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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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den Arm gehoben, doch im letzten Moment änderte sie ihre Meinung. »Schön, Khouri. Sie trainieren mit uns. Aber das hat nichts zu bedeuten, ist das klar?«
    O ja, nur allzu klar. Das Verhältnis zwischen Khouri und Volyova hatte sich verändert – seit Khouri Volyova die Lüge von der feindlichen Crew aufgetischt hatte, für die sie angeblich als Infiltrator tätig war. Die Mademoiselle hatte ihren Schützling auf dieses kleine Gespräch lange vorbereitet, und offenbar hatte alles geklappt wie am Schnürchen, bis hinunter zu der Masche, die – natürlich völlig unschuldige – Galatea bewusst nicht zu erwähnen und Volyova die stille Genugtuung zu gönnen, selbst den logischen Schluss zu ziehen. Es war eine falsche Spur, aber wichtig war nur, dass Volyova darauf hereingefallen war. Volyova hatte auch die Geschichte über Sonnendieb als menschenprogrammierte Infiltrationssoftware geschluckt und vorerst schien ihre Neugier gestillt. Nun waren die beiden Frauen nahezu gleichrangig, und beide hatten sie vor der übrigen Mannschaft etwas zu verbergen, auch wenn das, was Volyova über Khouri zu wissen glaubte, nicht einmal annähernd die Wahrheit war.
    »Ich verstehe«, sagte Khouri.
    »Trotzdem ist es ein Jammer.« Volyova lächelte. »Ich habe den Eindruck, Sie wollten Sylveste schon immer gern kennen lernen. Aber die Gelegenheit dazu bekommen Sie natürlich, wenn wir ihn an Bord bringen…«
    Khouri lächelte. »Und damit muss ich mich wohl zufrieden geben?«
    Saal zwei war ein leerer Doppelgänger des Gewölbes mit den Weltraumgeschützen.
    Anders als der Geschützpark war er allerdings belüftet und hatte Standarddruck. Das war kein reiner Luxus; Saal zwei enthielt die größte Menge atembarer Luft auf dem ganzen Lichtschiff und diente deshalb als Reservoir, aus dem man sonst luftleere Schiffsregionen versorgte, wenn sie von Menschen ohne Raumanzug betreten werden mussten.
    Normalerweise hätte der Antrieb die Illusion von 1 Ge Schwerkraft geliefert, denn er wirkte entlang der Längsachse des Schiffs, und die ging auch durch den annähernd zylindrischen Raum. Aber jetzt war der Antrieb abgestellt – das Schiff kreiste um Resurgam –, und so wurde der Raum im Ganzen gedreht, um das Gefühl von Schwere zu erzeugen. Das hieß, dass die Schwerkraft in einem Winkel von neunzig Grad zur Längsachse wirkte und von der Mitte strahlenförmig nach außen drückte. Im Zentrum war kaum etwas davon zu spüren; hier schwebte ein Gegenstand Minuten lang, bis ihn der unvermeidliche kleine Anfangsschub langsam nach außen trug. Dann wurde der Winddruck der ebenfalls rotierenden Luft stärker und zog ihn immer schneller immer weiter nach unten. Aber nichts ›fiel‹ in diesem Raum in gerader Linie zu Boden, jedenfalls nicht aus dem Blickwinkel eines Beobachters, der an der rotierenden Wand stand.
    Sie betraten den Zylinder an einem Ende durch eine gepanzerte Türklappe, die an der Innenseite zahlreiche Brandspuren und Projektileinschläge aufwies. Die übrigen sichtbaren Flächen waren in ganz ähnlichem Zustand; so weit Khouri sehen konnte (und dank der Sichtverstärkungsprogramme des Anzugs konnte sie so weit sehen, wie sie wollte), gab es keinen Quadratmeter Wand, der nicht von irgendeiner Waffe aufgerissen, verkratzt, durchlöchert, verschrammt, ausgebeult, geschmolzen oder korrodiert gewesen wäre. Ursprünglich mochten die Wände silbern gewesen sein; jetzt leuchtete das Metall so purpurrot wie ein gigantischer Bluterguss. Beleuchtet wurde der Saal nicht aus einer stationären Lichtquelle, sondern mit Dutzenden von frei schwebenden Drohnen, von denen jede einen Bereich der Wand in strahlend helles Scheinwerferlicht tauchte. Die Drohnen waren wie aufgescheuchte Glühwürmchen in ständiger Bewegung. Infolgedessen blieb kein Schatten länger als eine Sekunde lang an derselben Stelle, und man konnte nicht länger als eine Sekunde in eine Richtung schauen, bevor ein blendend heller Beleuchtungskörper ins Blickfeld schwebte und alles andere auslöschte.
    »Kommst du damit auch wirklich klar?«, fragte Sudjic, als die Tür hinter ihnen zufiel. »Du solltest den Anzug nicht beschädigen. Was man zerbricht, hat man gekauft, verstehst du?«
    »Kümmere dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten«, gab Khouri zurück. Dann schaltete sie auf die Privatverbindung um, so dass nur Sudjic allein sie hören konnte. »Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich nicht besonders leiden

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