine einzige Macht, ein sauberes imperialistisches Regime –, wäre vielleicht alles Weitere anders verlaufen.
    Stattdessen hatte sich die erste Zivilisation am unteren Ende des expansionistischen Geschwindigkeitsspektrums befunden und war mit der Expansionswelle eines zweiten, jüngeren Emporkömmlings kollidiert. Diese zweite Zivilisation war zwar jünger gewesen, der ersten aber technisch ebenbürtig und auch durchaus imstande, sich aggressiv zu verhalten, wo es erforderlich war. Es kam zu einer Auseinandersetzung, die man – in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – als galaktischen Krieg bezeichnen könnte; Reibereien zwischen den beiden wachsenden Imperien schlugen sprühende Funken, die sich zu riesigen Feuerrädern auswuchsen. Bald wurden andere aufstrebende Zivilisationen in den Konflikt hineingezogen. Irgendwann waren mehrere tausend raumfahrende Zivilisationen – mehr oder weniger stark – an den Auseinandersetzungen beteiligt, für die es in den tausend Ursprachen der Kombattanten viele verschiedene Namen gab. Für einige davon fand sich keine sinnvolle Entsprechung in einem der menschlichen Idiome. Doch mehr als eine Kultur benutzte einen Ausdruck der – unter gebührender Berücksichtigung der Kommunikationsschwellen zwischen verschiedenen Arten – als ›Morgenkrieg‹ zu übersetzen wäre.
    Es war ein Krieg, der die gesamte Galaxis (und die beiden kleineren Satelliten-Galaxien, die um die Milchstraße kreisten) in Mitleidenschaft zog und nicht nur Planeten, sondern ganze Sonnen- und Sternsysteme, Sternhaufen, ja ganze Spiralarme verschlang. Khouri erfuhr, dass Spuren davon bis auf den heutigen Tag zu finden waren, wenn man nur an den richtigen Stellen suchte. In einigen Regionen der Galaxis gab es ungewöhnlich hohe Konzentrationen von toten Sternen, und die Anordnung der noch leuchtenden Sonnen entsprach nicht der Norm; über Lichtjahre verteilt

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